Der Meßias entfernt sich von dem Volke, geht auf den Oelberg, Und verspricht Gott noch einmal in einem feyerlichen Gebete, die Erlösung zu übernehmen. Sein Engel, Gabriel, wird hierauf von ihm in den Himmel geschickt, dieß Gebet vor Gott zu bringen. Um den Himmel sind lauter Sonnen. Gabriel geht durch einen Sonnenweg, von dem ehmals ein ätherischer Strom nach Eden herunter floß. Er hört auf einer der nächsten Sonnen ein Lied mit an, das allezeit nach dem Dreymalheilig, gesungen wird. Eloa, der erhabenste unter allen En- geln, und den Gott besonders zu seinen Diensten braucht, kömmt Ga- briel entgegen, und führt ihn zu dem Altare des Meßias. Gabriel opfert Räuchwerk, und begleitet das Opfer mit dem Gebete des Meßias, welches er vor Gott singt. Alles erwartet still die Antwort Gottes. Gott eröffnet durch ein Donnerwetter das Allerheiligste des Himmels, die Seligen zu seiner Antwort vorzubereiten. Seraph Eloa und Che- rub Urim unterreden sich von dem, was sie in dem Allerheiligsten sehen. Gott redet nunmehr. Er sey die Liebe; itzo, da die Erlösung des menschlichen Geschlechts angienge, wollte er einen zweyten Sabbath feyern, die Seelen der Väter sollten auf die Sonne herunter steigen, von da Zeugen der Erlösung zu seyn. Auch empfängt Gabriel Befeh- le, an den Engel der Sonne, und an die Engel der Erde, wegen der Wunder beym Tode Jesu. Die Thronenengel vertheilen sich, wegen der Feyer des zweyten Sabbaths, durch die Himmel. Gabriel steigt zur Erde herab. Er findet den Meßias schlafend. Er redet ihn gleich- wohl, als den Allwissenden, an. Er geht von da zu den Schutzengeln der Erde. Jhr Wohnplatz ist mitten in der Erde, auf einer kleinern Sonne. Hierzu kömmt er durch eine Oeffnung bey dem Nordpole. Er findet die Engel der Erde auf ihrer Sonne, und die Seelen ganz zar- ter Kinder, die hier zum Himmel vorbereitet werden. Von hier erhebt er sich zur Sonne, und findet da die Seelen der Väter bey Uriel, dem Engel der Sonne.
Jnhalt des erſten Geſangs.
Der Meßias entfernt ſich von dem Volke, geht auf den Oelberg, Und verſpricht Gott noch einmal in einem feyerlichen Gebete, die Erloͤſung zu uͤbernehmen. Sein Engel, Gabriel, wird hierauf von ihm in den Himmel geſchickt, dieß Gebet vor Gott zu bringen. Um den Himmel ſind lauter Sonnen. Gabriel geht durch einen Sonnenweg, von dem ehmals ein aͤtheriſcher Strom nach Eden herunter floß. Er hoͤrt auf einer der naͤchſten Sonnen ein Lied mit an, das allezeit nach dem Dreymalheilig, geſungen wird. Eloa, der erhabenſte unter allen En- geln, und den Gott beſonders zu ſeinen Dienſten braucht, koͤmmt Ga- briel entgegen, und fuͤhrt ihn zu dem Altare des Meßias. Gabriel opfert Raͤuchwerk, und begleitet das Opfer mit dem Gebete des Meßias, welches er vor Gott ſingt. Alles erwartet ſtill die Antwort Gottes. Gott eroͤffnet durch ein Donnerwetter das Allerheiligſte des Himmels, die Seligen zu ſeiner Antwort vorzubereiten. Seraph Eloa und Che- rub Urim unterreden ſich von dem, was ſie in dem Allerheiligſten ſehen. Gott redet nunmehr. Er ſey die Liebe; itzo, da die Erloͤſung des menſchlichen Geſchlechts angienge, wollte er einen zweyten Sabbath feyern, die Seelen der Vaͤter ſollten auf die Sonne herunter ſteigen, von da Zeugen der Erloͤſung zu ſeyn. Auch empfaͤngt Gabriel Befeh- le, an den Engel der Sonne, und an die Engel der Erde, wegen der Wunder beym Tode Jeſu. Die Thronenengel vertheilen ſich, wegen der Feyer des zweyten Sabbaths, durch die Himmel. Gabriel ſteigt zur Erde herab. Er findet den Meßias ſchlafend. Er redet ihn gleich- wohl, als den Allwiſſenden, an. Er geht von da zu den Schutzengeln der Erde. Jhr Wohnplatz iſt mitten in der Erde, auf einer kleinern Sonne. Hierzu koͤmmt er durch eine Oeffnung bey dem Nordpole. Er findet die Engel der Erde auf ihrer Sonne, und die Seelen ganz zar- ter Kinder, die hier zum Himmel vorbereitet werden. Von hier erhebt er ſich zur Sonne, und findet da die Seelen der Vaͤter bey Uriel, dem Engel der Sonne.
