2. Kapitel. Tiegelschmelzprobe mit Blei oder Bleiglätte.
Anwendbar- [ - 1 Zeichen fehlt][e]it der Probe.
§. 115. Tiegelprobe. Dieses Verfahren, bei welchem eine geringere oder grössere Menge Probirgut mit Kornblei oder Blei- glätte, Reductions- und Solvirungsmitteln auf Schlacke und Werkblei in Thontiegeln verschmolzen wird, eignet sich be- sonders für Substanzen, welche das Silber im metallischen (ge- diegen Silber, silber- und goldhaltige Krätzen) und oxydirten Zustande (Schlacken) oder als Kerat (Chlor-, Brom-, Jodsilber) enthalten. Weniger geeignet, obgleich auch dafür empfohlen, z. B. von Malaguti und Durocher1), Pettenkofer2) u. A., ist das Verfahren für Erze und Producte, in welchen Silber an Schwefel, Antimon oder Arsen gebunden ist, namentlich bei einem Eisengehalt, weil sich in der Schlacke Schwefelmetalle bilden, welche Silber zurückhalten. Durch einen Zusatz von Salpeter sucht man letztere zwar zu zersetzen, aber sicherer findet aus solchen Verbindungen, wie auch die Versuche von Markus3) dargethan haben, die Ausscheidung des Silbers beim Ansieden statt, während dagegen bei erstge- nannten Substanzen das Tiegelschmelzen, namentlich bei ge- ringeren Silbergehalten, schneller ausführbar ist und auch genauer sein kann, weil sich grössere Mengen Probirgut (25--50 Grmm. u. m.) auf einmal in Arbeit nehmen lassen. Dies empfiehlt sich beson- ders bei einem Material, welches das Silber in ungleicher Ver- theilung enthält (gold- und silberhaltige Krätzen mit weniger als 1/2 % Metall; reichere Krätzen geben nach der Ansiedeprobe genauere Resultate).
Die als Ansammlungsmittel für das Silber dienenden blei- haltigen Substanzen (Kornblei S. 131, Bleiglätte S. 132, Mennige S. 128, Bleizucker S. 132) sind entweder silberfrei oder silber- haltig. In letzterem Falle wird eine gleiche Menge davon, wie zur Probe genommen, ebenso wie diese mit Reductions- und Flussmittel geschmolzen, das erfolgende Blei abgetrieben und das Silberkorn davon beim Verwägen der Probenkörner zu den Gewichten gelegt.
1)Malaguti und Durocher, über das Vorkommen u. die Gewinnung des Silbers. Deutsch von Hartmann. Quedlinburg 1851.
2) Bgwfd. XI, 49.
3) Oestr. Ztschr. 1856. S. 105.
IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
2. Kapitel. Tiegelschmelzprobe mit Blei oder Bleiglätte.
Anwendbar- [ – 1 Zeichen fehlt][e]it der Probe.
§. 115. Tiegelprobe. Dieses Verfahren, bei welchem eine geringere oder grössere Menge Probirgut mit Kornblei oder Blei- glätte, Reductions- und Solvirungsmitteln auf Schlacke und Werkblei in Thontiegeln verschmolzen wird, eignet sich be- sonders für Substanzen, welche das Silber im metallischen (ge- diegen Silber, silber- und goldhaltige Krätzen) und oxydirten Zustande (Schlacken) oder als Kerat (Chlor-, Brom-, Jodsilber) enthalten. Weniger geeignet, obgleich auch dafür empfohlen, z. B. von Malaguti und Durocher1), Pettenkofer2) u. A., ist das Verfahren für Erze und Producte, in welchen Silber an Schwefel, Antimon oder Arsen gebunden ist, namentlich bei einem Eisengehalt, weil sich in der Schlacke Schwefelmetalle bilden, welche Silber zurückhalten. Durch einen Zusatz von Salpeter sucht man letztere zwar zu zersetzen, aber sicherer findet aus solchen Verbindungen, wie auch die Versuche von Markus3) dargethan haben, die Ausscheidung des Silbers beim Ansieden statt, während dagegen bei erstge- nannten Substanzen das Tiegelschmelzen, namentlich bei ge- ringeren Silbergehalten, schneller ausführbar ist und auch genauer sein kann, weil sich grössere Mengen Probirgut (25—50 Grmm. u. m.) auf einmal in Arbeit nehmen lassen. Dies empfiehlt sich beson- ders bei einem Material, welches das Silber in ungleicher Ver- theilung enthält (gold- und silberhaltige Krätzen mit weniger als ½ % Metall; reichere Krätzen geben nach der Ansiedeprobe genauere Resultate).
