War ein Reimer, sah die Nectarschal, wolt hinauf, kont nicht, lief fort, und sagte: Schmekt bitter! Jst nicht gefabelt. Denn der Reimer wolt gern was arbeiten; kann's nur nicht.
Weniges von vielem.
Auch das gehört zu dem Vollendeten einer Schrift, daß alles darinn Beziehungen und Verhältnisse unter sich habe, und daß sich von diesen die seltneren Abstände nicht zu weit ent- fernen. Freylich sind diese Züge des Gemäl- des manchem unsichtbar; aber sind sie deswe- gen nicht da, weil's Leute mit blöden Augen giebt?
Die Wünschelruthe und der Stein des Weisen.
Wo liegst du? Sprich nicht, schlag. Jch schlage. Nach mir hin must du schlagen, und nicht so in die Luft streichen, wie du thust. Aber wo liegst du denn? Wo ich liege, das ist ja eben der Punkt, den du treffen must. So bald du ihn getroffen hast; so hüpf ich zu dir hinauf. Aber was bist du denn eigent- lich? Du weist noch nicht einmal, was ich bin; und suchst mich doch. Du magst mir wol eine von den Wünschelruthen der Berg- leute seyn; und mich gar für den berüchtigten Stein der Goldmacher halten! Harter Stein!
das
War ein Reimer, ſah die Nectarſchal, wolt hinauf, kont nicht, lief fort, und ſagte: Schmekt bitter! Jſt nicht gefabelt. Denn der Reimer wolt gern was arbeiten; kann’s nur nicht.
Weniges von vielem.
Auch das gehoͤrt zu dem Vollendeten einer Schrift, daß alles darinn Beziehungen und Verhaͤltniſſe unter ſich habe, und daß ſich von dieſen die ſeltneren Abſtaͤnde nicht zu weit ent- fernen. Freylich ſind dieſe Zuͤge des Gemaͤl- des manchem unſichtbar; aber ſind ſie deswe- gen nicht da, weil’s Leute mit bloͤden Augen giebt?
Die Wuͤnſchelruthe und der Stein des Weiſen.
Wo liegſt du? Sprich nicht, ſchlag. Jch ſchlage. Nach mir hin muſt du ſchlagen, und nicht ſo in die Luft ſtreichen, wie du thuſt. Aber wo liegſt du denn? Wo ich liege, das iſt ja eben der Punkt, den du treffen muſt. So bald du ihn getroffen haſt; ſo huͤpf ich zu dir hinauf. Aber was biſt du denn eigent- lich? Du weiſt noch nicht einmal, was ich bin; und ſuchſt mich doch. Du magſt mir wol eine von den Wuͤnſchelruthen der Berg- leute ſeyn; und mich gar fuͤr den beruͤchtigten Stein der Goldmacher halten! Harter Stein!
das
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War ein Reimer, ſah die Nectarſchal, wolt
hinauf, kont nicht, lief fort, und ſagte: Schmekt
bitter! Jſt nicht gefabelt. Denn der Reimer
wolt gern was arbeiten; kann’s nur nicht.
Weniges von vielem.
Auch das gehoͤrt zu dem Vollendeten einer
Schrift, daß alles darinn Beziehungen und
Verhaͤltniſſe unter ſich habe, und daß ſich von
dieſen die ſeltneren Abſtaͤnde nicht zu weit ent-
fernen. Freylich ſind dieſe Zuͤge des Gemaͤl-
des manchem unſichtbar; aber ſind ſie deswe-
gen nicht da, weil’s Leute mit bloͤden Augen
giebt?
Die Wuͤnſchelruthe und der Stein des Weiſen.
Wo liegſt du? Sprich nicht, ſchlag. Jch
ſchlage. Nach mir hin muſt du ſchlagen, und
nicht ſo in die Luft ſtreichen, wie du thuſt.
Aber wo liegſt du denn? Wo ich liege, das
iſt ja eben der Punkt, den du treffen muſt.
So bald du ihn getroffen haſt; ſo huͤpf ich zu
dir hinauf. Aber was biſt du denn eigent-
lich? Du weiſt noch nicht einmal, was ich
bin; und ſuchſt mich doch. Du magſt mir
wol eine von den Wuͤnſchelruthen der Berg-
leute ſeyn; und mich gar fuͤr den beruͤchtigten
Stein der Goldmacher halten! Harter Stein!
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/233>, abgerufen am 30.12.2024.
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