Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.andere Umstände uns in der Welt umherge¬ 2. Es ist ein ziemlich allgemein angenomme¬ "so P4
andere Umſtaͤnde uns in der Welt umherge¬ 2. Es iſt ein ziemlich allgemein angenomme¬ „ſo P4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0261" n="231"/> andere Umſtaͤnde uns in der Welt umherge¬<lb/> trieben und von unſern Geſpielen getrennt ha¬<lb/> ben; ſo ſuche man doch jene alten Bande wie¬<lb/> der anzuknuͤpfen, und man wird ſelten uͤbel<lb/> dabey fahren!</p><lb/> </div> <div n="3"> <head>2.<lb/></head> <p>Es iſt ein ziemlich allgemein angenomme¬<lb/> ner Grundſatz, daß vollkommenerFreundſchaft<lb/> Gleichheit des Standes und der Jahre erfor¬<lb/> dert werde. „Die Liebe“ ſagt man „ſey blind;<lb/> „ſie feſſele durch unerklaͤrbaren Inſtinct Herzen<lb/> „aneinander, die dem kalten Beobachter gar<lb/> „nicht fuͤreinander geſchaffen zu ſeyn ſchienen,<lb/> „und da ſie nur durch Gefuͤhle, nicht durch<lb/> „Vernunft geleitet werde, ſo fallen bey ihr alle<lb/> „Ruͤckſichten des Abſtandes, den aͤuſſere Um¬<lb/> „ſtaͤnde erzeugen, weg. Die Freundſchaft hin¬<lb/> „gegen beruhe auf Harmonie in Grundſaͤtzen<lb/> „und Neigungen; nun aber habe jedes Alter<lb/> „ſo wie jeder Stand ſeine ihm eigene Stim¬<lb/> „mung, nach der Verſchiedenheit der Erzie¬<lb/> „hung und Erfahrungen, und desfalls finde<lb/> „unter Perſonen von ungleichen Jahren und<lb/> „ungleichen buͤrgerlichen Verhaͤltniſſen keine<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„ſo<lb/></fw> <fw place="bottom" type="sig">P4<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [231/0261]
andere Umſtaͤnde uns in der Welt umherge¬
trieben und von unſern Geſpielen getrennt ha¬
ben; ſo ſuche man doch jene alten Bande wie¬
der anzuknuͤpfen, und man wird ſelten uͤbel
dabey fahren!
2.
Es iſt ein ziemlich allgemein angenomme¬
ner Grundſatz, daß vollkommenerFreundſchaft
Gleichheit des Standes und der Jahre erfor¬
dert werde. „Die Liebe“ ſagt man „ſey blind;
„ſie feſſele durch unerklaͤrbaren Inſtinct Herzen
„aneinander, die dem kalten Beobachter gar
„nicht fuͤreinander geſchaffen zu ſeyn ſchienen,
„und da ſie nur durch Gefuͤhle, nicht durch
„Vernunft geleitet werde, ſo fallen bey ihr alle
„Ruͤckſichten des Abſtandes, den aͤuſſere Um¬
„ſtaͤnde erzeugen, weg. Die Freundſchaft hin¬
„gegen beruhe auf Harmonie in Grundſaͤtzen
„und Neigungen; nun aber habe jedes Alter
„ſo wie jeder Stand ſeine ihm eigene Stim¬
„mung, nach der Verſchiedenheit der Erzie¬
„hung und Erfahrungen, und desfalls finde
„unter Perſonen von ungleichen Jahren und
„ungleichen buͤrgerlichen Verhaͤltniſſen keine
„ſo
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