Die als Ansammlungsmittel für das Silber dienenden blei- haltigen Substanzen (Kornblei S. 131, Bleiglätte S. 132, Mennige S. 128, Bleizucker S. 132) sind entweder silberfrei oder silber- haltig. In letzterem Falle wird eine gleiche Menge davon, wie zur Probe genommen, ebenso wie diese mit Reductions- und Flussmittel geschmolzen, das erfolgende Blei abgetrieben und das Silberkorn davon beim Verwägen der Probenkörner zu den Gewichten gelegt.
1)Malaguti und Durocher, über das Vorkommen u. die Gewinnung des Silbers. Deutsch von Hartmann. Quedlinburg 1851.
2) Bgwfd. XI, 49.
3) Oestr. Ztschr. 1856. S. 105.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0300"n="262"/><fwplace="top"type="header">IV. <hirendition="#g">Silber</hi>. Nichtlegirte Subst.</fw><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">2. Kapitel.</hi><lb/>
Tiegelschmelzprobe mit Blei oder Bleiglätte.</head><lb/><noteplace="left">Anwendbar-<lb/><gapunit="chars"quantity="1"/><supplied>e</supplied>it der Probe.</note><p><hirendition="#b">§. 115. Tiegelprobe.</hi> Dieses Verfahren, bei welchem eine<lb/>
geringere oder grössere Menge Probirgut mit Kornblei oder Blei-<lb/>
glätte, Reductions- und Solvirungsmitteln auf Schlacke und<lb/>
Werkblei in Thontiegeln verschmolzen wird, eignet sich be-<lb/>
sonders für Substanzen, welche das Silber im metallischen (<hirendition="#g">ge-<lb/>
diegen Silber, silber- und goldhaltige Krätzen</hi>) und<lb/>
oxydirten Zustande (<hirendition="#g">Schlacken</hi>) oder als Kerat (<hirendition="#g">Chlor-,<lb/>
Brom-, Jodsilber</hi>) enthalten. Weniger geeignet, obgleich<lb/>
auch dafür empfohlen, z. B. von <hirendition="#k">Malaguti</hi> und <hirendition="#k">Durocher</hi><noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#k">Malaguti</hi> und <hirendition="#k">Durocher</hi>, über das Vorkommen u. die Gewinnung des<lb/>
Silbers. Deutsch von <hirendition="#k">Hartmann</hi>. Quedlinburg 1851.</note>,<lb/><hirendition="#k">Pettenkofer</hi><noteplace="foot"n="2)">Bgwfd. XI, 49.</note> u. A., ist das Verfahren für Erze und Producte,<lb/>
in welchen Silber an Schwefel, Antimon oder Arsen gebunden<lb/>
ist, namentlich bei einem Eisengehalt, weil sich in der Schlacke<lb/>
Schwefelmetalle bilden, welche Silber zurückhalten. Durch einen<lb/>
Zusatz von <hirendition="#g">Salpeter</hi> sucht man letztere zwar zu zersetzen,<lb/>
aber sicherer findet aus solchen Verbindungen, wie auch die<lb/>
Versuche von <hirendition="#k">Markus</hi><noteplace="foot"n="3)">Oestr. Ztschr. 1856. S. 105.</note> dargethan haben, die Ausscheidung<lb/>
des Silbers beim Ansieden statt, während dagegen bei erstge-<lb/>
nannten Substanzen das Tiegelschmelzen, namentlich bei ge-<lb/>
ringeren Silbergehalten, schneller ausführbar ist und auch genauer<lb/>
sein kann, weil sich grössere Mengen Probirgut (25—50 Grmm. u. m.)<lb/>
auf einmal in Arbeit nehmen lassen. Dies empfiehlt sich beson-<lb/>
ders bei einem Material, welches das Silber in ungleicher Ver-<lb/>
