Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

und Geist eindringen, und nicht ablassen, du
habest denn ausforscht, was da sey ihr Leben
und Weben, Lust und Liebe, Art und Eigen-
schaft, auch Eigenheit. Denn merke dir:
Art und Eigenschaft ist gar notwendig Ding,
fleugt Adlerflug; da hingegen alles, was nicht
Art und Eigenschaft hat, umher flattert, und
nicht weiß, wo es hin will.

Ekhards Reue.

Wer ein Mann ist, sagt nicht, was er
thun will, sondern thut's .. Es verdreust
mich auf mich selbst, daß ich vom Nichtreden
geredet habe!

Anlegung der lezten Hand.

Deine Schrift ist vollendet. Auch mich
freut's. Zu viel ausstreichen, ist Scylla;
zu wenig, Charybdis. Sieh mir ins Ge-
sicht, Jüngling! Kanst du steuren? Hast du
Mut?

Zum höheren Comischen gehörig.

Ein Schauspiel, dem kein anderes gliche,
wäre: Wenn ein Kurzsichtiger von Weitse-
henden umgeben sie alle übersähe; und diese

es

und Geiſt eindringen, und nicht ablaſſen, du
habeſt denn ausforſcht, was da ſey ihr Leben
und Weben, Luſt und Liebe, Art und Eigen-
ſchaft, auch Eigenheit. Denn merke dir:
Art und Eigenſchaft iſt gar notwendig Ding,
fleugt Adlerflug; da hingegen alles, was nicht
Art und Eigenſchaft hat, umher flattert, und
nicht weiß, wo es hin will.

Ekhards Reue.

Wer ein Mann iſt, ſagt nicht, was er
thun will, ſondern thut’s .. Es verdreuſt
mich auf mich ſelbſt, daß ich vom Nichtreden
geredet habe!

Anlegung der lezten Hand.

Deine Schrift iſt vollendet. Auch mich
freut’s. Zu viel ausſtreichen, iſt Scylla;
zu wenig, Charybdis. Sieh mir ins Ge-
ſicht, Juͤngling! Kanſt du ſteuren? Haſt du
Mut?

Zum hoͤheren Comiſchen gehoͤrig.

Ein Schauſpiel, dem kein anderes gliche,
waͤre: Wenn ein Kurzſichtiger von Weitſe-
henden umgeben ſie alle uͤberſaͤhe; und dieſe

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0206" n="130"/>
und Gei&#x017F;t eindringen, und nicht abla&#x017F;&#x017F;en, du<lb/>
habe&#x017F;t denn ausfor&#x017F;cht, was da &#x017F;ey ihr Leben<lb/>
und Weben, Lu&#x017F;t und Liebe, Art und Eigen-<lb/>
&#x017F;chaft, auch Eigenheit. Denn merke dir:<lb/>
Art und Eigen&#x017F;chaft i&#x017F;t gar notwendig Ding,<lb/>
fleugt Adlerflug; da hingegen alles, was nicht<lb/>
Art und Eigen&#x017F;chaft hat, umher flattert, und<lb/>
nicht weiß, wo es hin will.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Ekhards Reue.</head><lb/>
            <p>Wer ein Mann i&#x017F;t, &#x017F;agt nicht, was er<lb/>
thun will, &#x017F;ondern thut&#x2019;s .. Es verdreu&#x017F;t<lb/>
mich auf mich &#x017F;elb&#x017F;t, daß ich vom Nichtreden<lb/>
geredet habe!</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Anlegung der lezten Hand.</head><lb/>
            <p>Deine Schrift i&#x017F;t vollendet. Auch mich<lb/>
freut&#x2019;s. Zu viel aus&#x017F;treichen, i&#x017F;t Scylla;<lb/>
zu wenig, Charybdis. Sieh mir ins Ge-<lb/>
&#x017F;icht, Ju&#x0364;ngling! Kan&#x017F;t du &#x017F;teuren? Ha&#x017F;t du<lb/>
Mut?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Zum ho&#x0364;heren Comi&#x017F;chen geho&#x0364;rig.</head><lb/>
            <p>Ein Schau&#x017F;piel, dem kein anderes gliche,<lb/>
wa&#x0364;re: Wenn ein Kurz&#x017F;ichtiger von Weit&#x017F;e-<lb/>
henden umgeben &#x017F;ie alle <hi rendition="#fr">u&#x0364;ber&#x017F;a&#x0364;he;</hi> und die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0206] und Geiſt eindringen, und nicht ablaſſen, du habeſt denn ausforſcht, was da ſey ihr Leben und Weben, Luſt und Liebe, Art und Eigen- ſchaft, auch Eigenheit. Denn merke dir: Art und Eigenſchaft iſt gar notwendig Ding, fleugt Adlerflug; da hingegen alles, was nicht Art und Eigenſchaft hat, umher flattert, und nicht weiß, wo es hin will. Ekhards Reue. Wer ein Mann iſt, ſagt nicht, was er thun will, ſondern thut’s .. Es verdreuſt mich auf mich ſelbſt, daß ich vom Nichtreden geredet habe! Anlegung der lezten Hand. Deine Schrift iſt vollendet. Auch mich freut’s. Zu viel ausſtreichen, iſt Scylla; zu wenig, Charybdis. Sieh mir ins Ge- ſicht, Juͤngling! Kanſt du ſteuren? Haſt du Mut? Zum hoͤheren Comiſchen gehoͤrig. Ein Schauſpiel, dem kein anderes gliche, waͤre: Wenn ein Kurzſichtiger von Weitſe- henden umgeben ſie alle uͤberſaͤhe; und dieſe es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/206
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/206>, abgerufen am 21.12.2024.