Eloa kömmt vom Throne Gottes herab, und ruft durch die Himmel, daß izt der Versöner zum Tode geführet werde. Drauf läßt er die Engel der Erden einen Kreis über Golgatha schliessen, steigt aus dem- selben herunter, und weiht den Hügel, im Namen des Dreymalheili- gen, zum Tode des Mittlers ein. Hernach betet er den Meßias, der sein Kreuz tragend näher gekommen war, vom Golgatha an. Der Kreis der Engel wird weiter um Golgatha ausgebreitet. Gabriel führt die Seelen der Väter aus der Sonne auf den Oelberg herunter. Adam betrit die Erde zuerst, und redet sie an. Satan und Adramelech schwe- ben triumphirend über dem Meßias. Eloa gebietet ihnen, im Namen des Versöners, sich zu entfernen. Sie werden ins todte Meer gestürzt. Jesus war an Golgatha gekommen. Er redet die, welche über ihn wei- nen, an. Nun ist er auf dem Hügel. Das Kreuz wird errichtet. Die Erde fängt an, in ihren Tiefen zu beben. Noch steht der Gottmensch beym Kreuze. Adam betet zu ihm. Die Kreuziger nahn sich. Die Sterne hatten denjenigen Punkt ihres Laufs erreicht, welcher, in allen Himmeln die Zeit der Kreuzigung anzuzeigen, bestimmt war. Nun steht die ganze Schöpfung still. Der Vater sieht auf den Sohn herun- ter, und er wird gekreuzigt. Da sein Blut nun fließt, macht es Eloa durch die ganze Schöpfung bekannt. Der Gottmensch sieht auf das Volk herab, und bittet den Vater um Gnade für sie. Die Bekehrung des einen mitgekreuzigten Missethäters. Jzt vollführt Uriel, was ihm geboten war. Er bringt den Stern, auf welchem die Seelen der Men- schen vor der Geburt sind, vor die Sonne. Die dadurch verursachte Finsterniß. Das Erdbeben steigt nun weiter herauf. Von den Leiden des Versöners am Kreuze. Uriel führt die Seelen des zukünftigen menschlichen Geschlechts zur Erde. Eva sieht die Seelen kommen. Sie redet deswegen zu Adam. Der Versöner sieht die Seelen mit einem Blick seiner Liebe an. Desselben Leiden am Kreuze. Eine starke Er- schüttrung des von neuem zunehmenden Erdbebens. Ein Sturm folgt darauf; auf diesen ein Donnerschlag ins todte Meer. Eloa entschließt sich, zum Throne des Himmels hinauf zu steigen, um den Richter von Angesicht zu sehn. Jhm begegnen zween Todesengel, die Gott herab- schickt. Die Erde war wieder stille. Eva ist sehr bewegt. Wenn sie den Anblick des sterbenden Meßias nicht mehr aushalten kann, so sieht sie auf Maria. Die beyden Todesengel kommen, und schweben sieben- mal ums Kreuz. Was der Versöner dabey empfindet. Der Eindruck, den die Ankunft der Todesengel auf die Väter, und besonders auf Eva macht. Jhre Wehmut bricht in einem Gebete aus. Zulezt kömmt sie, durch einen gnadenvollen Blick des Versöners zu der völligen Ruhe des ewigen Lebens zurück.
Jnhalt des achten Geſangs.
Eloa koͤmmt vom Throne Gottes herab, und ruft durch die Himmel, daß izt der Verſoͤner zum Tode gefuͤhret werde. Drauf laͤßt er die Engel der Erden einen Kreis uͤber Golgatha ſchlieſſen, ſteigt aus dem- ſelben herunter, und weiht den Huͤgel, im Namen des Dreymalheili- gen, zum Tode des Mittlers ein. Hernach betet er den Meßias, der ſein Kreuz tragend naͤher gekommen war, vom Golgatha an. Der Kreis der Engel wird weiter um Golgatha ausgebreitet. Gabriel fuͤhrt die Seelen der Vaͤter aus der Sonne auf den Oelberg herunter. Adam betrit die Erde zuerſt, und redet ſie an. Satan und Adramelech ſchwe- ben triumphirend uͤber dem Meßias. Eloa gebietet ihnen, im Namen des Verſoͤners, ſich zu entfernen. Sie werden ins todte Meer geſtuͤrzt. Jeſus war an Golgatha gekommen. Er redet die, welche uͤber ihn wei- nen, an. Nun iſt er auf dem Huͤgel. Das Kreuz wird errichtet. Die Erde faͤngt an, in ihren Tiefen zu beben. Noch ſteht der Gottmenſch beym Kreuze. Adam betet zu ihm. Die Kreuziger nahn ſich. Die Sterne hatten denjenigen Punkt ihres Laufs erreicht, welcher, in allen Himmeln die Zeit der Kreuzigung anzuzeigen, beſtimmt war. Nun ſteht die ganze Schoͤpfung ſtill. Der Vater ſieht auf den Sohn herun- ter, und er wird gekreuzigt. Da ſein Blut nun fließt, macht es Eloa durch die ganze Schoͤpfung bekannt. Der Gottmenſch ſieht auf das Volk herab, und bittet den Vater um Gnade fuͤr ſie. Die Bekehrung des einen mitgekreuzigten Miſſethaͤters. Jzt vollfuͤhrt Uriel, was ihm geboten war. Er bringt den Stern, auf welchem die Seelen der Men- ſchen vor der Geburt ſind, vor die Sonne. Die dadurch verurſachte Finſterniß. Das Erdbeben ſteigt nun weiter herauf. Von den Leiden des Verſoͤners am Kreuze. Uriel fuͤhrt die Seelen des zukuͤnftigen menſchlichen Geſchlechts zur Erde. Eva ſieht die Seelen kommen. Sie redet deswegen zu Adam. Der Verſoͤner ſieht die Seelen mit einem Blick ſeiner Liebe an. Deſſelben Leiden am Kreuze. Eine ſtarke Er- ſchuͤttrung des von neuem zunehmenden Erdbebens. Ein Sturm folgt darauf; auf dieſen ein Donnerſchlag ins todte Meer. Eloa entſchließt ſich, zum Throne des Himmels hinauf zu ſteigen, um den Richter von Angeſicht zu ſehn. Jhm begegnen zween Todesengel, die Gott herab- ſchickt. Die Erde war wieder ſtille. Eva iſt ſehr bewegt. Wenn ſie den Anblick des ſterbenden Meßias nicht mehr aushalten kann, ſo ſieht ſie auf Maria. Die beyden Todesengel kommen, und ſchweben ſieben- mal ums Kreuz. Was der Verſoͤner dabey empfindet. Der Eindruck, den die Ankunft der Todesengel auf die Vaͤter, und beſonders auf Eva macht. Jhre Wehmut bricht in einem Gebete aus. Zulezt koͤmmt ſie, durch einen gnadenvollen Blick des Verſoͤners zu der voͤlligen Ruhe des ewigen Lebens zuruͤck.
