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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Chemische Operationen auf nassem Wege.
weder bei gewöhnlicher Temperatur oder in Siedhitze, wo man
dann das Glas auf ein durch Gas oder eine Lampe erhitztes
Drahtnetz, auf einem Dreifuss ruhend, stellt (Titrirproben) oder
das Erhitzen im Sandbade, auf einer erhitzten Eisenplatte etc.
(Schwedische Kupferprobe) vornimmt. Die richtige Menge des
Fällungsmittels zu nehmen, erfordert nicht selten Uebung und
die genaue Kenntniss der Eigenschaften der Niederschläge.


Filtriren und
Decantiren.

4) Filtriren und Decantiren. Der in einem Gestell
befindliche Trichter mit 60° Wandneigung nimmt ein glatt an-
zulegendes und nicht bis zum Trichterrand reichendes Papierfilter
auf, welches zum Zusammenziehen der Poren mit Wasser be-
netzt wird. Man lässt den in der Lösung enthaltenen Rückstand
sich erst etwas setzen, giesst dann zunächst die klare Flüssigkeit an
einem Glasstab herab oder direct aus dem Kolben gegen die
Seiten des Filters, versetzt den Rückstand im Glase noch ein
oder mehrmal mit heissem Wasser, lässt setzen, giebt das Klare
aufs Filter und zuletzt erst den Rückstand, damit sich das Filter
möglichst wenig verstopft. An den Glaswänden hängenblei-
bende Theilchen werden mittelst Spritzflasche und eines Feder-
chens oder eines Kautschukröhrchens am Ende des Rührstabes
aufs Filter gebracht. Zuweilen braucht der Rückstand beim hin-
reichenden Auswaschen im Löseglase gar nicht aufs Filter ge-
than zu werden. Mittelst gewöhnlichen oder destillirten Wassers,
kalten oder heissen, in einem Wasserkessel oder einer Spritz-
flasche (Taf. VI. Fig. 105) wird der Inhalt des Filters unter
möglichstem Aufrühren seines Inhaltes gewöhnlich so lange aus-
gewaschen, bis ein oder mehrere Tropfen des Filtrats in einer
Porzellanschale verdunstet keinen Rückstand hinterlassen. Zu-
weilen genügt es, das Auswaschen nur so weit fortzusetzen, bis
die ablaufenden Tropfen nicht mehr auf Lakmuspapier reagiren
(Schwedische Kupferprobe) oder deren Färbung völlig verschwun-
ist (z. B. bei colorimetrischen Proben). Bevor man neues Wasser
auf das Filter giebt, muss das vorige völlig abgelaufen sein und
zur Verhütung des Spritzens die schräg abgeschnittene Spitze
der Trichterstange am Filtergefäss anliegen.

Setzt sich der Niederschlag in der Flüssigkeit gut ab, und zwar
schon in der Kälte oder nach vorherigem Erhitzen (Schwefelkupfer)
oder starkem Schütteln (Chlorsilber), so giesst man die geklärte
Flüssigkeit von demselben ab, wäscht unter wiederholtem Decan-
tiren aus und bringt den festen Körper entweder auf ein Filter
oder wenn er sich sehr gut absetzt und in einem Kolben be-

Chemische Operationen auf nassem Wege.
weder bei gewöhnlicher Temperatur oder in Siedhitze, wo man
dann das Glas auf ein durch Gas oder eine Lampe erhitztes
Drahtnetz, auf einem Dreifuss ruhend, stellt (Titrirproben) oder
das Erhitzen im Sandbade, auf einer erhitzten Eisenplatte etc.
(Schwedische Kupferprobe) vornimmt. Die richtige Menge des
Fällungsmittels zu nehmen, erfordert nicht selten Uebung und
die genaue Kenntniss der Eigenschaften der Niederschläge.


Filtriren und
Decantiren.

