Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

ein Gelächter über die menschlichen Schiksale! Ein
zweyter Triumph, Karthago's wegen, führte ihn
in Konstantinopel auf. Ein Anblik furchtbarer War-
nung; allein das Auge des Tiefsinnigen wandte sich
von einem, der das noch mehr war, gen Himmel.
Denn unter den Schäzen des Ueberwundenen waren
die Tempelgefässe Jerusalems.

Die Sonderung.

Als die Spröslinge der teutonischen Franken, die
Gesez und Schwert von Salogasten und von den
Sikambrern hatten, die Stammart wandelten, nan-
ten sie sich: Alte edle Franken; und die Eroberer
drüben: Gallische Fremdlinge.

Der bessere Ueberrest.

Gelimer küste niederknieend den Purpur Justi-
nians, indem vier hundert kühnere Wandalen ih-
ren Schiffern Flucht, und sich neue Kämpfe gegen
die Ueberwinder geboten.

Unsre Kriege mit Aurelen.

Aurel führte zween grosse Kriege gegen uns.
Den zweyten zu führen, verkaufte er goldne Gefässe,
Gemälde, Bildsäulen, den Schmuk der Kaiser und
Kaiserinnen; warb auch Fechter, Sclaven, und
Räuber; zog mit der blutigen Lanze des Krieges-
gottes von seinem Tempel aus, und starb Sieger,
und Besiegter. Sein Nachfolger muste die Festen
in des Feindes Lande verlassen, und ihm Gold für
den Frieden zuwägen.

Das

ein Gelaͤchter uͤber die menſchlichen Schikſale! Ein
zweyter Triumph, Karthago’s wegen, fuͤhrte ihn
in Konſtantinopel auf. Ein Anblik furchtbarer War-
nung; allein das Auge des Tiefſinnigen wandte ſich
von einem, der das noch mehr war, gen Himmel.
Denn unter den Schaͤzen des Ueberwundenen waren
die Tempelgefaͤſſe Jeruſalems.

Die Sonderung.

Als die Sproͤslinge der teutoniſchen Franken, die
Geſez und Schwert von Salogaſten und von den
Sikambrern hatten, die Stammart wandelten, nan-
ten ſie ſich: Alte edle Franken; und die Eroberer
druͤben: Galliſche Fremdlinge.

Der beſſere Ueberreſt.

Gelimer kuͤſte niederknieend den Purpur Juſti-
nians, indem vier hundert kuͤhnere Wandalen ih-
ren Schiffern Flucht, und ſich neue Kaͤmpfe gegen
die Ueberwinder geboten.

Unſre Kriege mit Aurelen.

Aurel fuͤhrte zween groſſe Kriege gegen uns.
Den zweyten zu fuͤhren, verkaufte er goldne Gefaͤſſe,
Gemaͤlde, Bildſaͤulen, den Schmuk der Kaiſer und
Kaiſerinnen; warb auch Fechter, Sclaven, und
Raͤuber; zog mit der blutigen Lanze des Krieges-
gottes von ſeinem Tempel aus, und ſtarb Sieger,
und Beſiegter. Sein Nachfolger muſte die Feſten
in des Feindes Lande verlaſſen, und ihm Gold fuͤr
den Frieden zuwaͤgen.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0377" n="301"/>
ein Gela&#x0364;chter u&#x0364;ber die men&#x017F;chlichen Schik&#x017F;ale! Ein<lb/>
zweyter Triumph, Karthago&#x2019;s wegen, fu&#x0364;hrte ihn<lb/>
in Kon&#x017F;tantinopel auf. Ein Anblik furchtbarer War-<lb/>
nung; allein das Auge des Tief&#x017F;innigen wandte &#x017F;ich<lb/>
von einem, der das noch mehr war, gen Himmel.<lb/>
Denn unter den Scha&#x0364;zen des Ueberwundenen waren<lb/>
die Tempelgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Jeru&#x017F;alems.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Sonderung.</hi> </head><lb/>
            <p>Als die Spro&#x0364;slinge der teutoni&#x017F;chen Franken, die<lb/>
Ge&#x017F;ez und Schwert von Saloga&#x017F;ten und von den<lb/>
Sikambrern hatten, die Stammart wandelten, nan-<lb/>
ten &#x017F;ie &#x017F;ich: Alte edle Franken; und die Eroberer<lb/>
dru&#x0364;ben: Galli&#x017F;che Fremdlinge.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der be&#x017F;&#x017F;ere Ueberre&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
            <p>Gelimer ku&#x0364;&#x017F;te niederknieend den Purpur Ju&#x017F;ti-<lb/>
nians, indem vier hundert ku&#x0364;hnere Wandalen ih-<lb/>
ren Schiffern Flucht, und &#x017F;ich neue Ka&#x0364;mpfe gegen<lb/>
die Ueberwinder geboten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Un&#x017F;re Kriege mit Aurelen.</hi> </head><lb/>
            <p>Aurel fu&#x0364;hrte zween gro&#x017F;&#x017F;e Kriege gegen uns.<lb/>
Den zweyten zu fu&#x0364;hren, verkaufte er goldne Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
Gema&#x0364;lde, Bild&#x017F;a&#x0364;ulen, den Schmuk der Kai&#x017F;er und<lb/>
Kai&#x017F;erinnen; warb auch Fechter, Sclaven, und<lb/>
Ra&#x0364;uber; zog mit der blutigen Lanze des Krieges-<lb/>
gottes von &#x017F;einem Tempel aus, und &#x017F;tarb Sieger,<lb/>
und Be&#x017F;iegter. Sein Nachfolger mu&#x017F;te die Fe&#x017F;ten<lb/>
in des Feindes Lande verla&#x017F;&#x017F;en, und ihm Gold fu&#x0364;r<lb/>
den Frieden zuwa&#x0364;gen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0377] ein Gelaͤchter uͤber die menſchlichen Schikſale! Ein zweyter Triumph, Karthago’s wegen, fuͤhrte ihn in Konſtantinopel auf. Ein Anblik furchtbarer War- nung; allein das Auge des Tiefſinnigen wandte ſich von einem, der das noch mehr war, gen Himmel. Denn unter den Schaͤzen des Ueberwundenen waren die Tempelgefaͤſſe Jeruſalems. Die Sonderung. Als die Sproͤslinge der teutoniſchen Franken, die Geſez und Schwert von Salogaſten und von den Sikambrern hatten, die Stammart wandelten, nan- ten ſie ſich: Alte edle Franken; und die Eroberer druͤben: Galliſche Fremdlinge. Der beſſere Ueberreſt. Gelimer kuͤſte niederknieend den Purpur Juſti- nians, indem vier hundert kuͤhnere Wandalen ih- ren Schiffern Flucht, und ſich neue Kaͤmpfe gegen die Ueberwinder geboten. Unſre Kriege mit Aurelen. Aurel fuͤhrte zween groſſe Kriege gegen uns. Den zweyten zu fuͤhren, verkaufte er goldne Gefaͤſſe, Gemaͤlde, Bildſaͤulen, den Schmuk der Kaiſer und Kaiſerinnen; warb auch Fechter, Sclaven, und Raͤuber; zog mit der blutigen Lanze des Krieges- gottes von ſeinem Tempel aus, und ſtarb Sieger, und Beſiegter. Sein Nachfolger muſte die Feſten in des Feindes Lande verlaſſen, und ihm Gold fuͤr den Frieden zuwaͤgen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/377
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/377>, abgerufen am 21.11.2024.