Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.fühls vorschreiben,' unsre unangenehme Lage 9. Klagt Dir ein Freund seine Noth, seine ders
fuͤhls vorſchreiben,' unſre unangenehme Lage 9. Klagt Dir ein Freund ſeine Noth, ſeine ders
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0274" n="244"/> fuͤhls vorſchreiben,' unſre unangenehme Lage<lb/> vor dem mitempfindenden, zaͤrtlich theilnehmen¬<lb/> den Freunde ſo viel moͤglich zu verbergen. Ich<lb/> ſage: ſo viel moͤglich, denn es koͤnnen Faͤlle<lb/> kommen, wo die Beduͤrfniſſe des gepreſſten<lb/> Herzens, ſich zu entladen, zu groß, oder die<lb/> liebreichen Anforderungen des Freundes, der<lb/> den Kummer auf unſrer Stirne lieſt, zu drin¬<lb/> gend werden, wo laͤnger zu ſchweigen Folter<lb/> fuͤr uns, oder Beleidigung gegen den Vertraue¬<lb/> ten werden wuͤrde. In allen uͤbrigen Faͤllen<lb/> laſſet uns der Ruhe unſers Freundes wie un¬<lb/> ſrer eigenen ſchonen! Das aber verſteht ſich,<lb/> daß hier nicht von Gelegenheiten die Rede iſt,<lb/> wo ſein Rath oder ſeine Huͤlfe uns retten kann<lb/> — Was waͤre Freundſchaft, wenn man da<lb/> ſchwiege?</p><lb/> </div> <div n="3"> <head>9.<lb/></head> <p>Klagt Dir ein Freund ſeine Noth, ſeine<lb/> Schmerzen; ſo hoͤre ihn mit Theilnehmung an!<lb/> Halte Dich nicht mit moraliſchen Gemeinſpruͤ¬<lb/> chen auf, mit Bemerkungen uͤber das, was<lb/> anders haͤtte ſeyn, und was er haͤtte ver¬<lb/> meiden koͤnnen, da es doch einmal nicht an¬<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ders<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [244/0274]
fuͤhls vorſchreiben,' unſre unangenehme Lage
vor dem mitempfindenden, zaͤrtlich theilnehmen¬
den Freunde ſo viel moͤglich zu verbergen. Ich
ſage: ſo viel moͤglich, denn es koͤnnen Faͤlle
kommen, wo die Beduͤrfniſſe des gepreſſten
Herzens, ſich zu entladen, zu groß, oder die
liebreichen Anforderungen des Freundes, der
den Kummer auf unſrer Stirne lieſt, zu drin¬
gend werden, wo laͤnger zu ſchweigen Folter
fuͤr uns, oder Beleidigung gegen den Vertraue¬
ten werden wuͤrde. In allen uͤbrigen Faͤllen
laſſet uns der Ruhe unſers Freundes wie un¬
ſrer eigenen ſchonen! Das aber verſteht ſich,
daß hier nicht von Gelegenheiten die Rede iſt,
wo ſein Rath oder ſeine Huͤlfe uns retten kann
— Was waͤre Freundſchaft, wenn man da
ſchwiege?
9.
Klagt Dir ein Freund ſeine Noth, ſeine
Schmerzen; ſo hoͤre ihn mit Theilnehmung an!
Halte Dich nicht mit moraliſchen Gemeinſpruͤ¬
chen auf, mit Bemerkungen uͤber das, was
anders haͤtte ſeyn, und was er haͤtte ver¬
meiden koͤnnen, da es doch einmal nicht an¬
ders
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