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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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Daß man in Gegenwart eines Officiers
nie, auch nicht das Mindeste zum Nachtheile die¬
ses Standes vorbringen dürfe, versteht sich wohl
um so mehr von selbst, da es in der That nö¬
thig ist, daß der Soldat seinen Stand für den
ersten und wichtigsten in der Welt halte --
Denn was soll ihn denn bewegen, sich einer so
beschwerlichen und gefährlichen Lebensart zu
widmen, wenn es nicht die Ansprüche auf Ruhm
und Ehre sind?

Endlich pflegt bey dem Soldatenstande eine
Art von ofnen, treuherzigen, nicht sehr feyerli¬
chen, sondern muntern, freyen, und durch ge¬
sitteten Scherz gewürzten Betragen uns beliebt
zu machen, mit welchem man daher vertrauet
werden muß, wenn man mit dieser Classe viel
leben will.

4.

Kein Stand hat vielleicht so viel Annehmlich¬
keit, als der eines Kaufmanns, wenn dieser nicht
ganz mit leerer Hand anfängt, wenn das Glück
ihm nicht entschieden zuwieder ist, wenn er ein
wenig vor sich gebracht hat, wenn er seine Un¬

ter¬

Daß man in Gegenwart eines Officiers
nie, auch nicht das Mindeſte zum Nachtheile die¬
ſes Standes vorbringen duͤrfe, verſteht ſich wohl
um ſo mehr von ſelbſt, da es in der That noͤ¬
thig iſt, daß der Soldat ſeinen Stand fuͤr den
erſten und wichtigſten in der Welt halte —
Denn was ſoll ihn denn bewegen, ſich einer ſo
beſchwerlichen und gefaͤhrlichen Lebensart zu
widmen, wenn es nicht die Anſpruͤche auf Ruhm
und Ehre ſind?

Endlich pflegt bey dem Soldatenſtande eine
Art von ofnen, treuherzigen, nicht ſehr feyerli¬
chen, ſondern muntern, freyen, und durch ge¬
ſitteten Scherz gewuͤrzten Betragen uns beliebt
zu machen, mit welchem man daher vertrauet
werden muß, wenn man mit dieſer Claſſe viel
leben will.

4.

Kein Stand hat vielleicht ſo viel Annehmlich¬
keit, als der eines Kaufmanns, wenn dieſer nicht
ganz mit leerer Hand anfaͤngt, wenn das Gluͤck
ihm nicht entſchieden zuwieder iſt, wenn er ein
wenig vor ſich gebracht hat, wenn er ſeine Un¬

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[124/0146] Daß man in Gegenwart eines Officiers nie, auch nicht das Mindeſte zum Nachtheile die¬ ſes Standes vorbringen duͤrfe, verſteht ſich wohl um ſo mehr von ſelbſt, da es in der That noͤ¬ thig iſt, daß der Soldat ſeinen Stand fuͤr den erſten und wichtigſten in der Welt halte — Denn was ſoll ihn denn bewegen, ſich einer ſo beſchwerlichen und gefaͤhrlichen Lebensart zu widmen, wenn es nicht die Anſpruͤche auf Ruhm und Ehre ſind? Endlich pflegt bey dem Soldatenſtande eine Art von ofnen, treuherzigen, nicht ſehr feyerli¬ chen, ſondern muntern, freyen, und durch ge¬ ſitteten Scherz gewuͤrzten Betragen uns beliebt zu machen, mit welchem man daher vertrauet werden muß, wenn man mit dieſer Claſſe viel leben will. 4. Kein Stand hat vielleicht ſo viel Annehmlich¬ keit, als der eines Kaufmanns, wenn dieſer nicht ganz mit leerer Hand anfaͤngt, wenn das Gluͤck ihm nicht entſchieden zuwieder iſt, wenn er ein wenig vor ſich gebracht hat, wenn er ſeine Un¬ ter¬

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/146>, abgerufen am 03.12.2024.