Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Wir können die etwanige Dunkelheit des
Ausdruks: Hundert und Einen Tag, am
besten aus dem Geseze selbst erklären. Jn
der Rolle lautets davon so: Wird's hundert
und eintägige Geschwäz auf Lehrstülen ge-
trieben; so ist die Rede von wirklichen Ta-
gen: fält aber der Unfug in Büchern vor;
so wird die angezeigte Zahl Bogen verstan-
den.

7

Will sich einer, der vieles Geschwäzes hal-
ben angeklagt ist, durch Gewonheiten, Her-
kommen, Sitten und Gebräuche anderer Ge-
lehrtenrepubliken, unsrer Bundsgenossinnen,
entschuldigen, so büsset ers durchs Hohnge-
lächter.

L. G.
Nicht zur Beschönigung, sondern daß
man sich daran spiegle, dient
...

Mit den Einflüssen dieser Sitten und Ge-
bräuche ging es vor der Gebung des Gesezes
(es ist auch erst von 1757) doch auch allzu-
weit. Wer Mut genung hat, sich in grosse
Büchersäle zu begeben, muß beynah vor je-

dem
D 2

Wir koͤnnen die etwanige Dunkelheit des
Ausdruks: Hundert und Einen Tag, am
beſten aus dem Geſeze ſelbſt erklaͤren. Jn
der Rolle lautets davon ſo: Wird’s hundert
und eintaͤgige Geſchwaͤz auf Lehrſtuͤlen ge-
trieben; ſo iſt die Rede von wirklichen Ta-
gen: faͤlt aber der Unfug in Buͤchern vor;
ſo wird die angezeigte Zahl Bogen verſtan-
den.

7

Will ſich einer, der vieles Geſchwaͤzes hal-
ben angeklagt iſt, durch Gewonheiten, Her-
kommen, Sitten und Gebraͤuche anderer Ge-
lehrtenrepubliken, unſrer Bundsgenoſſinnen,
entſchuldigen, ſo buͤſſet ers durchs Hohnge-
laͤchter.

L. G.
Nicht zur Beſchoͤnigung, ſondern daß
man ſich daran ſpiegle, dient

Mit den Einfluͤſſen dieſer Sitten und Ge-
braͤuche ging es vor der Gebung des Geſezes
(es iſt auch erſt von 1757) doch auch allzu-
weit. Wer Mut genung hat, ſich in groſſe
Buͤcherſaͤle zu begeben, muß beynah vor je-

dem
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0127" n="51"/>
            <p>Wir ko&#x0364;nnen die etwanige Dunkelheit des<lb/>
Ausdruks: <hi rendition="#fr">Hundert und Einen Tag</hi>, am<lb/>
be&#x017F;ten aus dem Ge&#x017F;eze &#x017F;elb&#x017F;t erkla&#x0364;ren. Jn<lb/>
der Rolle lautets davon &#x017F;o: <hi rendition="#fr">Wird&#x2019;s hundert<lb/>
und einta&#x0364;gige Ge&#x017F;chwa&#x0364;z auf Lehr&#x017F;tu&#x0364;len ge-<lb/>
trieben; &#x017F;o i&#x017F;t die Rede von wirklichen Ta-<lb/>
gen: fa&#x0364;lt aber der Unfug in Bu&#x0364;chern vor;<lb/>
&#x017F;o wird die angezeigte Zahl Bogen ver&#x017F;tan-<lb/>
den.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>7</head><lb/>
            <p>Will &#x017F;ich einer, der vieles Ge&#x017F;chwa&#x0364;zes hal-<lb/>
ben angeklagt i&#x017F;t, durch Gewonheiten, Her-<lb/>
kommen, Sitten und Gebra&#x0364;uche anderer Ge-<lb/>
lehrtenrepubliken, un&#x017F;rer Bundsgeno&#x017F;&#x017F;innen,<lb/>
ent&#x017F;chuldigen, &#x017F;o bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ers durchs Hohnge-<lb/>
la&#x0364;chter.</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#c">L. G.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Nicht zur Be&#x017F;cho&#x0364;nigung, &#x017F;ondern daß<lb/>
man &#x017F;ich daran &#x017F;piegle, dient</hi> &#x2026;</quote>
            </cit><lb/>
            <p>Mit den Einflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;er Sitten und Ge-<lb/>
bra&#x0364;uche ging es vor der Gebung des Ge&#x017F;ezes<lb/>
(es i&#x017F;t auch er&#x017F;t von 1757) doch auch allzu-<lb/>
weit. Wer Mut genung hat, &#x017F;ich in gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Bu&#x0364;cher&#x017F;a&#x0364;le zu begeben, muß beynah vor je-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0127] Wir koͤnnen die etwanige Dunkelheit des Ausdruks: Hundert und Einen Tag, am beſten aus dem Geſeze ſelbſt erklaͤren. Jn der Rolle lautets davon ſo: Wird’s hundert und eintaͤgige Geſchwaͤz auf Lehrſtuͤlen ge- trieben; ſo iſt die Rede von wirklichen Ta- gen: faͤlt aber der Unfug in Buͤchern vor; ſo wird die angezeigte Zahl Bogen verſtan- den. 7 Will ſich einer, der vieles Geſchwaͤzes hal- ben angeklagt iſt, durch Gewonheiten, Her- kommen, Sitten und Gebraͤuche anderer Ge- lehrtenrepubliken, unſrer Bundsgenoſſinnen, entſchuldigen, ſo buͤſſet ers durchs Hohnge- laͤchter. L. G. Nicht zur Beſchoͤnigung, ſondern daß man ſich daran ſpiegle, dient … Mit den Einfluͤſſen dieſer Sitten und Ge- braͤuche ging es vor der Gebung des Geſezes (es iſt auch erſt von 1757) doch auch allzu- weit. Wer Mut genung hat, ſich in groſſe Buͤcherſaͤle zu begeben, muß beynah vor je- dem D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/127
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/127>, abgerufen am 21.11.2024.