gar sonderlich ankomt. Das ist nun eine grosse Schwierigkeit, und ist selbige kein sol- cher Knoten, da du nur könnest drein haun, und das Ding wäre dann gethan; ist ein Kno- ten, den du lösen must, oder dich lieber gar nicht mit selbigem befassen. Denn, wie ge- sagt ist, das Dreinhaun frommet da nicht. Sind manche Zusammensezungen, haben we- nige und grosse Stük; müssen solche haben, weil's Zwek und Absicht also erheischen: sind wieder andre Zusammensezungen, haben viele Stük kleine und grosse; müssen sie haben, aus genanter Ursach. Sind aber auch solche, die nichts nicht haben, denn lauter kleine Stük; gebe keinen Pfifferling drum, ange- sehn sie untauglich Werk sind.
Von der Nachahmung.
Das Urbild ist der Baum, die Nachah- mung sein Schatten; und dieser ist immer bald zu lang, und bald zu kurz, nie die wahre Gestalt des Baums. Der Jüngling. Schatten also erstlich; und dann verfehlte Gestalt? Der Aldermann. Recht, Jüng- ling. Schatten ohne Saft und Kraft, Bil- dung ohne Schönheit. Sieh nur die heilige Eiche, die edle Tanne an, und hierauf ihre
Schat-
gar ſonderlich ankomt. Das iſt nun eine groſſe Schwierigkeit, und iſt ſelbige kein ſol- cher Knoten, da du nur koͤnneſt drein haun, und das Ding waͤre dann gethan; iſt ein Kno- ten, den du loͤſen muſt, oder dich lieber gar nicht mit ſelbigem befaſſen. Denn, wie ge- ſagt iſt, das Dreinhaun frommet da nicht. Sind manche Zuſammenſezungen, haben we- nige und groſſe Stuͤk; muͤſſen ſolche haben, weil’s Zwek und Abſicht alſo erheiſchen: ſind wieder andre Zuſammenſezungen, haben viele Stuͤk kleine und groſſe; muͤſſen ſie haben, aus genanter Urſach. Sind aber auch ſolche, die nichts nicht haben, denn lauter kleine Stuͤk; gebe keinen Pfifferling drum, ange- ſehn ſie untauglich Werk ſind.
Von der Nachahmung.
Das Urbild iſt der Baum, die Nachah- mung ſein Schatten; und dieſer iſt immer bald zu lang, und bald zu kurz, nie die wahre Geſtalt des Baums. Der Juͤngling. Schatten alſo erſtlich; und dann verfehlte Geſtalt? Der Aldermann. Recht, Juͤng- ling. Schatten ohne Saft und Kraft, Bil- dung ohne Schoͤnheit. Sieh nur die heilige Eiche, die edle Tanne an, und hierauf ihre
Schat-
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gar ſonderlich ankomt. Das iſt nun eine
groſſe Schwierigkeit, und iſt ſelbige kein ſol-
cher Knoten, da du nur koͤnneſt drein haun,
und das Ding waͤre dann gethan; iſt ein Kno-
ten, den du loͤſen muſt, oder dich lieber gar
nicht mit ſelbigem befaſſen. Denn, wie ge-
ſagt iſt, das Dreinhaun frommet da nicht.
Sind manche Zuſammenſezungen, haben we-
nige und groſſe Stuͤk; muͤſſen ſolche haben,
weil’s Zwek und Abſicht alſo erheiſchen: ſind
wieder andre Zuſammenſezungen, haben viele
Stuͤk kleine und groſſe; muͤſſen ſie haben,
aus genanter Urſach. Sind aber auch ſolche,
die nichts nicht haben, denn lauter kleine
Stuͤk; gebe keinen Pfifferling drum, ange-
ſehn ſie untauglich Werk ſind.
Von der Nachahmung.
Das Urbild iſt der Baum, die Nachah-
mung ſein Schatten; und dieſer iſt immer
bald zu lang, und bald zu kurz, nie die
wahre Geſtalt des Baums. Der Juͤngling.
Schatten alſo erſtlich; und dann verfehlte
Geſtalt? Der Aldermann. Recht, Juͤng-
ling. Schatten ohne Saft und Kraft, Bil-
dung ohne Schoͤnheit. Sieh nur die heilige
Eiche, die edle Tanne an, und hierauf ihre
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/204>, abgerufen am 21.12.2024.
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