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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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-- Noch einmal! wenn die Ehe ein Stand
der Aufopferung wird, wenn ihre Pflichten
als ein schweres Gewicht auf uns liegen, o !
wie kann dann wahres Glück ihr Theil seyn?

5.

Eine Haupt-Vorschrift aber für alle
Stände und für alle Verhältnisse wende man
auch auf den Ehestand an! Sie ist diese:
Erfülle so sorgsam, so pünctlich, so nach einem
festen Plane Deine Pflichten, daß Du, wo
möglich, darinn alle Deine Bekannten über¬
treffest; so wirst du auch auf die wärmste Hoch¬
achtung Anspruch machen können, und in der
Folge alle Diejenigen verdunkeln, welche nur
durch einzelne glänzende Eigenschaften au¬
genblickliche vortheilhafte Eindrücke machen.
Aber erfülle sie auch alle, diese Pflichten!
Der Mann prahle nicht etwa mit seiner Unei¬
gennützigkeit, mit seinem Fleisse, mit seiner gu¬
ten Hauswirthschaft, mit der Achtung guter
Männer, der indeß in der Stille sich wöchentlich
ein paarmal ein Räuschgen trinkt! Die Frau
poche nicht auf ihre Keuschheit, welche vielleicht
das Verdienst des Zufalls oder eines kalten

Tem¬

— Noch einmal! wenn die Ehe ein Stand
der Aufopferung wird, wenn ihre Pflichten
als ein ſchweres Gewicht auf uns liegen, o !
wie kann dann wahres Gluͤck ihr Theil ſeyn?

5.

Eine Haupt-Vorſchrift aber fuͤr alle
Staͤnde und fuͤr alle Verhaͤltniſſe wende man
auch auf den Eheſtand an! Sie iſt dieſe:
Erfuͤlle ſo ſorgſam, ſo puͤnctlich, ſo nach einem
feſten Plane Deine Pflichten, daß Du, wo
moͤglich, darinn alle Deine Bekannten uͤber¬
treffeſt; ſo wirst du auch auf die waͤrmſte Hoch¬
achtung Anſpruch machen koͤnnen, und in der
Folge alle Diejenigen verdunkeln, welche nur
durch einzelne glaͤnzende Eigenſchaften au¬
genblickliche vortheilhafte Eindruͤcke machen.
Aber erfuͤlle ſie auch alle, dieſe Pflichten!
Der Mann prahle nicht etwa mit ſeiner Unei¬
gennuͤtzigkeit, mit ſeinem Fleiſſe, mit ſeiner gu¬
ten Hauswirthſchaft, mit der Achtung guter
Maͤnner, der indeß in der Stille ſich woͤchentlich
ein paarmal ein Raͤuſchgen trinkt! Die Frau
poche nicht auf ihre Keuſchheit, welche vielleicht
das Verdienſt des Zufalls oder eines kalten

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[123/0153] — Noch einmal! wenn die Ehe ein Stand der Aufopferung wird, wenn ihre Pflichten als ein ſchweres Gewicht auf uns liegen, o ! wie kann dann wahres Gluͤck ihr Theil ſeyn? 5. Eine Haupt-Vorſchrift aber fuͤr alle Staͤnde und fuͤr alle Verhaͤltniſſe wende man auch auf den Eheſtand an! Sie iſt dieſe: Erfuͤlle ſo ſorgſam, ſo puͤnctlich, ſo nach einem feſten Plane Deine Pflichten, daß Du, wo moͤglich, darinn alle Deine Bekannten uͤber¬ treffeſt; ſo wirst du auch auf die waͤrmſte Hoch¬ achtung Anſpruch machen koͤnnen, und in der Folge alle Diejenigen verdunkeln, welche nur durch einzelne glaͤnzende Eigenſchaften au¬ genblickliche vortheilhafte Eindruͤcke machen. Aber erfuͤlle ſie auch alle, dieſe Pflichten! Der Mann prahle nicht etwa mit ſeiner Unei¬ gennuͤtzigkeit, mit ſeinem Fleiſſe, mit ſeiner gu¬ ten Hauswirthſchaft, mit der Achtung guter Maͤnner, der indeß in der Stille ſich woͤchentlich ein paarmal ein Raͤuſchgen trinkt! Die Frau poche nicht auf ihre Keuſchheit, welche vielleicht das Verdienſt des Zufalls oder eines kalten Tem¬

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/153>, abgerufen am 20.12.2024.