theilung enthält (gold- und silberhaltige Krätzen mit weniger als<lb/>
½ % Metall; reichere Krätzen geben nach der Ansiedeprobe<lb/>
genauere Resultate).</p><lb/><p>Die als Ansammlungsmittel für das Silber dienenden blei-<lb/>
haltigen Substanzen (Kornblei S. 131, Bleiglätte S. 132, Mennige<lb/>
S. 128, Bleizucker S. 132) sind entweder silberfrei oder silber-<lb/>
haltig. In letzterem Falle wird eine gleiche Menge davon, wie<lb/>
zur Probe genommen, ebenso wie diese mit Reductions- und<lb/>
Flussmittel geschmolzen, das erfolgende Blei abgetrieben und das<lb/>
Silberkorn davon beim Verwägen der Probenkörner zu den<lb/>
Gewichten gelegt.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[262/0300]
IV. Silber. Nichtlegirte Subst.
2. Kapitel.
Tiegelschmelzprobe mit Blei oder Bleiglätte.
§. 115. Tiegelprobe. Dieses Verfahren, bei welchem eine
geringere oder grössere Menge Probirgut mit Kornblei oder Blei-
glätte, Reductions- und Solvirungsmitteln auf Schlacke und
Werkblei in Thontiegeln verschmolzen wird, eignet sich be-
sonders für Substanzen, welche das Silber im metallischen (ge-
diegen Silber, silber- und goldhaltige Krätzen) und
oxydirten Zustande (Schlacken) oder als Kerat (Chlor-,
Brom-, Jodsilber) enthalten. Weniger geeignet, obgleich
auch dafür empfohlen, z. B. von Malaguti und Durocher 1),
Pettenkofer 2) u. A., ist das Verfahren für Erze und Producte,
in welchen Silber an Schwefel, Antimon oder Arsen gebunden
ist, namentlich bei einem Eisengehalt, weil sich in der Schlacke
Schwefelmetalle bilden, welche Silber zurückhalten. Durch einen
Zusatz von Salpeter sucht man letztere zwar zu zersetzen,
aber sicherer findet aus solchen Verbindungen, wie auch die
Versuche von Markus 3) dargethan haben, die Ausscheidung
des Silbers beim Ansieden statt, während dagegen bei erstge-
nannten Substanzen das Tiegelschmelzen, namentlich bei ge-
ringeren Silbergehalten, schneller ausführbar ist und auch genauer
sein kann, weil sich grössere Mengen Probirgut (25—50 Grmm. u. m.)
auf einmal in Arbeit nehmen lassen. Dies empfiehlt sich beson-
ders bei einem Material, welches das Silber in ungleicher Ver-
theilung enthält (gold- und silberhaltige Krätzen mit weniger als
½ % Metall; reichere Krätzen geben nach der Ansiedeprobe
genauere Resultate).
Die als Ansammlungsmittel für das Silber dienenden blei-
haltigen Substanzen (Kornblei S. 131, Bleiglätte S. 132, Mennige
S. 128, Bleizucker S. 132) sind entweder silberfrei oder silber-
haltig. In letzterem Falle wird eine gleiche Menge davon, wie
zur Probe genommen, ebenso wie diese mit Reductions- und
Flussmittel geschmolzen, das erfolgende Blei abgetrieben und das
Silberkorn davon beim Verwägen der Probenkörner zu den
Gewichten gelegt.
1) Malaguti und Durocher, über das Vorkommen u. die Gewinnung des
Silbers. Deutsch von Hartmann. Quedlinburg 1851.
2) Bgwfd. XI, 49.
3) Oestr. Ztschr. 1856. S. 105.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/300>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.