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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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tadeln auch oft nur aus Neid solche glückliche
Verbrecher von unserm Geschlechte, finden hin¬
gegen, wenn wir die Lovelace und Carl Moor
nur auf dem Papiere oder auf der Schaubühne
sehen, heimliches Wohlgefallen an ihnen. Der
Grund von dem Allen liegt wohl in einem
dunkeln Gefühle, welches uns sagt, daß zu
Verirrungen von der Art eine gewisse Prästanz,
eine Thätigkeit, eine Kraft gehöre, die immer
Interesse erweckt.

6.

Huldige nicht mehreren Frauenzimmern
zu gleicher Zeit, an dem nemlichen Orte, auf
einerley Weise, wenn es Dir darum zu thun
ist, Zuneigung oder Vorzug von einer Einzelnen
zu erlangen! Sie verzeyhen uns kleine Untreuen,
ja! man kann dadurch bey ihnen zuweilen ge¬
winnen; aber in dem Augenblicke, da man ih¬
nen etwas von Empfindungen vorschwätzt, muß
man fühlen, was man sagt, und es nur für
sie fühlen. Sobald sie merken, daß Du Dein
zärtliches Gewäsche Jeder auskramst, ist alles
vorbey; Sie mögen, was sie uns sind, uns
gern ungetheilt, allein bleiben.

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tadeln auch oft nur aus Neid ſolche gluͤckliche
Verbrecher von unſerm Geſchlechte, finden hin¬
gegen, wenn wir die Lovelace und Carl Moor
nur auf dem Papiere oder auf der Schaubuͤhne
ſehen, heimliches Wohlgefallen an ihnen. Der
Grund von dem Allen liegt wohl in einem
dunkeln Gefuͤhle, welches uns ſagt, daß zu
Verirrungen von der Art eine gewiſſe Praͤſtanz,
eine Thaͤtigkeit, eine Kraft gehoͤre, die immer
Intereſſe erweckt.

6.

Huldige nicht mehreren Frauenzimmern
zu gleicher Zeit, an dem nemlichen Orte, auf
einerley Weiſe, wenn es Dir darum zu thun
iſt, Zuneigung oder Vorzug von einer Einzelnen
zu erlangen! Sie verzeyhen uns kleine Untreuen,
ja! man kann dadurch bey ihnen zuweilen ge¬
winnen; aber in dem Augenblicke, da man ih¬
nen etwas von Empfindungen vorſchwaͤtzt, muß
man fuͤhlen, was man ſagt, und es nur fuͤr
ſie fuͤhlen. Sobald ſie merken, daß Du Dein
zaͤrtliches Gewaͤſche Jeder auskramſt, iſt alles
vorbey; Sie moͤgen, was ſie uns ſind, uns
gern ungetheilt, allein bleiben.

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[179/0209] tadeln auch oft nur aus Neid ſolche gluͤckliche Verbrecher von unſerm Geſchlechte, finden hin¬ gegen, wenn wir die Lovelace und Carl Moor nur auf dem Papiere oder auf der Schaubuͤhne ſehen, heimliches Wohlgefallen an ihnen. Der Grund von dem Allen liegt wohl in einem dunkeln Gefuͤhle, welches uns ſagt, daß zu Verirrungen von der Art eine gewiſſe Praͤſtanz, eine Thaͤtigkeit, eine Kraft gehoͤre, die immer Intereſſe erweckt. 6. Huldige nicht mehreren Frauenzimmern zu gleicher Zeit, an dem nemlichen Orte, auf einerley Weiſe, wenn es Dir darum zu thun iſt, Zuneigung oder Vorzug von einer Einzelnen zu erlangen! Sie verzeyhen uns kleine Untreuen, ja! man kann dadurch bey ihnen zuweilen ge¬ winnen; aber in dem Augenblicke, da man ih¬ nen etwas von Empfindungen vorſchwaͤtzt, muß man fuͤhlen, was man ſagt, und es nur fuͤr ſie fuͤhlen. Sobald ſie merken, daß Du Dein zaͤrtliches Gewaͤſche Jeder auskramſt, iſt alles vorbey; Sie moͤgen, was ſie uns ſind, uns gern ungetheilt, allein bleiben. 7. M 2

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/209>, abgerufen am 20.11.2024.