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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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Verdruß zu ersparen, und weder ein gutes noch
böses Urtheil über solche Systeme zu wagen,
weil der Grund derselben oft sehr tief verbor¬
gen liegt.

3.

Haben aber Vorwitz, übel geordnete Be¬
gierde thätig zu seyn, Neugier, Ueberredung,
Eitelkeit, oder andre Bewegungsgründe Dich
verleitet, in eine solche Verbindung zu treten;
so hüte Dich wenigstens, von den nemlichen
Thorheiten und Schwärmereyen angesteckt, von
dem nemlichen Secten-Geiste hingerissen zu wer¬
den! Hüte Dich, das Spielwerk, die Ma¬
schiene verkappter Bösewichte zu werden! Drin¬
ge, wenn Du kein Knabe mehr bist, auf deut¬
liche Entwicklung des ganzen Systems. Nim
nicht eher Andre auf, als bis Du selbst vollkom¬
men unterrichtet bist! Laß Dich nicht durch räth¬
selhafte Vorspiegelungen, durch große Verheis¬
sungen, durch blendende Plane zum Besten der
Menschheit, durch den Anschein von Uneigen¬
nützigkeit, Heiligkeit und Reinigkeit der Absicht
blenden: sondern fordre Beweise von Thaten
und gänzliche Uebersicht! Wirft man Dir dann
Deinen Mangel an Empfänglichkeit, Deine

Un¬

Verdruß zu erſparen, und weder ein gutes noch
boͤſes Urtheil uͤber ſolche Syſteme zu wagen,
weil der Grund derſelben oft ſehr tief verbor¬
gen liegt.

3.

Haben aber Vorwitz, uͤbel geordnete Be¬
gierde thaͤtig zu ſeyn, Neugier, Ueberredung,
Eitelkeit, oder andre Bewegungsgruͤnde Dich
verleitet, in eine ſolche Verbindung zu treten;
ſo huͤte Dich wenigſtens, von den nemlichen
Thorheiten und Schwaͤrmereyen angeſteckt, von
dem nemlichen Secten-Geiſte hingeriſſen zu wer¬
den! Huͤte Dich, das Spielwerk, die Ma¬
ſchiene verkappter Boͤſewichte zu werden! Drin¬
ge, wenn Du kein Knabe mehr biſt, auf deut¬
liche Entwicklung des ganzen Syſtems. Nim
nicht eher Andre auf, als bis Du ſelbſt vollkom¬
men unterrichtet biſt! Laß Dich nicht durch raͤth¬
ſelhafte Vorſpiegelungen, durch große Verheiſ¬
ſungen, durch blendende Plane zum Beſten der
Menſchheit, durch den Anſchein von Uneigen¬
nuͤtzigkeit, Heiligkeit und Reinigkeit der Abſicht
blenden: ſondern fordre Beweiſe von Thaten
und gaͤnzliche Ueberſicht! Wirft man Dir dann
Deinen Mangel an Empfaͤnglichkeit, Deine

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[172/0194] Verdruß zu erſparen, und weder ein gutes noch boͤſes Urtheil uͤber ſolche Syſteme zu wagen, weil der Grund derſelben oft ſehr tief verbor¬ gen liegt. 3. Haben aber Vorwitz, uͤbel geordnete Be¬ gierde thaͤtig zu ſeyn, Neugier, Ueberredung, Eitelkeit, oder andre Bewegungsgruͤnde Dich verleitet, in eine ſolche Verbindung zu treten; ſo huͤte Dich wenigſtens, von den nemlichen Thorheiten und Schwaͤrmereyen angeſteckt, von dem nemlichen Secten-Geiſte hingeriſſen zu wer¬ den! Huͤte Dich, das Spielwerk, die Ma¬ ſchiene verkappter Boͤſewichte zu werden! Drin¬ ge, wenn Du kein Knabe mehr biſt, auf deut¬ liche Entwicklung des ganzen Syſtems. Nim nicht eher Andre auf, als bis Du ſelbſt vollkom¬ men unterrichtet biſt! Laß Dich nicht durch raͤth¬ ſelhafte Vorſpiegelungen, durch große Verheiſ¬ ſungen, durch blendende Plane zum Beſten der Menſchheit, durch den Anſchein von Uneigen¬ nuͤtzigkeit, Heiligkeit und Reinigkeit der Abſicht blenden: ſondern fordre Beweiſe von Thaten und gaͤnzliche Ueberſicht! Wirft man Dir dann Deinen Mangel an Empfaͤnglichkeit, Deine Un¬

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/194>, abgerufen am 21.11.2024.