ten Lebensart, hierüber nicht durch Lachen oder durch Zeichen, die man einem der Anwe¬ senden giebt, sein Befremden zu erkennen zu geben, und dadurch den armen Mann, der sich dergleichen zu Schulden kommen lässt, noch mehr in Verlegenheit zu setzen.
26.
Suche keinen Menschen, auch die Schwäch¬ sten nicht, in Gesellschaften lächerlich zu ma¬ chen! Ist er sehr dumm; so hast Du wenig Ehre von dem Witze, den Du an ihm ver¬ schwendest; Ist er es weniger, als du glaubst; so kannst Du vielleicht der Gegenstand seines Spottes werden; Ist er gutmüthig und ge¬ fühlvoll; so kränkest Du ihn, und ist er tückisch und rachsüchtig; so kann er Dir's vielleicht auf eine Rechnung setzen, die Du früh oder spät auf irgend eine Art bezahlen mußt. -- Und wie oft kann man nicht, wenn das Publi¬ cum auf unsre Urtheile über Menschen achtet, einem guten Manne im bürgerlichen Leben wahrhaften Schaden zufügen, oder einen Schwachen so niederdrücken, daß aller Ehrgeiz in ihm erlöscht und alle Keime zu bessern An¬
lagen
ten Lebensart, hieruͤber nicht durch Lachen oder durch Zeichen, die man einem der Anwe¬ ſenden giebt, ſein Befremden zu erkennen zu geben, und dadurch den armen Mann, der ſich dergleichen zu Schulden kommen laͤſſt, noch mehr in Verlegenheit zu ſetzen.
26.
Suche keinen Menſchen, auch die Schwaͤch¬ ſten nicht, in Geſellſchaften laͤcherlich zu ma¬ chen! Iſt er ſehr dumm; ſo haſt Du wenig Ehre von dem Witze, den Du an ihm ver¬ ſchwendeſt; Iſt er es weniger, als du glaubſt; ſo kannſt Du vielleicht der Gegenſtand ſeines Spottes werden; Iſt er gutmuͤthig und ge¬ fuͤhlvoll; ſo kraͤnkeſt Du ihn, und iſt er tuͤckiſch und rachſuͤchtig; ſo kann er Dir's vielleicht auf eine Rechnung ſetzen, die Du fruͤh oder ſpaͤt auf irgend eine Art bezahlen mußt. — Und wie oft kann man nicht, wenn das Publi¬ cum auf unſre Urtheile uͤber Menſchen achtet, einem guten Manne im buͤrgerlichen Leben wahrhaften Schaden zufuͤgen, oder einen Schwachen ſo niederdruͤcken, daß aller Ehrgeiz in ihm erloͤſcht und alle Keime zu beſſern An¬
lagen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0105"n="75"/>
ten Lebensart, hieruͤber nicht durch Lachen<lb/>
oder durch Zeichen, die man einem der Anwe¬<lb/>ſenden giebt, ſein Befremden zu erkennen zu<lb/>
geben, und dadurch den armen Mann, der<lb/>ſich dergleichen zu Schulden kommen laͤſſt, noch<lb/>
mehr in Verlegenheit zu ſetzen.</p><lb/></div><divn="3"><head>26.<lb/></head><p>Suche keinen Menſchen, auch die Schwaͤch¬<lb/>ſten nicht, in Geſellſchaften laͤcherlich zu ma¬<lb/>
chen! Iſt er ſehr dumm; ſo haſt Du wenig<lb/>
Ehre von dem Witze, den Du an ihm ver¬<lb/>ſchwendeſt; Iſt er es weniger, als du glaubſt;<lb/>ſo kannſt <hirendition="#fr">Du</hi> vielleicht der Gegenſtand <hirendition="#fr">ſeines</hi><lb/>
Spottes werden; Iſt er gutmuͤthig und ge¬<lb/>
fuͤhlvoll; ſo kraͤnkeſt Du ihn, und iſt er tuͤckiſch<lb/>
und rachſuͤchtig; ſo kann er Dir's vielleicht<lb/>
auf eine Rechnung ſetzen, die Du fruͤh oder<lb/>ſpaͤt auf irgend eine Art bezahlen mußt. —<lb/>
Und wie oft kann man nicht, wenn das Publi¬<lb/>
cum auf unſre Urtheile uͤber Menſchen achtet,<lb/>
einem guten Manne im buͤrgerlichen Leben<lb/>
wahrhaften Schaden zufuͤgen, oder einen<lb/>
Schwachen ſo niederdruͤcken, daß aller Ehrgeiz<lb/>
in ihm erloͤſcht und alle Keime zu beſſern An¬<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lagen<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[75/0105]
ten Lebensart, hieruͤber nicht durch Lachen
oder durch Zeichen, die man einem der Anwe¬
ſenden giebt, ſein Befremden zu erkennen zu
geben, und dadurch den armen Mann, der
ſich dergleichen zu Schulden kommen laͤſſt, noch
mehr in Verlegenheit zu ſetzen.
26.
Suche keinen Menſchen, auch die Schwaͤch¬
ſten nicht, in Geſellſchaften laͤcherlich zu ma¬
chen! Iſt er ſehr dumm; ſo haſt Du wenig
Ehre von dem Witze, den Du an ihm ver¬
ſchwendeſt; Iſt er es weniger, als du glaubſt;
ſo kannſt Du vielleicht der Gegenſtand ſeines
Spottes werden; Iſt er gutmuͤthig und ge¬
fuͤhlvoll; ſo kraͤnkeſt Du ihn, und iſt er tuͤckiſch
und rachſuͤchtig; ſo kann er Dir's vielleicht
auf eine Rechnung ſetzen, die Du fruͤh oder
ſpaͤt auf irgend eine Art bezahlen mußt. —
Und wie oft kann man nicht, wenn das Publi¬
cum auf unſre Urtheile uͤber Menſchen achtet,
einem guten Manne im buͤrgerlichen Leben
wahrhaften Schaden zufuͤgen, oder einen
Schwachen ſo niederdruͤcken, daß aller Ehrgeiz
in ihm erloͤſcht und alle Keime zu beſſern An¬
lagen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/105>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.