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Jnhalt
des erſten Geſangs.
Der Meßias entfernt ſich von dem Volke, geht auf den Oelberg,
Und verſpricht Gott noch einmal in einem feyerlichen Gebete, die
Erloͤſung zu uͤbernehmen. Sein Engel, Gabriel, wird hierauf von ihm
in den Himmel geſchickt, dieß Gebet vor Gott zu bringen. Um den
Himmel ſind lauter Sonnen. Gabriel geht durch einen Sonnenweg,
von dem ehmals ein aͤtheriſcher Strom nach Eden herunter floß. Er
hoͤrt auf einer der naͤchſten Sonnen ein Lied mit an, das allezeit nach
dem Dreymalheilig, geſungen wird. Eloa, der erhabenſte unter allen En-
geln, und den Gott beſonders zu ſeinen Dienſten braucht, koͤmmt Ga-
briel entgegen, und fuͤhrt ihn zu dem Altare des Meßias. Gabriel opfert
Raͤuchwerk, und begleitet das Opfer mit dem Gebete des Meßias,
welches er vor Gott ſingt. Alles erwartet ſtill die Antwort Gottes.
Gott eroͤffnet durch ein Donnerwetter das Allerheiligſte des Himmels,
die Seligen zu ſeiner Antwort vorzubereiten. Seraph Eloa und Che-
rub Urim unterreden ſich von dem, was ſie in dem Allerheiligſten ſehen.
Gott redet nunmehr. Er ſey die Liebe; itzo, da die Erloͤſung des
menſchlichen Geſchlechts angienge, wollte er einen zweyten Sabbath
feyern, die Seelen der Vaͤter ſollten auf die Sonne herunter ſteigen,
von da Zeugen der Erloͤſung zu ſeyn. Auch empfaͤngt Gabriel Befeh-
le, an den Engel der Sonne, und an die Engel der Erde, wegen der
Wunder beym Tode Jeſu. Die Thronenengel vertheilen ſich, wegen
der Feyer des zweyten Sabbaths, durch die Himmel. Gabriel ſteigt
zur Erde herab. Er findet den Meßias ſchlafend. Er redet ihn gleich-
wohl, als den Allwiſſenden, an. Er geht von da zu den Schutzengeln
der Erde. Jhr Wohnplatz iſt mitten in der Erde, auf einer kleinern
Sonne. Hierzu koͤmmt er durch eine Oeffnung bey dem Nordpole. Er
findet die Engel der Erde auf ihrer Sonne, und die Seelen ganz zar-
ter Kinder, die hier zum Himmel vorbereitet werden. Von hier erhebt
er ſich zur Sonne, und findet da die Seelen der Vaͤter bey
Uriel, dem Engel der Sonne.
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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/14>, abgerufen am 22.02.2025.
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