Aus deutscher herzensvoller Lache, (Fern laß vollhalsiges Gelächter seyn; Und streu des Lächelns Würze sparsam ein.) Besonders aber auch Aus Sitt und Brauch, Aus eigner Laun' und Geist, vereine du und mache Ein neues schönes Sonderding, Das nicht von fremder Flitter gleisse, Und das so Vornehm wie Gering Deutscheomisch heisse.
Frage, die gleichsam zur Sache zu gehö- ren scheint.
Er, sagt er, Jst Richter, und Verklagter, Wer schreibt. O du vom Herrn Verleger Gemietheter, wer ist denn Kläger?
Ganz gute Bemerkung.
Die Dichter, die nur spielen, Verstehen nicht, was sie, und was die Leser sind. Der rechte Leser ist kein Kind; Er mag sein mänlich Herz viel lieber fühlen, Als spielen.
Sitt und Weise der Neuern.
Die Römer sind es euch, die Griechen last ihr liegen: Jhr nehmt das Ey, und last die Henne fliegen.
Fort-
An den, der’s verſteht.
Aus deutſcher herzensvoller Lache, (Fern laß vollhalſiges Gelaͤchter ſeyn; Und ſtreu des Laͤchelns Wuͤrze ſparſam ein.) Beſonders aber auch Aus Sitt und Brauch, Aus eigner Laun’ und Geiſt, vereine du und mache Ein neues ſchoͤnes Sonderding, Das nicht von fremder Flitter gleiſſe, Und das ſo Vornehm wie Gering Deutſcheomiſch heiſſe.
Frage, die gleichſam zur Sache zu gehoͤ- ren ſcheint.
Er, ſagt er, Jſt Richter, und Verklagter, Wer ſchreibt. O du vom Herrn Verleger Gemietheter, wer iſt denn Klaͤger?
Ganz gute Bemerkung.
Die Dichter, die nur ſpielen, Verſtehen nicht, was ſie, und was die Leſer ſind. Der rechte Leſer iſt kein Kind; Er mag ſein maͤnlich Herz viel lieber fuͤhlen, Als ſpielen.
Sitt und Weiſe der Neuern.
Die Roͤmer ſind es euch, die Griechen laſt ihr liegen: Jhr nehmt das Ey, und laſt die Henne fliegen.
Fort-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0279"n="203"/><divn="4"><head><hirendition="#b">An den, der’s verſteht.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l>Aus deutſcher herzensvoller Lache,</l><lb/><l>(Fern laß vollhalſiges Gelaͤchter ſeyn;</l><lb/><l>Und ſtreu des Laͤchelns Wuͤrze ſparſam ein.)</l><lb/><l>Beſonders aber auch</l><lb/><l>Aus Sitt und Brauch,</l><lb/><l>Aus eigner Laun’ und Geiſt, vereine du und mache</l><lb/><l>Ein neues ſchoͤnes Sonderding,</l><lb/><l>Das nicht von fremder Flitter gleiſſe,</l><lb/><l>Und das ſo Vornehm wie Gering</l><lb/><l>Deutſcheomiſch heiſſe.</l></lg></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Frage, die gleichſam zur Sache zu gehoͤ-<lb/>
ren ſcheint.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l>Er, ſagt er,</l><lb/><l>Jſt Richter, und Verklagter,</l><lb/><l>Wer ſchreibt. O du vom Herrn Verleger</l><lb/><l>Gemietheter, wer iſt denn Klaͤger?</l></lg></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Ganz gute Bemerkung.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l>Die Dichter, die nur ſpielen,</l><lb/><l>Verſtehen nicht, was ſie, und was die Leſer ſind.</l><lb/><l>Der rechte Leſer iſt kein Kind;</l><lb/><l>Er mag ſein maͤnlich Herz viel lieber fuͤhlen,</l><lb/><l>Als ſpielen.</l></lg></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Sitt und Weiſe der Neuern.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l>Die Roͤmer ſind es euch, die Griechen laſt ihr liegen:</l><lb/><l>Jhr nehmt das Ey, und laſt die Henne fliegen.</l></lg></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Fort-</hi></fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[203/0279]
An den, der’s verſteht.
Aus deutſcher herzensvoller Lache,
(Fern laß vollhalſiges Gelaͤchter ſeyn;
Und ſtreu des Laͤchelns Wuͤrze ſparſam ein.)
Beſonders aber auch
Aus Sitt und Brauch,
Aus eigner Laun’ und Geiſt, vereine du und mache
Ein neues ſchoͤnes Sonderding,
Das nicht von fremder Flitter gleiſſe,
Und das ſo Vornehm wie Gering
Deutſcheomiſch heiſſe.
Frage, die gleichſam zur Sache zu gehoͤ-
ren ſcheint.
Er, ſagt er,
Jſt Richter, und Verklagter,
Wer ſchreibt. O du vom Herrn Verleger
Gemietheter, wer iſt denn Klaͤger?
Ganz gute Bemerkung.
Die Dichter, die nur ſpielen,
Verſtehen nicht, was ſie, und was die Leſer ſind.
Der rechte Leſer iſt kein Kind;
Er mag ſein maͤnlich Herz viel lieber fuͤhlen,
Als ſpielen.
Sitt und Weiſe der Neuern.
Die Roͤmer ſind es euch, die Griechen laſt ihr liegen:
Jhr nehmt das Ey, und laſt die Henne fliegen.
Fort-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/279>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.