Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite
Anno 1556.
Anno 1556.

IM anfang Anni 56. Ist Petrus Goniundzy oder Conyza Conyza.Lituanus gen Wittenberg kommen / dahin er vom Fürsten Razeuil zu Philippo vnd den andern Theologen abgefertiget / weil er ein newe lehr fürgabe / das er alda solte gehöret werden / vnd rechenschafft geben seiner bekentnis / die er in eim grossen buch von jhm geschrieben / mit sich brachte. Vnd weil damals zu Wittenberg viel Polen studirten / vnter welchen Herr Stanislaus Coniespoltßki / ein Preceptorem Christophorum Christoph. Threcius Polonus.Threcium hette (der hernach grosse kundschafft mit dem Beza gehabt / wie seine Episteln in druck gegeben / ausweisen) hat dieser Threcius Petrum Conyzam erstlich zum Selneccero gebracht / vnd jhn gebeten / weil er etliche sonderliche werbung an Philippum hette / jhne zum Herrn Philippo zufüren / welchs denn auch geschehen. Da nun Philippus die Brieff gelesen / vnd das buch dieweil M. Selneccero gegeben / das ers durchlesen / vnd was vngefehrlich darinnen were / sehen vnd anzeigen solte / ist so bald befunden worden / das Conyza ein lauter Arianer vnd Antitrinitarius were / der in seinem buch alle communicationem idiomatum leugnete / verachtete vnd verlachete / vnd Christum für ein blossen Menschen / vnd gemachten Gott hielte. Solchs hat M. Selneccerus dem Herrn Philippo angezeigt vnd gewiesen. Darauff Philippus den Gottslesterer von sich heissen weggehen / vnd jhne weder sehen noch hören wollen / sondern auch / weil er ja begeret / das er offentlich möchte disputiren / sonderlich dauon / das die Communicatio weder Physica noch Dialectica, vnd derwegen gar nichts were / zur Stadt hinaus weisen wollen / wo er endlich nicht selbs sich wider dauon gemacht hette / vnd sich nach Franckfurt an der Oder begeben / alda er auch nit lang hat bleiben dörffen.

VNd ist solches der vrsachen halben zumercken / auff das man wisse / woher erstlich das leidige gedicht de Physica & Dialectica communicatione, dauon nach mals von etlichen vnruigen Leuten mehr ist disputirt worden / entstanden sey. Vnd weil damals auch die Dialogi Theodoreti aus Rom ankommen / vnd daraus die Dialectica vnd verbalis communicatio gesogen / vnd von etlichen zu Wittenberg in priuatis disputationibus hefftig getrieben ward / haben die andern so bey rechter reiner lehre geblieben / solche verbalitatem widerfochten / vnd dagegen die ware / veram seu realem communicationem gesetzt / mit gutem grund Gottes worts verteidigt vnd erhalten.

ES hat auch eodem anno neben vnd mit Bernhardino Ochino Caluinus contda [unleserliches Material - 1 Wort fehlt].Ariano (von welchem wir oben bericht gethan) Caluinus wider Westphalum Predigern zu Hamburg geschrieben / vnd seine andere defension ausgehen lassen / vnd dieselbige namhafftig den Die-

Anno 1556.
Anno 1556.

IM anfang Anni 56. Ist Petrus Goniundzy oder Conyza Conyza.Lituanus gen Wittenberg kom̃en / dahin er vom Fürsten Razeuil zu Philippo vñ den andern Theologen abgefertiget / weil er ein newe lehr fürgabe / das er alda solte gehöret werden / vnd rechenschafft geben seiner bekentnis / die er in eim grossen buch von jhm geschrieben / mit sich brachte. Vnd weil damals zu Wittenberg viel Polen studirten / vnter welchen Herr Stanislaus Coniespoltßki / ein Pręceptorem Christophorum Christoph. Threcius Polonus.Threcium hette (der hernach grosse kundschafft mit dem Beza gehabt / wie seine Episteln in druck gegeben / ausweisen) hat dieser Threcius Petrum Conyzam erstlich zum Selneccero gebracht / vnd jhn gebeten / weil er etliche sonderliche werbung an Philippum hette / jhne zum Herrn Philippo zufüren / welchs denn auch geschehen. Da nun Philippus die Brieff gelesen / vnd das buch dieweil M. Selneccero gegeben / das ers durchlesen / vnd was vngefehrlich darinnen were / sehen vnd anzeigen solte / ist so bald befunden worden / das Conyza ein lauter Arianer vnd Antitrinitarius were / der in seinem buch alle communicationem idiomatum leugnete / verachtete vnd verlachete / vnd Christum für ein blossen Menschen / vnd gemachten Gott hielte. Solchs hat M. Selneccerus dem Herrn Philippo angezeigt vnd gewiesen. Darauff Philippus den Gottslesterer von sich heissen weggehen / vnd jhne weder sehen noch hören wollen / sondern auch / weil er ja begeret / das er offentlich möchte disputiren / sonderlich dauon / das die Communicatio weder Physica noch Dialectica, vnd derwegen gar nichts were / zur Stadt hinaus weisen wollen / wo er endlich nicht selbs sich wider dauon gemacht hette / vnd sich nach Franckfurt an der Oder begeben / alda er auch nit lang hat bleiben dörffen.

