noch Jahr und Tag Aufwärter bey den Nacht- wächtern, und ihm liegt ob, den Nachtwäch- tern das Horn rein zu halten, damit es gut blase, und er in Zeiten damit umgehen lerne. Denn künftig, wenn er wieder Ausrufer ist, muß er, wenn er sein Ausrufungsgeschäft verrichtet, von Zeit zu Zeit dabey ins Horn stossen.
L. G. Es ist nicht ohne, daß die Gesezgeber ge- gen eingewurzelte und hartnäckige Schä- den ...
Zu diesem Blasen wird unter andern erfordert, daß sie nicht durchgehends: Jch, oder Wir hören lassen, sondern wenigstens Einmal die Kritik an ihre Stelle unter- schieben. Dieser Unterschub der Kritik ist eine ausdrükliche Bedingung, die sie noth- wendig eingehn müssen, eh sie ins Land zurük kommen dürfen.
4
Solte ein Ausrufer des Umstandes, daß der Landtag noch entfernt ist, zu sehr misbrau- chen, und mit den vielen Stimmen, die er zu haben glaubt, zu laut schreyen, so warne
ihn
noch Jahr und Tag Aufwaͤrter bey den Nacht- waͤchtern, und ihm liegt ob, den Nachtwaͤch- tern das Horn rein zu halten, damit es gut blaſe, und er in Zeiten damit umgehen lerne. Denn kuͤnftig, wenn er wieder Ausrufer iſt, muß er, wenn er ſein Ausrufungsgeſchaͤft verrichtet, von Zeit zu Zeit dabey ins Horn ſtoſſen.
L. G. Es iſt nicht ohne, daß die Geſezgeber ge- gen eingewurzelte und hartnaͤckige Schaͤ- den …
Zu dieſem Blaſen wird unter andern erfordert, daß ſie nicht durchgehends: Jch, oder Wir hoͤren laſſen, ſondern wenigſtens Einmal die Kritik an ihre Stelle unter- ſchieben. Dieſer Unterſchub der Kritik iſt eine ausdruͤkliche Bedingung, die ſie noth- wendig eingehn muͤſſen, eh ſie ins Land zuruͤk kommen duͤrfen.
4
Solte ein Ausrufer des Umſtandes, daß der Landtag noch entfernt iſt, zu ſehr misbrau- chen, und mit den vielen Stimmen, die er zu haben glaubt, zu laut ſchreyen, ſo warne
ihn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0150"n="74"/>
noch Jahr und Tag Aufwaͤrter bey den Nacht-<lb/>
waͤchtern, und ihm liegt ob, den Nachtwaͤch-<lb/>
tern das Horn rein zu halten, damit es gut<lb/>
blaſe, und er in Zeiten damit umgehen lerne.<lb/>
Denn kuͤnftig, wenn er wieder Ausrufer iſt,<lb/>
muß er, wenn er ſein Ausrufungsgeſchaͤft<lb/>
verrichtet, von Zeit zu Zeit dabey ins Horn<lb/>ſtoſſen.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#c">L. G.</hi><lb/><hirendition="#fr">Es iſt nicht ohne, daß die Geſezgeber ge-<lb/>
gen eingewurzelte und hartnaͤckige Schaͤ-<lb/>
den</hi>…</quote></cit><lb/><p>Zu dieſem Blaſen wird unter andern<lb/>
erfordert, daß ſie nicht durchgehends: <hirendition="#fr">Jch</hi>,<lb/>
oder <hirendition="#fr">Wir</hi> hoͤren laſſen, ſondern wenigſtens<lb/>
Einmal die <hirendition="#fr">Kritik</hi> an <hirendition="#fr">ihre Stelle</hi> unter-<lb/>ſchieben. Dieſer Unterſchub der <hirendition="#fr">Kritik</hi> iſt<lb/>
eine ausdruͤkliche Bedingung, die ſie noth-<lb/>
wendig eingehn muͤſſen, eh ſie ins Land zuruͤk<lb/>
kommen duͤrfen.</p></div><lb/><divn="3"><head>4</head><lb/><p>Solte ein Ausrufer des Umſtandes, daß<lb/>
der Landtag noch entfernt iſt, zu ſehr misbrau-<lb/>
chen, und mit den vielen Stimmen, die er<lb/>
zu haben glaubt, zu laut ſchreyen, ſo warne<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ihn</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[74/0150]
noch Jahr und Tag Aufwaͤrter bey den Nacht-
waͤchtern, und ihm liegt ob, den Nachtwaͤch-
tern das Horn rein zu halten, damit es gut
blaſe, und er in Zeiten damit umgehen lerne.
Denn kuͤnftig, wenn er wieder Ausrufer iſt,
muß er, wenn er ſein Ausrufungsgeſchaͤft
verrichtet, von Zeit zu Zeit dabey ins Horn
ſtoſſen.
L. G.
Es iſt nicht ohne, daß die Geſezgeber ge-
gen eingewurzelte und hartnaͤckige Schaͤ-
den …
Zu dieſem Blaſen wird unter andern
erfordert, daß ſie nicht durchgehends: Jch,
oder Wir hoͤren laſſen, ſondern wenigſtens
Einmal die Kritik an ihre Stelle unter-
ſchieben. Dieſer Unterſchub der Kritik iſt
eine ausdruͤkliche Bedingung, die ſie noth-
wendig eingehn muͤſſen, eh ſie ins Land zuruͤk
kommen duͤrfen.
4
Solte ein Ausrufer des Umſtandes, daß
der Landtag noch entfernt iſt, zu ſehr misbrau-
chen, und mit den vielen Stimmen, die er
zu haben glaubt, zu laut ſchreyen, ſo warne
ihn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/150>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.