Hauptpuncte, worauf es dabey ankömmt, sind: ihnen zu zeigen, daß man dem Geschäfte gewach¬ sen sey, daß man einen Künstler zu beurtheilen und zurechtzuweisen verstehe; sie an Punctlich¬ keit und Ordnung zu gewöhnen, und bey der ersten Uebertretung, Naseweisigkeit oder Zügel¬ losigkeit, Strenge fühlen zu lassen; sie übrigens aber, nach Verhältniß der Talente und der sitlichen Aufführung eines Jeden, mit Höflich¬ keit und Auszeichnung zu behandeln, ohne sich je gemein mit ihnen zu machen.
10.
Ermuntre durch bescheidenes Lob, aber schmeichle nicht, erhebe nicht zur Ungebühr den jungen angehenden Schriftsteller und Künstler! dadurch verdirbt man die Mehrsten von ihnen in Teutschland. Das übertriebene Beklatschen und Lobpreisen macht sie schwindlicht, aufgebla¬ sen, hochmüthig. Sie beeifern sich dann nicht weiter, der größern Vollkommenheit nachzustre¬ ben, und hören auf, ein Publicum zu respecti¬ ren, das so leicht zu befriedigen scheint.
11.
So wenig Vortheil man von der Vertrau¬ lichkeit mit Künstlern von gemeiner Art hat;
so
Hauptpuncte, worauf es dabey ankoͤmmt, ſind: ihnen zu zeigen, daß man dem Geſchaͤfte gewach¬ ſen ſey, daß man einen Kuͤnſtler zu beurtheilen und zurechtzuweiſen verſtehe; ſie an Punctlich¬ keit und Ordnung zu gewoͤhnen, und bey der erſten Uebertretung, Naſeweiſigkeit oder Zuͤgel¬ loſigkeit, Strenge fuͤhlen zu laſſen; ſie uͤbrigens aber, nach Verhaͤltniß der Talente und der ſitlichen Auffuͤhrung eines Jeden, mit Hoͤflich¬ keit und Auszeichnung zu behandeln, ohne ſich je gemein mit ihnen zu machen.
10.
Ermuntre durch beſcheidenes Lob, aber ſchmeichle nicht, erhebe nicht zur Ungebuͤhr den jungen angehenden Schriftſteller und Kuͤnſtler! dadurch verdirbt man die Mehrſten von ihnen in Teutſchland. Das uͤbertriebene Beklatſchen und Lobpreiſen macht ſie ſchwindlicht, aufgebla¬ ſen, hochmuͤthig. Sie beeifern ſich dann nicht weiter, der groͤßern Vollkommenheit nachzuſtre¬ ben, und hoͤren auf, ein Publicum zu reſpecti¬ ren, das ſo leicht zu befriedigen ſcheint.
11.
So wenig Vortheil man von der Vertrau¬ lichkeit mit Kuͤnſtlern von gemeiner Art hat;
ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0117"n="95"/>
Hauptpuncte, worauf es dabey ankoͤmmt, ſind:<lb/>
ihnen zu zeigen, daß man dem Geſchaͤfte gewach¬<lb/>ſen ſey, daß man einen Kuͤnſtler zu beurtheilen<lb/>
und zurechtzuweiſen verſtehe; ſie an Punctlich¬<lb/>
keit und Ordnung zu gewoͤhnen, und bey der<lb/>
erſten Uebertretung, Naſeweiſigkeit oder Zuͤgel¬<lb/>
loſigkeit, Strenge fuͤhlen zu laſſen; ſie uͤbrigens<lb/>
aber, nach Verhaͤltniß der Talente und der<lb/>ſitlichen Auffuͤhrung eines Jeden, mit Hoͤflich¬<lb/>
keit und Auszeichnung zu behandeln, ohne ſich<lb/>
je gemein mit ihnen zu machen.</p><lb/></div><divn="3"><head>10.<lb/></head><p>Ermuntre durch beſcheidenes Lob, aber<lb/>ſchmeichle nicht, erhebe nicht zur Ungebuͤhr den<lb/>
jungen angehenden Schriftſteller und Kuͤnſtler!<lb/>
dadurch verdirbt man die Mehrſten von ihnen<lb/>
in Teutſchland. Das uͤbertriebene Beklatſchen<lb/>
und Lobpreiſen macht ſie ſchwindlicht, aufgebla¬<lb/>ſen, hochmuͤthig. Sie beeifern ſich dann nicht<lb/>
weiter, der groͤßern Vollkommenheit nachzuſtre¬<lb/>
ben, und hoͤren auf, ein Publicum zu reſpecti¬<lb/>
ren, das ſo leicht zu befriedigen ſcheint.</p><lb/></div><divn="3"><head>11.<lb/></head><p>So wenig Vortheil man von der Vertrau¬<lb/>
lichkeit mit Kuͤnſtlern von gemeiner Art hat;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſo<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[95/0117]
Hauptpuncte, worauf es dabey ankoͤmmt, ſind:
ihnen zu zeigen, daß man dem Geſchaͤfte gewach¬
ſen ſey, daß man einen Kuͤnſtler zu beurtheilen
und zurechtzuweiſen verſtehe; ſie an Punctlich¬
keit und Ordnung zu gewoͤhnen, und bey der
erſten Uebertretung, Naſeweiſigkeit oder Zuͤgel¬
loſigkeit, Strenge fuͤhlen zu laſſen; ſie uͤbrigens
aber, nach Verhaͤltniß der Talente und der
ſitlichen Auffuͤhrung eines Jeden, mit Hoͤflich¬
keit und Auszeichnung zu behandeln, ohne ſich
je gemein mit ihnen zu machen.
10.
Ermuntre durch beſcheidenes Lob, aber
ſchmeichle nicht, erhebe nicht zur Ungebuͤhr den
jungen angehenden Schriftſteller und Kuͤnſtler!
dadurch verdirbt man die Mehrſten von ihnen
in Teutſchland. Das uͤbertriebene Beklatſchen
und Lobpreiſen macht ſie ſchwindlicht, aufgebla¬
ſen, hochmuͤthig. Sie beeifern ſich dann nicht
weiter, der groͤßern Vollkommenheit nachzuſtre¬
ben, und hoͤren auf, ein Publicum zu reſpecti¬
ren, das ſo leicht zu befriedigen ſcheint.
11.
So wenig Vortheil man von der Vertrau¬
lichkeit mit Kuͤnſtlern von gemeiner Art hat;
ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/117>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.