Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Ikarus.
Eine Dichtung in dramatischer Form.

Die Handlung geht auf einem Kirchhofe, neben dem die Wohnung
des Todtengräbers ist, vor.

Erster Akt.
Frühling. Sonntagmorgens.
Ein Handwerksbursche geht des Wegs und singt:
Mir träumt, ich flög' gar bange
Weit in die Welt hinaus,
Zu Straßburg durch alle Gassen,
Bis vor Feinsliebchens Haus.
Feinsliebchen ist betrübt,
Als ich so flieg' und weint':
Wer dich so fliegen lehrt,
Das ist der böse Feind.
Feinsliebchen, was hilft hier lügen,
Da du doch alles weißt:
Wer mich so fliegen lehrt,
Das ist der böse Geist.
Feinsliebchen weint und schreiet,
Daß ich am Schrei erwacht,
Ikarus.
Eine Dichtung in dramatiſcher Form.

Die Handlung geht auf einem Kirchhofe, neben dem die Wohnung
des Todtengräbers iſt, vor.

Erſter Akt.
Fruͤhling. Sonntagmorgens.
Ein Handwerksburſche geht des Wegs und ſingt:
Mir traͤumt, ich floͤg' gar bange
Weit in die Welt hinaus,
Zu Straßburg durch alle Gaſſen,
Bis vor Feinsliebchens Haus.
Feinsliebchen iſt betruͤbt,
Als ich ſo flieg' und weint':
Wer dich ſo fliegen lehrt,
Das iſt der boͤſe Feind.
Feinsliebchen, was hilft hier luͤgen,
Da du doch alles weißt:
Wer mich ſo fliegen lehrt,
Das iſt der boͤſe Geiſt.
Feinsliebchen weint und ſchreiet,
Daß ich am Schrei erwacht,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0209" n="197"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Ikarus</hi>.<lb/><hi rendition="#g">Eine Dichtung in dramati&#x017F;cher Form</hi>.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <stage>Die Handlung geht auf einem Kirchhofe, neben dem die Wohnung<lb/>
des Todtengräbers i&#x017F;t, vor.</stage><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Akt</hi>.</head><lb/>
          <stage><hi rendition="#g">Fru&#x0364;hling. Sonntagmorgens</hi>.</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Ein Handwerksbur&#x017F;che</hi> </speaker>
            <stage>geht des Wegs und &#x017F;ingt:</stage><lb/>
            <p>Mir tra&#x0364;umt, ich flo&#x0364;g' gar bange<lb/>
Weit in die Welt hinaus,<lb/>
Zu Straßburg durch alle Ga&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Bis vor Feinsliebchens Haus.<lb/>
Feinsliebchen i&#x017F;t betru&#x0364;bt,<lb/>
Als ich &#x017F;o flieg' und weint':<lb/>
Wer dich &#x017F;o fliegen lehrt,<lb/>
Das i&#x017F;t der bo&#x0364;&#x017F;e Feind.<lb/>
Feinsliebchen, was hilft hier lu&#x0364;gen,<lb/>
Da du doch alles weißt:<lb/>
Wer mich &#x017F;o fliegen lehrt,<lb/>
Das i&#x017F;t der bo&#x0364;&#x017F;e Gei&#x017F;t.<lb/>
Feinsliebchen weint und &#x017F;chreiet,<lb/>
Daß ich am Schrei erwacht,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0209] Ikarus. Eine Dichtung in dramatiſcher Form. Die Handlung geht auf einem Kirchhofe, neben dem die Wohnung des Todtengräbers iſt, vor. Erſter Akt. Fruͤhling. Sonntagmorgens. Ein Handwerksburſche geht des Wegs und ſingt: Mir traͤumt, ich floͤg' gar bange Weit in die Welt hinaus, Zu Straßburg durch alle Gaſſen, Bis vor Feinsliebchens Haus. Feinsliebchen iſt betruͤbt, Als ich ſo flieg' und weint': Wer dich ſo fliegen lehrt, Das iſt der boͤſe Feind. Feinsliebchen, was hilft hier luͤgen, Da du doch alles weißt: Wer mich ſo fliegen lehrt, Das iſt der boͤſe Geiſt. Feinsliebchen weint und ſchreiet, Daß ich am Schrei erwacht,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/209
Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/209>, abgerufen am 22.12.2024.