Siebentes Capittel. Ueber den Umgang mit Leuten von allerley Lebensart und Gewerbe.
1.
Zuerst von den so genannten Aventuriers! Ich rede hier nicht von den eigentlichen Betrügern und Gaunern; Von Diesen soll gleich nachher gehandelt werden; sondern von der unschädlichen Art der Abentheurer, die, wenn sie sich mit Madam Fortuna gar zu oft überworfen haben, zuletzt an die kleinen Neckereyen dieses launich¬ ten Weibes so gewöhnt sind, daß sie immer auf's Neue blindlings in den Glückstopf hineingrei¬ fen, und es wagen, entweder auf die Finger ge¬ klopft zu werden, oder einmal einen fetten Bro¬ cken zu erhaschen. Sie leben ohne festen Plan für den folgenden Tag, auf gute Hofnung los, unternehmen alles, was ihnen für den Augen¬ blick eine Aussicht zu einigem Unterhalte zu er¬ öfnen scheint. Wo eine reiche Witwe zu hey¬ rathen, eine Pension, eine Bedienung an irgend einem Hofe, oder dergleichen zu erhalten ist; da sind sie nicht saumselig. Sie taufen sich, adeln
sich
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Siebentes Capittel. Ueber den Umgang mit Leuten von allerley Lebensart und Gewerbe.
1.
Zuerſt von den ſo genannten Aventuriers! Ich rede hier nicht von den eigentlichen Betruͤgern und Gaunern; Von Dieſen ſoll gleich nachher gehandelt werden; ſondern von der unſchaͤdlichen Art der Abentheurer, die, wenn ſie ſich mit Madam Fortuna gar zu oft uͤberworfen haben, zuletzt an die kleinen Neckereyen dieſes launich¬ ten Weibes ſo gewoͤhnt ſind, daß ſie immer auf’s Neue blindlings in den Gluͤckstopf hineingrei¬ fen, und es wagen, entweder auf die Finger ge¬ klopft zu werden, oder einmal einen fetten Bro¬ cken zu erhaſchen. Sie leben ohne feſten Plan fuͤr den folgenden Tag, auf gute Hofnung los, unternehmen alles, was ihnen fuͤr den Augen¬ blick eine Ausſicht zu einigem Unterhalte zu er¬ oͤfnen ſcheint. Wo eine reiche Witwe zu hey¬ rathen, eine Penſion, eine Bedienung an irgend einem Hofe, oder dergleichen zu erhalten iſt; da ſind ſie nicht ſaumſelig. Sie taufen ſich, adeln
ſich
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Siebentes Capittel.
Ueber den Umgang mit Leuten von allerley
Lebensart und Gewerbe.
1.
Zuerſt von den ſo genannten Aventuriers! Ich
rede hier nicht von den eigentlichen Betruͤgern
und Gaunern; Von Dieſen ſoll gleich nachher
gehandelt werden; ſondern von der unſchaͤdlichen
Art der Abentheurer, die, wenn ſie ſich mit
Madam Fortuna gar zu oft uͤberworfen haben,
zuletzt an die kleinen Neckereyen dieſes launich¬
ten Weibes ſo gewoͤhnt ſind, daß ſie immer auf’s
Neue blindlings in den Gluͤckstopf hineingrei¬
fen, und es wagen, entweder auf die Finger ge¬
klopft zu werden, oder einmal einen fetten Bro¬
cken zu erhaſchen. Sie leben ohne feſten Plan
fuͤr den folgenden Tag, auf gute Hofnung los,
unternehmen alles, was ihnen fuͤr den Augen¬
blick eine Ausſicht zu einigem Unterhalte zu er¬
oͤfnen ſcheint. Wo eine reiche Witwe zu hey¬
rathen, eine Penſion, eine Bedienung an irgend
einem Hofe, oder dergleichen zu erhalten iſt; da
ſind ſie nicht ſaumſelig. Sie taufen ſich, adeln
ſich
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/173>, abgerufen am 30.12.2024.
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