Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

die Gaben des Geistes völlig absprechen.
Wären sie nicht ausgenommen worden, und
also fähig gewesen bestraft zu werden; so hätte
man sie bey erfolgter Anklage doch gleichwol
auch, etwa auf folgende Art, von der Strafe
befreyen können: Sie müssen, würde man
gesagt haben, als Betrunkne angesehn wer-
den. Nun entschuldigt zwar der Rausch vor
dem Richter nicht; aber eine solche immer-
währende, von keiner Nüchternheit unter-
brochne Trunkenheit, wie die ihrige ist, kann
nicht Rausch genent werden; und dieser ihr
ganz andrer, und sehr betrübter Zustand muß
ihnen, wenn man der Billigkeit Gehör geben
will, zur Entschuldigung, und daher auch
zur Lossprechung dienen.

Vom Hochverrath.

Hochverrath wird durch ewige Landesverwei-
sung bestraft. Der Knecht wird in aller
Stille bey Nacht und Nebel über die Gränze
geführt, der Freye, Edle und Aldermann
aber bey versammelter Landgemeine.

Hochverrath ist es,

1

Wenn sich einer zum Beherscher aufwirft.

L. G.

die Gaben des Geiſtes voͤllig abſprechen.
Waͤren ſie nicht ausgenommen worden, und
alſo faͤhig geweſen beſtraft zu werden; ſo haͤtte
man ſie bey erfolgter Anklage doch gleichwol
auch, etwa auf folgende Art, von der Strafe
befreyen koͤnnen: Sie muͤſſen, wuͤrde man
geſagt haben, als Betrunkne angeſehn wer-
den. Nun entſchuldigt zwar der Rauſch vor
dem Richter nicht; aber eine ſolche immer-
waͤhrende, von keiner Nuͤchternheit unter-
brochne Trunkenheit, wie die ihrige iſt, kann
nicht Rauſch genent werden; und dieſer ihr
ganz andrer, und ſehr betruͤbter Zuſtand muß
ihnen, wenn man der Billigkeit Gehoͤr geben
will, zur Entſchuldigung, und daher auch
zur Losſprechung dienen.

Vom Hochverrath.

Hochverrath wird durch ewige Landesverwei-
ſung beſtraft. Der Knecht wird in aller
Stille bey Nacht und Nebel uͤber die Graͤnze
gefuͤhrt, der Freye, Edle und Aldermann
aber bey verſammelter Landgemeine.

Hochverrath iſt es,

1

Wenn ſich einer zum Beherſcher aufwirft.

L. G.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0183" n="107"/>
die Gaben des Gei&#x017F;tes vo&#x0364;llig ab&#x017F;prechen.<lb/>
Wa&#x0364;ren &#x017F;ie nicht ausgenommen worden, und<lb/>
al&#x017F;o fa&#x0364;hig gewe&#x017F;en be&#x017F;traft zu werden; &#x017F;o ha&#x0364;tte<lb/>
man &#x017F;ie bey erfolgter Anklage doch gleichwol<lb/>
auch, etwa auf folgende Art, von der Strafe<lb/>
befreyen ko&#x0364;nnen: Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wu&#x0364;rde man<lb/>
ge&#x017F;agt haben, als Betrunkne ange&#x017F;ehn wer-<lb/>
den. Nun ent&#x017F;chuldigt zwar der Rau&#x017F;ch vor<lb/>
dem Richter nicht; aber eine &#x017F;olche immer-<lb/>
wa&#x0364;hrende, von keiner Nu&#x0364;chternheit unter-<lb/>
brochne Trunkenheit, wie die ihrige i&#x017F;t, kann<lb/>
nicht Rau&#x017F;ch genent werden; und die&#x017F;er ihr<lb/>
ganz andrer, und &#x017F;ehr betru&#x0364;bter Zu&#x017F;tand muß<lb/>
ihnen, wenn man der Billigkeit Geho&#x0364;r geben<lb/>
will, zur Ent&#x017F;chuldigung, und daher auch<lb/>
zur Los&#x017F;prechung dienen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vom Hochverrath.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">H</hi>ochverrath wird durch ewige Landesverwei-<lb/>
&#x017F;ung be&#x017F;traft. Der Knecht wird in aller<lb/>
Stille bey Nacht und Nebel u&#x0364;ber die Gra&#x0364;nze<lb/>
gefu&#x0364;hrt, der Freye, Edle und Aldermann<lb/>
aber bey ver&#x017F;ammelter Landgemeine.</p><lb/>
          <p>Hochverrath i&#x017F;t es,</p><lb/>
          <div n="3">
            <head>1</head><lb/>
            <p>Wenn &#x017F;ich einer zum Beher&#x017F;cher aufwirft.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">L. G.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0183] die Gaben des Geiſtes voͤllig abſprechen. Waͤren ſie nicht ausgenommen worden, und alſo faͤhig geweſen beſtraft zu werden; ſo haͤtte man ſie bey erfolgter Anklage doch gleichwol auch, etwa auf folgende Art, von der Strafe befreyen koͤnnen: Sie muͤſſen, wuͤrde man geſagt haben, als Betrunkne angeſehn wer- den. Nun entſchuldigt zwar der Rauſch vor dem Richter nicht; aber eine ſolche immer- waͤhrende, von keiner Nuͤchternheit unter- brochne Trunkenheit, wie die ihrige iſt, kann nicht Rauſch genent werden; und dieſer ihr ganz andrer, und ſehr betruͤbter Zuſtand muß ihnen, wenn man der Billigkeit Gehoͤr geben will, zur Entſchuldigung, und daher auch zur Losſprechung dienen. Vom Hochverrath. Hochverrath wird durch ewige Landesverwei- ſung beſtraft. Der Knecht wird in aller Stille bey Nacht und Nebel uͤber die Graͤnze gefuͤhrt, der Freye, Edle und Aldermann aber bey verſammelter Landgemeine. Hochverrath iſt es, 1 Wenn ſich einer zum Beherſcher aufwirft. L. G.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/183
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/183>, abgerufen am 21.11.2024.