Daß man in Gegenwart eines Officiers nie, auch nicht das Mindeste zum Nachtheile die¬ ses Standes vorbringen dürfe, versteht sich wohl um so mehr von selbst, da es in der That nö¬ thig ist, daß der Soldat seinen Stand für den ersten und wichtigsten in der Welt halte -- Denn was soll ihn denn bewegen, sich einer so beschwerlichen und gefährlichen Lebensart zu widmen, wenn es nicht die Ansprüche auf Ruhm und Ehre sind?
Endlich pflegt bey dem Soldatenstande eine Art von ofnen, treuherzigen, nicht sehr feyerli¬ chen, sondern muntern, freyen, und durch ge¬ sitteten Scherz gewürzten Betragen uns beliebt zu machen, mit welchem man daher vertrauet werden muß, wenn man mit dieser Classe viel leben will.
4.
Kein Stand hat vielleicht so viel Annehmlich¬ keit, als der eines Kaufmanns, wenn dieser nicht ganz mit leerer Hand anfängt, wenn das Glück ihm nicht entschieden zuwieder ist, wenn er ein wenig vor sich gebracht hat, wenn er seine Un¬
ter¬
Daß man in Gegenwart eines Officiers nie, auch nicht das Mindeſte zum Nachtheile die¬ ſes Standes vorbringen duͤrfe, verſteht ſich wohl um ſo mehr von ſelbſt, da es in der That noͤ¬ thig iſt, daß der Soldat ſeinen Stand fuͤr den erſten und wichtigſten in der Welt halte — Denn was ſoll ihn denn bewegen, ſich einer ſo beſchwerlichen und gefaͤhrlichen Lebensart zu widmen, wenn es nicht die Anſpruͤche auf Ruhm und Ehre ſind?
Endlich pflegt bey dem Soldatenſtande eine Art von ofnen, treuherzigen, nicht ſehr feyerli¬ chen, ſondern muntern, freyen, und durch ge¬ ſitteten Scherz gewuͤrzten Betragen uns beliebt zu machen, mit welchem man daher vertrauet werden muß, wenn man mit dieſer Claſſe viel leben will.
4.
Kein Stand hat vielleicht ſo viel Annehmlich¬ keit, als der eines Kaufmanns, wenn dieſer nicht ganz mit leerer Hand anfaͤngt, wenn das Gluͤck ihm nicht entſchieden zuwieder iſt, wenn er ein wenig vor ſich gebracht hat, wenn er ſeine Un¬
ter¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0146"n="124"/><p>Daß man in Gegenwart eines Officiers<lb/>
nie, auch nicht das Mindeſte zum Nachtheile die¬<lb/>ſes Standes vorbringen duͤrfe, verſteht ſich wohl<lb/>
um ſo mehr von ſelbſt, da es in der That noͤ¬<lb/>
thig iſt, daß der Soldat ſeinen Stand fuͤr den<lb/>
erſten und wichtigſten in der Welt halte —<lb/>
Denn was ſoll ihn denn bewegen, ſich einer ſo<lb/>
beſchwerlichen und gefaͤhrlichen Lebensart zu<lb/>
widmen, wenn es nicht die Anſpruͤche auf Ruhm<lb/>
und Ehre ſind?</p><lb/><p>Endlich pflegt bey dem Soldatenſtande eine<lb/>
Art von ofnen, treuherzigen, nicht ſehr feyerli¬<lb/>
chen, ſondern muntern, freyen, und durch ge¬<lb/>ſitteten Scherz gewuͤrzten Betragen uns beliebt<lb/>
zu machen, mit welchem man daher vertrauet<lb/>
werden muß, wenn man mit dieſer Claſſe viel<lb/>
leben will.</p><lb/></div><divn="3"><head>4.<lb/></head><p>Kein Stand hat vielleicht ſo viel Annehmlich¬<lb/>
keit, als der eines Kaufmanns, wenn dieſer nicht<lb/>
ganz mit leerer Hand anfaͤngt, wenn das Gluͤck<lb/>
ihm nicht entſchieden zuwieder iſt, wenn er ein<lb/>
wenig vor ſich gebracht hat, wenn er ſeine Un¬<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ter¬<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[124/0146]
Daß man in Gegenwart eines Officiers
nie, auch nicht das Mindeſte zum Nachtheile die¬
ſes Standes vorbringen duͤrfe, verſteht ſich wohl
um ſo mehr von ſelbſt, da es in der That noͤ¬
thig iſt, daß der Soldat ſeinen Stand fuͤr den
erſten und wichtigſten in der Welt halte —
Denn was ſoll ihn denn bewegen, ſich einer ſo
beſchwerlichen und gefaͤhrlichen Lebensart zu
widmen, wenn es nicht die Anſpruͤche auf Ruhm
und Ehre ſind?
Endlich pflegt bey dem Soldatenſtande eine
Art von ofnen, treuherzigen, nicht ſehr feyerli¬
chen, ſondern muntern, freyen, und durch ge¬
ſitteten Scherz gewuͤrzten Betragen uns beliebt
zu machen, mit welchem man daher vertrauet
werden muß, wenn man mit dieſer Claſſe viel
leben will.
4.
Kein Stand hat vielleicht ſo viel Annehmlich¬
keit, als der eines Kaufmanns, wenn dieſer nicht
ganz mit leerer Hand anfaͤngt, wenn das Gluͤck
ihm nicht entſchieden zuwieder iſt, wenn er ein
wenig vor ſich gebracht hat, wenn er ſeine Un¬
ter¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/146>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.