VNd ist solches der vrsachen halben zumercken / auff das man wisse / woher erstlich das leidige gedicht de Physica & Dialectica communicatione, dauon nach mals von etlichen vnruigen Leuten mehr ist disputirt worden / entstanden sey. Vnd weil damals auch die Dialogi Theodoreti aus Rom ankommen / vnd daraus die Dialectica vnd verbalis communicatio gesogen / vnd von etlichen zu Wittenberg in priuatis disputationibus hefftig getrieben ward / haben die andern so bey rechter reiner lehre geblieben / solche verbalitatem widerfochten / vnd dagegen die ware / veram seu realem communicationem gesetzt / mit gutem grund Gottes worts verteidigt vnd erhalten.

ES hat auch eodem anno neben vnd mit Bernhardino Ochino Caluinus contda [unleserliches Material – 1 Wort fehlt].Ariano (von welchem wir oben bericht gethan) Caluinus wider Westphalum Predigern zu Hamburg geschrieben / vnd seine andere defension ausgehen lassen / vnd dieselbige namhafftig den Die-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0398" n="382"/>
        <note place="left">Anno 1556.</note>
      </div>
      <div>
        <head>Anno 1556.</head>
        <p>IM anfang Anni 56. Ist Petrus Goniundzy oder Conyza <note place="left">Conyza.</note>Lituanus gen Wittenberg kom&#x0303;en / dahin er vom                      Fürsten Razeuil zu Philippo vn&#x0303; den andern Theologen abgefertiget                      / weil er ein newe lehr fürgabe / das er alda solte gehöret werden / vnd                      rechenschafft geben seiner bekentnis / die er in eim grossen buch von jhm                      geschrieben / mit sich brachte. Vnd weil damals zu Wittenberg viel Polen                      studirten / vnter welchen Herr Stanislaus Coniespoltßki / ein Pr&#x0119;ceptorem                      Christophorum <note place="left">Christoph. Threcius                      Polonus.</note>Threcium hette (der hernach grosse kundschafft mit dem Beza                      gehabt / wie seine Episteln in druck gegeben / ausweisen) hat dieser Threcius                      Petrum Conyzam erstlich zum Selneccero gebracht / vnd jhn gebeten / weil er                      etliche sonderliche werbung an Philippum hette / jhne zum Herrn Philippo zufüren                      / welchs denn auch geschehen. Da nun Philippus die Brieff gelesen / vnd das buch                      dieweil M. Selneccero gegeben / das ers durchlesen / vnd was vngefehrlich                      darinnen were / sehen vnd anzeigen solte / ist so bald befunden worden / das                      Conyza ein lauter Arianer vnd Antitrinitarius were / der in seinem buch alle                      communicationem idiomatum leugnete / verachtete vnd verlachete / vnd Christum                      für ein blossen Menschen / vnd gemachten Gott hielte. Solchs hat M. Selneccerus                      dem Herrn Philippo angezeigt vnd gewiesen. Darauff Philippus den Gottslesterer                      von sich heissen weggehen / vnd jhne weder sehen noch hören wollen / sondern                      auch / weil er ja begeret / das er offentlich möchte disputiren / sonderlich                      dauon / das die Communicatio weder Physica noch Dialectica, vnd derwegen gar                      nichts were / zur Stadt hinaus weisen wollen / wo er endlich nicht selbs sich                      wider dauon gemacht hette / vnd sich nach Franckfurt an der Oder begeben / alda                      er auch nit lang hat bleiben dörffen.</p>
