Diejenigen die einander öffentlich, wieder- holt, und so loben, daß man siehet, der eine wolle immer wieder haben, und bekomme auch wieder, was er gegeben hat, machen sich dadurch unwürdig, daß ihnen Denkmale gesezt werden.
L. G. Wechseln ihrer zwey mit solcher Hize Lob gegen einander, daß immer Schuß auf Schuß geschieht, und es sich also zulezt fügt, wie es sich fügen muste, nämlich daß sie beyde auf dem Plaze bleiben; so kann sie zwar in der Stille beweinen wer da will: aber Niemand darf solchen der wahren Eh- re verlustigen Leuten ...
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Wer seinem Buche in der Vorrede liebko- set, solt er auch diesen Weg des Selbstlobes mit noch so leisen Tritten gehn, kann in zwey Jahren, wenn er unter dem Volke ist, auf keine Zunft kommen; und ist er ein Zünfter, in eben so langer Zeit nicht Anwald werden. Aldermann wird er niemals.
L. G.
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Diejenigen die einander oͤffentlich, wieder- holt, und ſo loben, daß man ſiehet, der eine wolle immer wieder haben, und bekomme auch wieder, was er gegeben hat, machen ſich dadurch unwuͤrdig, daß ihnen Denkmale geſezt werden.
L. G. Wechſeln ihrer zwey mit ſolcher Hize Lob gegen einander, daß immer Schuß auf Schuß geſchieht, und es ſich alſo zulezt fuͤgt, wie es ſich fuͤgen muſte, naͤmlich daß ſie beyde auf dem Plaze bleiben; ſo kann ſie zwar in der Stille beweinen wer da will: aber Niemand darf ſolchen der wahren Eh- re verluſtigen Leuten …
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Wer ſeinem Buche in der Vorrede liebko- ſet, ſolt er auch dieſen Weg des Selbſtlobes mit noch ſo leiſen Tritten gehn, kann in zwey Jahren, wenn er unter dem Volke iſt, auf keine Zunft kommen; und iſt er ein Zuͤnfter, in eben ſo langer Zeit nicht Anwald werden. Aldermann wird er niemals.
L. G.
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Diejenigen die einander oͤffentlich, wieder-
holt, und ſo loben, daß man ſiehet, der eine
wolle immer wieder haben, und bekomme
auch wieder, was er gegeben hat, machen
ſich dadurch unwuͤrdig, daß ihnen Denkmale
geſezt werden.
L. G.
Wechſeln ihrer zwey mit ſolcher Hize
Lob gegen einander, daß immer Schuß
auf Schuß geſchieht, und es ſich alſo zulezt
fuͤgt, wie es ſich fuͤgen muſte, naͤmlich daß
ſie beyde auf dem Plaze bleiben; ſo kann
ſie zwar in der Stille beweinen wer da will:
aber Niemand darf ſolchen der wahren Eh-
re verluſtigen Leuten …
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Wer ſeinem Buche in der Vorrede liebko-
ſet, ſolt er auch dieſen Weg des Selbſtlobes
mit noch ſo leiſen Tritten gehn, kann in zwey
Jahren, wenn er unter dem Volke iſt, auf
keine Zunft kommen; und iſt er ein Zuͤnfter,
in eben ſo langer Zeit nicht Anwald werden.
Aldermann wird er niemals.
L. G.
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/143>, abgerufen am 21.12.2024.
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