Schon auf dem Landtage 1603 hat man angefangen unter dieser Aufschrift einige Bemerkungen, Warnungen, kürzere oder längere Sprüche, bisweilen nur Winke der Aldermänner, Anwalde, und Zunftältesten in die Jahrbücher zu schreiben. Aus diesen haben wir diejenigen gewählt, die uns am merkwürdigsten vorgekommen sind. Der Zeitordnung sind wir bey unsrer Samlung nicht gefolgt. Man wird dem älterem gu- ten Rathe seine Jahre schon von selber an- sehn. Freylich wird ihm von denen, die es bis zur Ueberfeinerung gebracht haben, dieß und jenes übel gedeutet werden; aber was kann ihm das schaden? Denn Männer, die Kern und Reife in der Seele haben, schäzen ihn doch nach seinem Werthe.
Der Tiefsinn des Meisterers.
Der Meister sezt den zwanzigsten Gedan- ken hin, und läst die andern alle weg, durch
deren
Guter Rath der Aldermaͤnner.
Einleitung.
Schon auf dem Landtage 1603 hat man angefangen unter dieſer Aufſchrift einige Bemerkungen, Warnungen, kuͤrzere oder laͤngere Spruͤche, bisweilen nur Winke der Aldermaͤnner, Anwalde, und Zunftaͤlteſten in die Jahrbuͤcher zu ſchreiben. Aus dieſen haben wir diejenigen gewaͤhlt, die uns am merkwuͤrdigſten vorgekommen ſind. Der Zeitordnung ſind wir bey unſrer Samlung nicht gefolgt. Man wird dem aͤlterem gu- ten Rathe ſeine Jahre ſchon von ſelber an- ſehn. Freylich wird ihm von denen, die es bis zur Ueberfeinerung gebracht haben, dieß und jenes uͤbel gedeutet werden; aber was kann ihm das ſchaden? Denn Maͤnner, die Kern und Reife in der Seele haben, ſchaͤzen ihn doch nach ſeinem Werthe.
Der Tiefſinn des Meiſterers.
Der Meiſter ſezt den zwanzigſten Gedan- ken hin, und laͤſt die andern alle weg, durch
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Guter Rath
der
Aldermaͤnner.
Einleitung.
Schon auf dem Landtage 1603 hat man
angefangen unter dieſer Aufſchrift einige
Bemerkungen, Warnungen, kuͤrzere oder
laͤngere Spruͤche, bisweilen nur Winke der
Aldermaͤnner, Anwalde, und Zunftaͤlteſten
in die Jahrbuͤcher zu ſchreiben. Aus dieſen
haben wir diejenigen gewaͤhlt, die uns am
merkwuͤrdigſten vorgekommen ſind. Der
Zeitordnung ſind wir bey unſrer Samlung
nicht gefolgt. Man wird dem aͤlterem gu-
ten Rathe ſeine Jahre ſchon von ſelber an-
ſehn. Freylich wird ihm von denen, die es
bis zur Ueberfeinerung gebracht haben, dieß
und jenes uͤbel gedeutet werden; aber was
kann ihm das ſchaden? Denn Maͤnner, die
Kern und Reife in der Seele haben, ſchaͤzen
ihn doch nach ſeinem Werthe.
Der Tiefſinn des Meiſterers.
Der Meiſter ſezt den zwanzigſten Gedan-
ken hin, und laͤſt die andern alle weg, durch
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/200>, abgerufen am 23.11.2024.
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