verleyhe nicht viel Bücher, und errichte keine Lese-Gesellschaften! Man kann es sonst wahr¬ lich den armen Handelsmännern nicht übel neh¬ men, daß sie sich, durch Nachdruck, kleine Künste und sparsames Honorarium, an ihren Collegen, am Publico und an den Autorn zu erholen su¬ chen, wenn unter zwanzig Personen kaum Ei¬ ner ein Buch kauft, die Uebrigen aber umsonst mitlesen.
6.
Ich habe im ersten Theile dieses Buchs, bey Gelegenheit, da ich Bemerkungen über den Umgang mit Wohlthätern machte, zugleich von dem Betragen in Rücksicht auf Lehrer und Er¬ zieher geredet. Unter dieser Classe habe ich aber die so genannten Maeitres, daß heisst: die stun¬ denweise bedungenen Unterweiser in Sprachen und Künsten, nicht mit begriffen. Von Diesen werde ich daher noch hier ein Paar Worte sagen.
Würklich ist es eine recht lästige Beschäfti¬ gung, zu Erringung seines Unterhalts, den gan¬ zen Tag durch, in Wind und Wetter, von einem Hause in das andre zu laufen und, ohne freye
Wahl
I 4
verleyhe nicht viel Buͤcher, und errichte keine Leſe-Geſellſchaften! Man kann es ſonſt wahr¬ lich den armen Handelsmaͤnnern nicht uͤbel neh¬ men, daß ſie ſich, durch Nachdruck, kleine Kuͤnſte und ſparſames Honorarium, an ihren Collegen, am Publico und an den Autorn zu erholen ſu¬ chen, wenn unter zwanzig Perſonen kaum Ei¬ ner ein Buch kauft, die Uebrigen aber umſonſt mitleſen.
6.
Ich habe im erſten Theile dieſes Buchs, bey Gelegenheit, da ich Bemerkungen uͤber den Umgang mit Wohlthaͤtern machte, zugleich von dem Betragen in Ruͤckſicht auf Lehrer und Er¬ zieher geredet. Unter dieſer Claſſe habe ich aber die ſo genannten Maîtres, daß heiſſt: die ſtun¬ denweiſe bedungenen Unterweiſer in Sprachen und Kuͤnſten, nicht mit begriffen. Von Dieſen werde ich daher noch hier ein Paar Worte ſagen.
Wuͤrklich iſt es eine recht laͤſtige Beſchaͤfti¬ gung, zu Erringung ſeines Unterhalts, den gan¬ zen Tag durch, in Wind und Wetter, von einem Hauſe in das andre zu laufen und, ohne freye
Wahl
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verleyhe nicht viel Buͤcher, und errichte keine
Leſe-Geſellſchaften! Man kann es ſonſt wahr¬
lich den armen Handelsmaͤnnern nicht uͤbel neh¬
men, daß ſie ſich, durch Nachdruck, kleine Kuͤnſte
und ſparſames Honorarium, an ihren Collegen,
am Publico und an den Autorn zu erholen ſu¬
chen, wenn unter zwanzig Perſonen kaum Ei¬
ner ein Buch kauft, die Uebrigen aber umſonſt
mitleſen.
6.
Ich habe im erſten Theile dieſes Buchs,
bey Gelegenheit, da ich Bemerkungen uͤber den
Umgang mit Wohlthaͤtern machte, zugleich von
dem Betragen in Ruͤckſicht auf Lehrer und Er¬
zieher geredet. Unter dieſer Claſſe habe ich aber
die ſo genannten Maîtres, daß heiſſt: die ſtun¬
denweiſe bedungenen Unterweiſer in Sprachen
und Kuͤnſten, nicht mit begriffen. Von Dieſen
werde ich daher noch hier ein Paar Worte ſagen.
Wuͤrklich iſt es eine recht laͤſtige Beſchaͤfti¬
gung, zu Erringung ſeines Unterhalts, den gan¬
zen Tag durch, in Wind und Wetter, von einem
Hauſe in das andre zu laufen und, ohne freye
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/157>, abgerufen am 21.12.2024.
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