Gehe von niemand und laß niemand von Dir, ohne ihm etwas Lehrreiches, oder etwas Verbindliches gesagt und mit auf den Weg gegeben zu haben; aber beydes auf eine Art, die ihm wohlthue, seine Bescheidenheit nicht empöre und nicht studiert scheine, daß er die Stunde nicht verlohren zu haben glaube, die er bey Dir zugebracht hat, und daß er fühle, Du nehmest Interesse an seiner Person, es gehe Dir von Herzen, Du verkaufest nicht blos Deine Höflichkeits-Waare ohne Unter¬ schied jedem Vorübergehenden.
18.
Das Nemliche gilt von Briefen. Brief¬ wechsel ist schriftlicher Umgang; Fast alles, was ich vom persönlichen Umgange mit Men¬ schen sage, leidet Anwendung auf den Brief¬ wechsel. Nimm Dir also auch vor, nie irgend einen ganz leeren Brief zu schreiben, in wel¬ chem nicht wenigstens etwas stünde, so dem,
Gehe von niemand und laß niemand von Dir, ohne ihm etwas Lehrreiches, oder etwas Verbindliches geſagt und mit auf den Weg gegeben zu haben; aber beydes auf eine Art, die ihm wohlthue, ſeine Beſcheidenheit nicht empoͤre und nicht ſtudiert ſcheine, daß er die Stunde nicht verlohren zu haben glaube, die er bey Dir zugebracht hat, und daß er fuͤhle, Du nehmeſt Intereſſe an ſeiner Perſon, es gehe Dir von Herzen, Du verkaufeſt nicht blos Deine Hoͤflichkeits-Waare ohne Unter¬ ſchied jedem Voruͤbergehenden.
18.
Das Nemliche gilt von Briefen. Brief¬ wechſel iſt ſchriftlicher Umgang; Faſt alles, was ich vom perſoͤnlichen Umgange mit Men¬ ſchen ſage, leidet Anwendung auf den Brief¬ wechſel. Nimm Dir alſo auch vor, nie irgend einen ganz leeren Brief zu ſchreiben, in wel¬ chem nicht wenigſtens etwas ſtuͤnde, ſo dem,
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Genius, wonnevoll, erwaͤrmend, Ehrfurcht
erregend.
17.
Gehe von niemand und laß niemand von
Dir, ohne ihm etwas Lehrreiches, oder etwas
Verbindliches geſagt und mit auf den Weg
gegeben zu haben; aber beydes auf eine Art,
die ihm wohlthue, ſeine Beſcheidenheit nicht
empoͤre und nicht ſtudiert ſcheine, daß er die
Stunde nicht verlohren zu haben glaube, die
er bey Dir zugebracht hat, und daß er fuͤhle,
Du nehmeſt Intereſſe an ſeiner Perſon, es
gehe Dir von Herzen, Du verkaufeſt nicht
blos Deine Hoͤflichkeits-Waare ohne Unter¬
ſchied jedem Voruͤbergehenden.
18.
Das Nemliche gilt von Briefen. Brief¬
wechſel iſt ſchriftlicher Umgang; Faſt alles,
was ich vom perſoͤnlichen Umgange mit Men¬
ſchen ſage, leidet Anwendung auf den Brief¬
wechſel. Nimm Dir alſo auch vor, nie irgend
einen ganz leeren Brief zu ſchreiben, in wel¬
chem nicht wenigſtens etwas ſtuͤnde, ſo dem,
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/92>, abgerufen am 22.02.2025.
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