Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.4. Das Gefühl der Schutzbedürftigkeit und 5. Man hat oft den Damen vorgeworfen, tadeln
4. Das Gefuͤhl der Schutzbeduͤrftigkeit und 5. Man hat oft den Damen vorgeworfen, tadeln
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4.
Das Gefuͤhl der Schutzbeduͤrftigkeit und
die Ueberzeugung, daß der Mann ein Weſen
ſeyn muͤſſe, das faͤhig ſey, dieſen Schutz zu
verleyhn, iſt von der Natur auch denen Frauen
eingepflanzt, die Staͤrke und Entſchloſſenheit
genug haben, ſich ſelbſt zu ſchuͤtzen. Desfalls
fuͤhlen auch weichgeſchaffene Damen eine Art
von Widerwillen gegen aͤuſſerſt ſchwaͤchliche,
gebrechliche Maͤnner. Sie koͤnnen herzliches
Mitleid empfinden gegen Leidende, zum Bey¬
ſpiel gegen Verwundete, Kranke, und derglei¬
chen; aber eigentliche, bleibende Infirmitaͤten,
die den freyen Gebrauch der Kraͤfte hemmen,
werden die Zuneigung, ſelbſt des ſittſamſten
Weibes, von Dir abwendig machen.
5.
Man hat oft den Damen vorgeworfen,
daß ſie ſich vorzuͤglich vor ausſchweifende Leute
intereſſirten. Wenn das wahr iſt; ſo kann
ich doch nicht etwas durchaus Anſtoͤßiges dar¬
inn finden. Sind ſie, bey dem Bewuſſtſeyn
eigener Schwaͤche, toleranter als wir; ſo macht
das ihrem Herzen Ehre; Allein wir Maͤnner
tadeln
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