Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.Fünfte Scene. Jupiter. Die Vorigen. Alkmene. Mein Herr und mein Gemahl! Vergönne mir, Daß ich dir knieend dieses Kleinod reiche. Ich lege treu mein Leben dir zu Füßen, Hast du mir diesen Stein, betracht' ihn wohl, Mit eines fremden Nahmens Zug gegeben, So küß' ich ihn vor Lust und wein' auf ihn; Gabst du ihn nicht, und läugnest du ihn mir, Verläugnest ihn, so sei der Tod mein Loos Und ew'ge Nacht begrabe meine Schmach. Jupiter. Mein schönes Weib! Werd' ich den Stein ergrei- fen, Da solch ein Werth vor mir im Staube liegt. Erhebe dich. Was willst du? Fasse dich. Alkmene. Mein zuversichtlich Wort hat dich beleidigt, Ich fühlte damals schuldlos mich und stark. Fuͤnfte Scene. Jupiter. Die Vorigen. Alkmene. Mein Herr und mein Gemahl! Vergoͤnne mir, Daß ich dir knieend dieſes Kleinod reiche. Ich lege treu mein Leben dir zu Fuͤßen, Haſt du mir dieſen Stein, betracht’ ihn wohl, Mit eines fremden Nahmens Zug gegeben, So kuͤß’ ich ihn vor Luſt und wein’ auf ihn; Gabſt du ihn nicht, und laͤugneſt du ihn mir, Verlaͤugneſt ihn, ſo ſei der Tod mein Loos Und ew’ge Nacht begrabe meine Schmach. Jupiter. Mein ſchoͤnes Weib! Werd’ ich den Stein ergrei- fen, Da ſolch ein Werth vor mir im Staube liegt. Erhebe dich. Was willſt du? Faſſe dich. Alkmene. Mein zuverſichtlich Wort hat dich beleidigt, Ich fuͤhlte damals ſchuldlos mich und ſtark. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="94" facs="#f0110"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Fuͤnfte Scene</hi>.</head><lb/> <stage><hi rendition="#g">Jupiter. Die Vorigen</hi>.</stage><lb/> <sp who="#ALK"> <speaker><hi rendition="#g">Alkmene</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein Herr und mein Gemahl! Vergoͤnne mir,<lb/> Daß ich dir knieend dieſes Kleinod reiche.<lb/> Ich lege treu mein Leben dir zu Fuͤßen,<lb/> Haſt du mir dieſen Stein, betracht’ ihn wohl,<lb/> Mit eines fremden Nahmens Zug gegeben,<lb/> So kuͤß’ ich ihn vor Luſt und wein’ auf ihn;<lb/> Gabſt du ihn nicht, und laͤugneſt du ihn mir,<lb/> Verlaͤugneſt ihn, ſo ſei der Tod mein Loos<lb/> Und ew’ge Nacht begrabe meine Schmach.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUP"> <speaker><hi rendition="#g">Jupiter</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein ſchoͤnes Weib! Werd’ ich den Stein ergrei-<lb/> fen,<lb/> Da ſolch ein Werth vor mir im Staube liegt.<lb/> Erhebe dich. Was willſt du? Faſſe dich.</p> </sp><lb/> <sp who="#ALK"> <speaker><hi rendition="#g">Alkmene</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein zuverſichtlich Wort hat dich beleidigt,<lb/> Ich fuͤhlte damals ſchuldlos mich und ſtark.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0110]
Fuͤnfte Scene.
Jupiter. Die Vorigen.
Alkmene.
Mein Herr und mein Gemahl! Vergoͤnne mir,
Daß ich dir knieend dieſes Kleinod reiche.
Ich lege treu mein Leben dir zu Fuͤßen,
Haſt du mir dieſen Stein, betracht’ ihn wohl,
Mit eines fremden Nahmens Zug gegeben,
So kuͤß’ ich ihn vor Luſt und wein’ auf ihn;
Gabſt du ihn nicht, und laͤugneſt du ihn mir,
Verlaͤugneſt ihn, ſo ſei der Tod mein Loos
Und ew’ge Nacht begrabe meine Schmach.
Jupiter.
Mein ſchoͤnes Weib! Werd’ ich den Stein ergrei-
fen,
Da ſolch ein Werth vor mir im Staube liegt.
Erhebe dich. Was willſt du? Faſſe dich.
Alkmene.
Mein zuverſichtlich Wort hat dich beleidigt,
Ich fuͤhlte damals ſchuldlos mich und ſtark.
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Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/110>, abgerufen am 03.03.2025. |