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Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821.

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III. Cap. Recht der Gleichheit.
§. 92.
II) Vorrang.
Begriff und Rechtsgrund
.

Zu den Vorzügen, wodurch ein Theil der
natürlichen Gleichheit freiwillig aufgegeben wird,
gehört auch die Einräumung des Vorranges,
(Präcedenz, Proedria, Protostasia, Precedence,
Pas, Preseance), eines Vorzugs in der von meh-
reren zu beobachtenden Ordnung a). Aus der
Natur des gegenseitigen Verhältnisses freier Staaten,
ist eine bestimmte Rangordnung derselben nicht
abzuleiten b), vielmehr ist nach der Natur die-
ser Verhältnisse jede Stelle oben, das heisst,
es giebt in persönlichen und schriftlichen Ver-
handlungen keine obere und keine untere Stelle,
keinen vorzüglichen oder Ehrenplatz. Nur durch
Verträge, ausdrückliche oder stillschweigende,
kann unter freien Staaten eine Rangordnung
festgesetzt werden c).

a) Schriften in v. Ompteda's Lit. des VR. II. 490--498, in
v. Ramptz neuer Lit., §. 124 ff., in Pütter's Lit. d. t. Staatsr.,
Th. III, S. 310 ff. u. Klüber's neuer Lit. d. Staatsr., §. 1110.
Jac. Andr. Crusius de praeeminentia, sessione, praecedentia
et universo jure proedrias magnatum in Europa. Bremae
1666. 4. Balth. Sigism. v. Stosch Tr. vom Präcedenz- oder
Vorderrecht aller Potentaten u. Republiquen in Europa. Bres-
lau 1678. 8. Ehrenhart Zweyburg's (oder, wie er in der
zweiten Ausg. sich nennt, Zach. Zwanzig's) Theatrum prae-
cedentiae. Francof. 1706. 2. Ausg. ebend. 1709. Fod. Gottsr.
Stieve's europ. HofCeremoniel. Leipz. 1715. 2. Ausg. 1723. 8.
Agastino Paradisi Atteneo dell' uomo nobile (Venet. 1731. fel.),
T. I. c. 4. et 5. und der ganze Tom. V. Jo. Cph. Hellbachii
meditationes juris proedriae moderni, oder Abhandl. von den
III. Cap. Recht der Gleichheit.
§. 92.
II) Vorrang.
Begriff und Rechtsgrund
.

Zu den Vorzügen, wodurch ein Theil der
natürlichen Gleichheit freiwillig aufgegeben wird,
gehört auch die Einräumung des Vorranges,
(Präcedenz, Proëdria, Protostasia, Précédence,
Pas, Préséance), eines Vorzugs in der von meh-
reren zu beobachtenden Ordnung a). Aus der
Natur des gegenseitigen Verhältnisses freier Staaten,
ist eine bestimmte Rangordnung derselben nicht
abzuleiten b), vielmehr ist nach der Natur die-
ser Verhältnisse jede Stelle oben, das heiſst,
es giebt in persönlichen und schriftlichen Ver-
handlungen keine obere und keine untere Stelle,
keinen vorzüglichen oder Ehrenplatz. Nur durch
Verträge, ausdrückliche oder stillschweigende,
kann unter freien Staaten eine Rangordnung
festgesetzt werden c).

a) Schriften in v. Ompteda’s Lit. des VR. II. 490—498, in
v. Ramptz neuer Lit., §. 124 ff., in Pütter’s Lit. d. t. Staatsr.,
Th. III, S. 310 ff. u. Klüber’s neuer Lit. d. Staatsr., §. 1110.
Jac. Andr. Crusius de praeeminentia, sessione, praecedentia
et universo jure proëdrias magnatum in Europa. Bremae
1666. 4. Balth. Sigism. v. Stosch Tr. vom Präcedenz- oder
Vorderrecht aller Potentaten u. Republiquen in Europa. Bres-
lau 1678. 8. Ehrenhart Zweyburg’s (oder, wie er in der
zweiten Ausg. sich nennt, Zach. Zwanzig’s) Theatrum prae-
cedentiae. Francof. 1706. 2. Ausg. ebend. 1709. Fod. Gottsr.
Stieve’s europ. HofCeremoniel. Leipz. 1715. 2. Ausg. 1723. 8.
Agastino Paradisi Atteneo dell’ uomo nobile (Venet. 1731. fel.),
T. I. c. 4. et 5. und der ganze Tom. V. Jo. Cph. Hellbachii
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[151/0157] III. Cap. Recht der Gleichheit. §. 92. II) Vorrang. Begriff und Rechtsgrund. Zu den Vorzügen, wodurch ein Theil der natürlichen Gleichheit freiwillig aufgegeben wird, gehört auch die Einräumung des Vorranges, (Präcedenz, Proëdria, Protostasia, Précédence, Pas, Préséance), eines Vorzugs in der von meh- reren zu beobachtenden Ordnung a). Aus der Natur des gegenseitigen Verhältnisses freier Staaten, ist eine bestimmte Rangordnung derselben nicht abzuleiten b), vielmehr ist nach der Natur die- ser Verhältnisse jede Stelle oben, das heiſst, es giebt in persönlichen und schriftlichen Ver- handlungen keine obere und keine untere Stelle, keinen vorzüglichen oder Ehrenplatz. Nur durch Verträge, ausdrückliche oder stillschweigende, kann unter freien Staaten eine Rangordnung festgesetzt werden c). a⁾ Schriften in v. Ompteda’s Lit. des VR. II. 490—498, in v. Ramptz neuer Lit., §. 124 ff., in Pütter’s Lit. d. t. Staatsr., Th. III, S. 310 ff. u. Klüber’s neuer Lit. d. Staatsr., §. 1110. Jac. Andr. Crusius de praeeminentia, sessione, praecedentia et universo jure proëdrias magnatum in Europa. Bremae 1666. 4. Balth. Sigism. v. Stosch Tr. vom Präcedenz- oder Vorderrecht aller Potentaten u. Republiquen in Europa. Bres- lau 1678. 8. Ehrenhart Zweyburg’s (oder, wie er in der zweiten Ausg. sich nennt, Zach. Zwanzig’s) Theatrum prae- cedentiae. Francof. 1706. 2. Ausg. ebend. 1709. Fod. Gottsr. Stieve’s europ. HofCeremoniel. Leipz. 1715. 2. Ausg. 1723. 8. Agastino Paradisi Atteneo dell’ uomo nobile (Venet. 1731. fel.), T. I. c. 4. et 5. und der ganze Tom. V. Jo. Cph. Hellbachii meditationes juris proëdriae moderni, oder Abhandl. von den

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Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 1. Stuttgart, 1821, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht01_1821/157>, abgerufen am 22.12.2024.