4) Filtriren und Decantiren. Der in einem Gestell
befindliche Trichter mit 60° Wandneigung nimmt ein glatt an-
zulegendes und nicht bis zum Trichterrand reichendes Papierfilter
auf, welches zum Zusammenziehen der Poren mit Wasser be-
netzt wird. Man lässt den in der Lösung enthaltenen Rückstand
sich erst etwas setzen, giesst dann zunächst die klare Flüssigkeit an
einem Glasstab herab oder direct aus dem Kolben gegen die
Seiten des Filters, versetzt den Rückstand im Glase noch ein
oder mehrmal mit heissem Wasser, lässt setzen, giebt das Klare
aufs Filter und zuletzt erst den Rückstand, damit sich das Filter
möglichst wenig verstopft. An den Glaswänden hängenblei-
bende Theilchen werden mittelst Spritzflasche und eines Feder-
chens oder eines Kautschukröhrchens am Ende des Rührstabes
aufs Filter gebracht. Zuweilen braucht der Rückstand beim hin-
reichenden Auswaschen im Löseglase gar nicht aufs Filter ge-
than zu werden. Mittelst gewöhnlichen oder destillirten Wassers,
kalten oder heissen, in einem Wasserkessel oder einer Spritz-
flasche (Taf. VI. Fig. 105) wird der Inhalt des Filters unter
möglichstem Aufrühren seines Inhaltes gewöhnlich so lange aus-
gewaschen, bis ein oder mehrere Tropfen des Filtrats in einer
Porzellanschale verdunstet keinen Rückstand hinterlassen. Zu-
weilen genügt es, das Auswaschen nur so weit fortzusetzen, bis
die ablaufenden Tropfen nicht mehr auf Lakmuspapier reagiren
(Schwedische Kupferprobe) oder deren Färbung völlig verschwun-
ist (z. B. bei colorimetrischen Proben). Bevor man neues Wasser
auf das Filter giebt, muss das vorige völlig abgelaufen sein und
zur Verhütung des Spritzens die schräg abgeschnittene Spitze
der Trichterstange am Filtergefäss anliegen.

Setzt sich der Niederschlag in der Flüssigkeit gut ab, und zwar
schon in der Kälte oder nach vorherigem Erhitzen (Schwefelkupfer)
oder starkem Schütteln (Chlorsilber), so giesst man die geklärte
Flüssigkeit von demselben ab, wäscht unter wiederholtem Decan-
tiren aus und bringt den festen Körper entweder auf ein Filter
oder wenn er sich sehr gut absetzt und in einem Kolben be-

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[36/0074] Chemische Operationen auf nassem Wege. weder bei gewöhnlicher Temperatur oder in Siedhitze, wo man dann das Glas auf ein durch Gas oder eine Lampe erhitztes Drahtnetz, auf einem Dreifuss ruhend, stellt (Titrirproben) oder das Erhitzen im Sandbade, auf einer erhitzten Eisenplatte etc. (Schwedische Kupferprobe) vornimmt. Die richtige Menge des Fällungsmittels zu nehmen, erfordert nicht selten Uebung und die genaue Kenntniss der Eigenschaften der Niederschläge. 4) Filtriren und Decantiren. Der in einem Gestell befindliche Trichter mit 60° Wandneigung nimmt ein glatt an- zulegendes und nicht bis zum Trichterrand reichendes Papierfilter auf, welches zum Zusammenziehen der Poren mit Wasser be- netzt wird. Man lässt den in der Lösung enthaltenen Rückstand sich erst etwas setzen, giesst dann zunächst die klare Flüssigkeit an einem Glasstab herab oder direct aus dem Kolben gegen die Seiten des Filters, versetzt den Rückstand im Glase noch ein oder mehrmal mit heissem Wasser, lässt setzen, giebt das Klare aufs Filter und zuletzt erst den Rückstand, damit sich das Filter möglichst wenig verstopft. An den Glaswänden hängenblei- bende Theilchen werden mittelst Spritzflasche und eines Feder- chens oder eines Kautschukröhrchens am Ende des Rührstabes aufs Filter gebracht. Zuweilen braucht der Rückstand beim hin- reichenden Auswaschen im Löseglase gar nicht aufs Filter ge- than zu werden. Mittelst gewöhnlichen oder destillirten Wassers, kalten oder heissen, in einem Wasserkessel oder einer Spritz- flasche (Taf. VI. Fig. 105) wird der Inhalt des Filters unter möglichstem Aufrühren seines Inhaltes gewöhnlich so lange aus- gewaschen, bis ein oder mehrere Tropfen des Filtrats in einer Porzellanschale verdunstet keinen Rückstand hinterlassen. Zu- weilen genügt es, das Auswaschen nur so weit fortzusetzen, bis die ablaufenden Tropfen nicht mehr auf Lakmuspapier reagiren (Schwedische Kupferprobe) oder deren Färbung völlig verschwun- ist (z. B. bei colorimetrischen Proben). Bevor man neues Wasser auf das Filter giebt, muss das vorige völlig abgelaufen sein und zur Verhütung des Spritzens die schräg abgeschnittene Spitze der Trichterstange am Filtergefäss anliegen. Setzt sich der Niederschlag in der Flüssigkeit gut ab, und zwar schon in der Kälte oder nach vorherigem Erhitzen (Schwefelkupfer) oder starkem Schütteln (Chlorsilber), so giesst man die geklärte Flüssigkeit von demselben ab, wäscht unter wiederholtem Decan- tiren aus und bringt den festen Körper entweder auf ein Filter oder wenn er sich sehr gut absetzt und in einem Kolben be-

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/74>, abgerufen am 26.04.2024.