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[[64]/0088]
Jnhalt
des achten Geſangs.
Eloa koͤmmt vom Throne Gottes herab, und ruft durch die Himmel,
daß izt der Verſoͤner zum Tode gefuͤhret werde. Drauf laͤßt er die
Engel der Erden einen Kreis uͤber Golgatha ſchlieſſen, ſteigt aus dem-
ſelben herunter, und weiht den Huͤgel, im Namen des Dreymalheili-
gen, zum Tode des Mittlers ein. Hernach betet er den Meßias, der
ſein Kreuz tragend naͤher gekommen war, vom Golgatha an. Der
Kreis der Engel wird weiter um Golgatha ausgebreitet. Gabriel fuͤhrt
die Seelen der Vaͤter aus der Sonne auf den Oelberg herunter. Adam
betrit die Erde zuerſt, und redet ſie an. Satan und Adramelech ſchwe-
ben triumphirend uͤber dem Meßias. Eloa gebietet ihnen, im Namen
des Verſoͤners, ſich zu entfernen. Sie werden ins todte Meer geſtuͤrzt.
Jeſus war an Golgatha gekommen. Er redet die, welche uͤber ihn wei-
nen, an. Nun iſt er auf dem Huͤgel. Das Kreuz wird errichtet. Die
Erde faͤngt an, in ihren Tiefen zu beben. Noch ſteht der Gottmenſch
beym Kreuze. Adam betet zu ihm. Die Kreuziger nahn ſich. Die
Sterne hatten denjenigen Punkt ihres Laufs erreicht, welcher, in allen
Himmeln die Zeit der Kreuzigung anzuzeigen, beſtimmt war. Nun
ſteht die ganze Schoͤpfung ſtill. Der Vater ſieht auf den Sohn herun-
ter, und er wird gekreuzigt. Da ſein Blut nun fließt, macht es Eloa
durch die ganze Schoͤpfung bekannt. Der Gottmenſch ſieht auf das
Volk herab, und bittet den Vater um Gnade fuͤr ſie. Die Bekehrung
des einen mitgekreuzigten Miſſethaͤters. Jzt vollfuͤhrt Uriel, was ihm
geboten war. Er bringt den Stern, auf welchem die Seelen der Men-
ſchen vor der Geburt ſind, vor die Sonne. Die dadurch verurſachte
Finſterniß. Das Erdbeben ſteigt nun weiter herauf. Von den Leiden
des Verſoͤners am Kreuze. Uriel fuͤhrt die Seelen des zukuͤnftigen
menſchlichen Geſchlechts zur Erde. Eva ſieht die Seelen kommen. Sie
redet deswegen zu Adam. Der Verſoͤner ſieht die Seelen mit einem
Blick ſeiner Liebe an. Deſſelben Leiden am Kreuze. Eine ſtarke Er-
ſchuͤttrung des von neuem zunehmenden Erdbebens. Ein Sturm folgt
darauf; auf dieſen ein Donnerſchlag ins todte Meer. Eloa entſchließt
ſich, zum Throne des Himmels hinauf zu ſteigen, um den Richter von
Angeſicht zu ſehn. Jhm begegnen zween Todesengel, die Gott herab-
ſchickt. Die Erde war wieder ſtille. Eva iſt ſehr bewegt. Wenn ſie
den Anblick des ſterbenden Meßias nicht mehr aushalten kann, ſo ſieht
ſie auf Maria. Die beyden Todesengel kommen, und ſchweben ſieben-
mal ums Kreuz. Was der Verſoͤner dabey empfindet. Der Eindruck,
den die Ankunft der Todesengel auf die Vaͤter, und beſonders auf Eva
macht. Jhre Wehmut bricht in einem Gebete aus. Zulezt koͤmmt ſie,
durch einen gnadenvollen Blick des Verſoͤners zu der voͤlligen
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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756, S. [64]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias02_1756/88>, abgerufen am 22.02.2025.
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