Und auch dieß ist noch rauh und barsch; aber wahr ist's.
Gewönliche Regelmässigkeit.
Unrichtig angewendet, ist ein Sprichwort kein wahres Wort. Eben so angewendet, bringt die tiefsinnigste Regel eine Misgeburt hervor.
Notwendige Kentnis.
Da schwazen sie: Der eine kent die Leiden- schaft; der andre kent ihre Schattierung. Wehe dem Dichter, der beydes nicht kent, wie der Bauer sein Feld, oder der Günstling den Fürsten, durch den er herscht, oder, wel- ches mit dem lezten völlig einerley ist, der Teufel die Seele, die er holt.
Vom guten Gebrauche der Sprache.
Wie dem Mädchen, das aus dem Bade steigt, das Gewand anliegt, so solt es die Sprache dem Gedanken; und gleichwol im- mer noch zehn Röcke über einander, und ein Wulst darunter.
Von
Und auch dieß iſt noch rauh und barſch; aber wahr iſt’s.
Gewoͤnliche Regelmaͤſſigkeit.
Unrichtig angewendet, iſt ein Sprichwort kein wahres Wort. Eben ſo angewendet, bringt die tiefſinnigſte Regel eine Misgeburt hervor.
Notwendige Kentnis.
Da ſchwazen ſie: Der eine kent die Leiden- ſchaft; der andre kent ihre Schattierung. Wehe dem Dichter, der beydes nicht kent, wie der Bauer ſein Feld, oder der Guͤnſtling den Fuͤrſten, durch den er herſcht, oder, wel- ches mit dem lezten voͤllig einerley iſt, der Teufel die Seele, die er holt.
Vom guten Gebrauche der Sprache.
Wie dem Maͤdchen, das aus dem Bade ſteigt, das Gewand anliegt, ſo ſolt es die Sprache dem Gedanken; und gleichwol im- mer noch zehn Roͤcke uͤber einander, und ein Wulſt darunter.
Von
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Und auch dieß iſt noch rauh und barſch; aber
wahr iſt’s.
Gewoͤnliche Regelmaͤſſigkeit.
Unrichtig angewendet, iſt ein Sprichwort
kein wahres Wort. Eben ſo angewendet,
bringt die tiefſinnigſte Regel eine Misgeburt
hervor.
Notwendige Kentnis.
Da ſchwazen ſie: Der eine kent die Leiden-
ſchaft; der andre kent ihre Schattierung.
Wehe dem Dichter, der beydes nicht kent,
wie der Bauer ſein Feld, oder der Guͤnſtling
den Fuͤrſten, durch den er herſcht, oder, wel-
ches mit dem lezten voͤllig einerley iſt, der
Teufel die Seele, die er holt.
Vom guten Gebrauche der Sprache.
Wie dem Maͤdchen, das aus dem Bade
ſteigt, das Gewand anliegt, ſo ſolt es die
Sprache dem Gedanken; und gleichwol im-
mer noch zehn Roͤcke uͤber einander, und
ein Wulſt darunter.
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/202>, abgerufen am 21.11.2024.
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