lagen erstickt werden, indem man ihn, durch Hervorziehn seiner uns lächerlich scheinenden Seiten, der Verachtung preisgiebt!
27.
Schrecke, zerre und necke auch niemand, selbst Deine Freunde nicht, mit falschen Nach¬ richten, mit Witzeleyen, oder was sonst auf einen Augenblick beunruhigen, in Verlegenheit setzt! Es giebt der wahrhaftig misvergnügten, unangenehmen, ängstlichen Augenblicke so viele in der Welt, daß es wohl brüderliche Pflicht ist, alles hinwegzuräumen, was die Last der würklichen und eingebildeten Plagen auch nur um ein Sandkörnchen erschweren kann.
28.
Man hüte sich, bey Personen, mit denen man umgeht, ohnberufen unangenehme Dinge in Erinnerung zu bringen! Oft bewegt eine Art von unkluger Theilnehmung die Leute, uns um die Beschaffenheit unsrer ökonomischen und andrer verdrießlichen Sachen zu befragen, obgleich sie uns nicht helfen können, und zwin¬ gen sie uns dadurch, Gegenstände, die wir in Ge¬
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lagen erſtickt werden, indem man ihn, durch Hervorziehn ſeiner uns laͤcherlich ſcheinenden Seiten, der Verachtung preisgiebt!
27.
Schrecke, zerre und necke auch niemand, ſelbſt Deine Freunde nicht, mit falſchen Nach¬ richten, mit Witzeleyen, oder was ſonſt auf einen Augenblick beunruhigen, in Verlegenheit ſetzt! Es giebt der wahrhaftig misvergnuͤgten, unangenehmen, aͤngſtlichen Augenblicke ſo viele in der Welt, daß es wohl bruͤderliche Pflicht iſt, alles hinwegzuraͤumen, was die Laſt der wuͤrklichen und eingebildeten Plagen auch nur um ein Sandkoͤrnchen erſchweren kann.
28.
Man huͤte ſich, bey Perſonen, mit denen man umgeht, ohnberufen unangenehme Dinge in Erinnerung zu bringen! Oft bewegt eine Art von unkluger Theilnehmung die Leute, uns um die Beſchaffenheit unſrer oͤkonomiſchen und andrer verdrießlichen Sachen zu befragen, obgleich ſie uns nicht helfen koͤnnen, und zwin¬ gen ſie uns dadurch, Gegenſtaͤnde, die wir in Ge¬
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lagen erſtickt werden, indem man ihn, durch
Hervorziehn ſeiner uns laͤcherlich ſcheinenden
Seiten, der Verachtung preisgiebt!
27.
Schrecke, zerre und necke auch niemand,
ſelbſt Deine Freunde nicht, mit falſchen Nach¬
richten, mit Witzeleyen, oder was ſonſt auf
einen Augenblick beunruhigen, in Verlegenheit
ſetzt! Es giebt der wahrhaftig misvergnuͤgten,
unangenehmen, aͤngſtlichen Augenblicke ſo viele
in der Welt, daß es wohl bruͤderliche Pflicht
iſt, alles hinwegzuraͤumen, was die Laſt der
wuͤrklichen und eingebildeten Plagen auch nur
um ein Sandkoͤrnchen erſchweren kann.
28.
Man huͤte ſich, bey Perſonen, mit denen
man umgeht, ohnberufen unangenehme Dinge
in Erinnerung zu bringen! Oft bewegt eine
Art von unkluger Theilnehmung die Leute,
uns um die Beſchaffenheit unſrer oͤkonomiſchen
und andrer verdrießlichen Sachen zu befragen,
obgleich ſie uns nicht helfen koͤnnen, und zwin¬
gen ſie uns dadurch, Gegenſtaͤnde, die wir in Ge¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/106>, abgerufen am 22.02.2025.
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