        <p>VNd ist solches der vrsachen halben zumercken / auff das man wisse / woher                      erstlich das leidige gedicht de Physica &amp; Dialectica communicatione, dauon                      nach mals von etlichen vnruigen Leuten mehr ist disputirt worden / entstanden                      sey. Vnd weil damals auch die Dialogi Theodoreti aus Rom ankommen / vnd daraus                      die Dialectica vnd verbalis communicatio gesogen / vnd von etlichen zu                      Wittenberg in priuatis disputationibus hefftig getrieben ward / haben die andern                      so bey rechter reiner lehre geblieben / solche verbalitatem widerfochten / vnd                      dagegen die ware / veram seu realem communicationem gesetzt / mit gutem grund                      Gottes worts verteidigt vnd erhalten.</p>
        <p>ES hat auch eodem anno neben vnd mit Bernhardino Ochino <note place="left">Caluinus contda <gap reason="illegible" unit="words" quantity="1"/>.</note>Ariano (von welchem wir oben bericht                      gethan) Caluinus wider Westphalum Predigern zu Hamburg geschrieben / vnd seine                      andere defension ausgehen lassen / vnd dieselbige namhafftig den Die-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[382/0398] Anno 1556. IM anfang Anni 56. Ist Petrus Goniundzy oder Conyza Lituanus gen Wittenberg kom̃en / dahin er vom Fürsten Razeuil zu Philippo vñ den andern Theologen abgefertiget / weil er ein newe lehr fürgabe / das er alda solte gehöret werden / vnd rechenschafft geben seiner bekentnis / die er in eim grossen buch von jhm geschrieben / mit sich brachte. Vnd weil damals zu Wittenberg viel Polen studirten / vnter welchen Herr Stanislaus Coniespoltßki / ein Pręceptorem Christophorum Threcium hette (der hernach grosse kundschafft mit dem Beza gehabt / wie seine Episteln in druck gegeben / ausweisen) hat dieser Threcius Petrum Conyzam erstlich zum Selneccero gebracht / vnd jhn gebeten / weil er etliche sonderliche werbung an Philippum hette / jhne zum Herrn Philippo zufüren / welchs denn auch geschehen. Da nun Philippus die Brieff gelesen / vnd das buch dieweil M. Selneccero gegeben / das ers durchlesen / vnd was vngefehrlich darinnen were / sehen vnd anzeigen solte / ist so bald befunden worden / das Conyza ein lauter Arianer vnd Antitrinitarius were / der in seinem buch alle communicationem idiomatum leugnete / verachtete vnd verlachete / vnd Christum für ein blossen Menschen / vnd gemachten Gott hielte. Solchs hat M. Selneccerus dem Herrn Philippo angezeigt vnd gewiesen. Darauff Philippus den Gottslesterer von sich heissen weggehen / vnd jhne weder sehen noch hören wollen / sondern auch / weil er ja begeret / das er offentlich möchte disputiren / sonderlich dauon / das die Communicatio weder Physica noch Dialectica, vnd derwegen gar nichts were / zur Stadt hinaus weisen wollen / wo er endlich nicht selbs sich wider dauon gemacht hette / vnd sich nach Franckfurt an der Oder begeben / alda er auch nit lang hat bleiben dörffen. Conyza. Christoph. Threcius Polonus. VNd ist solches der vrsachen halben zumercken / auff das man wisse / woher erstlich das leidige gedicht de Physica & Dialectica communicatione, dauon nach mals von etlichen vnruigen Leuten mehr ist disputirt worden / entstanden sey. Vnd weil damals auch die Dialogi Theodoreti aus Rom ankommen / vnd daraus die Dialectica vnd verbalis communicatio gesogen / vnd von etlichen zu Wittenberg in priuatis disputationibus hefftig getrieben ward / haben die andern so bey rechter reiner lehre geblieben / solche verbalitatem widerfochten / vnd dagegen die ware / veram seu realem communicationem gesetzt / mit gutem grund Gottes worts verteidigt vnd erhalten. ES hat auch eodem anno neben vnd mit Bernhardino Ochino Ariano (von welchem wir oben bericht gethan) Caluinus wider Westphalum Predigern zu Hamburg geschrieben / vnd seine andere defension ausgehen lassen / vnd dieselbige namhafftig den Die- Caluinus contda _.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/398
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/398>, abgerufen am 21.11.2024.