weniger Schnelligkeit, oder auch mehr oder weniger Langsamkeit entstehn von selbst aus der rechten Tonbildung der Leidenschaft. 3 Wie viel die Wörter ausdrücken können. Man hatte oft einem Worte so viel Aus- drückendes nicht zugetraut, als man durch die volle gedoppelte Tonbildung der Decla- mation hört. 4 Was die Wörter nicht ausdrücken können. Der Declamator sieht wol, was der Dichter hat sagen wollen, er sucht ihm auch, ob er es gleich nicht gesagt hat, fortzuhelfen. Da er aber nichts Ge- zwungnes thun darf; und das vorkommende Wort nun einmal nicht gut gewählt ist; so muß er es wenigstens in einem gewissen Gra- de fallen lassen. Dieses fallen lassen des Deklamators kann manches Licht in der Wort- kentnis geben. Du hast mich ein wenig erschrekt; aber ich will lernen; und ich freue mich, daß ich eine solche Sprache zu lernen habe.
Nicht gehaltnes Versprechen.
Es macht Freude, Schadenfreude wol, aber solche, wie du dir erlauben magst, wenn ein Männlein, das mit Dünkeln und Klü- geln über allerley gelehrte Arbeit und Schrift,
auch
weniger Schnelligkeit, oder auch mehr oder weniger Langſamkeit entſtehn von ſelbſt aus der rechten Tonbildung der Leidenſchaft. 3 Wie viel die Woͤrter ausdruͤcken koͤnnen. Man hatte oft einem Worte ſo viel Aus- druͤckendes nicht zugetraut, als man durch die volle gedoppelte Tonbildung der Decla- mation hoͤrt. 4 Was die Woͤrter nicht ausdruͤcken koͤnnen. Der Declamator ſieht wol, was der Dichter hat ſagen wollen, er ſucht ihm auch, ob er es gleich nicht geſagt hat, fortzuhelfen. Da er aber nichts Ge- zwungnes thun darf; und das vorkommende Wort nun einmal nicht gut gewaͤhlt iſt; ſo muß er es wenigſtens in einem gewiſſen Gra- de fallen laſſen. Dieſes fallen laſſen des Deklamators kann manches Licht in der Wort- kentnis geben. Du haſt mich ein wenig erſchrekt; aber ich will lernen; und ich freue mich, daß ich eine ſolche Sprache zu lernen habe.
Nicht gehaltnes Verſprechen.
Es macht Freude, Schadenfreude wol, aber ſolche, wie du dir erlauben magſt, wenn ein Maͤnnlein, das mit Duͤnkeln und Kluͤ- geln uͤber allerley gelehrte Arbeit und Schrift,
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weniger Schnelligkeit, oder auch mehr oder
weniger Langſamkeit entſtehn von ſelbſt aus
der rechten Tonbildung der Leidenſchaft.
3 Wie viel die Woͤrter ausdruͤcken koͤnnen.
Man hatte oft einem Worte ſo viel Aus-
druͤckendes nicht zugetraut, als man durch
die volle gedoppelte Tonbildung der Decla-
mation hoͤrt. 4 Was die Woͤrter nicht
ausdruͤcken koͤnnen. Der Declamator ſieht
wol, was der Dichter hat ſagen wollen, er
ſucht ihm auch, ob er es gleich nicht geſagt
hat, fortzuhelfen. Da er aber nichts Ge-
zwungnes thun darf; und das vorkommende
Wort nun einmal nicht gut gewaͤhlt iſt; ſo
muß er es wenigſtens in einem gewiſſen Gra-
de fallen laſſen. Dieſes fallen laſſen des
Deklamators kann manches Licht in der Wort-
kentnis geben. Du haſt mich ein wenig
erſchrekt; aber ich will lernen; und ich
freue mich, daß ich eine ſolche Sprache
zu lernen habe.
Nicht gehaltnes Verſprechen.
Es macht Freude, Schadenfreude wol,
aber ſolche, wie du dir erlauben magſt, wenn
ein Maͤnnlein, das mit Duͤnkeln und Kluͤ-
geln uͤber allerley gelehrte Arbeit und Schrift,
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/215>, abgerufen am 21.11.2024.
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