§. 95. Allgemeines. Von der vorhandenen grossen AnzahlPraktische Methoden. hierher gehöriger Proben empfehlen sich für dokimastische Zwecke wegen ihrer Einfachheit und Genauigkeit von den gewichts- analytischen Proben die modificirte schwedische und die Kupfersulphürprobe, von den volumetrischen die Cyankalium- und Pelouze'sche Probe und von den colo- rimetrischen die Heine'sche und Jacquelin'sche Probe.
Die Auswahl der einen oder andern Methode richtet sichAuswahl der Proben. theils nach dem Kupfergehalt des Probirgutes (Heine'sche Probe für die kupferärmsten Substanzen), theils nach den zur Dis- position stehenden Geräthschaften und Reagentien, theils und hauptsächlich nach der Anwesenheit gewisser Substanzen im Probirgut, welche mehr oder weniger auf die Genauigkeit des Resultates influiren. Ein Antimon- und Arsengehalt schadet z. B. nicht bei der Cyankalium-, Pelouze'schen und Heine'schen Probe, macht aber die schwedische und theilweise die Kupfer- sulphürprobe umständlicher, indem man diese Substanzen zuvor in geschwefelten Zustand versetzen und dann durch Schwefelalkalien extrahiren muss. Auch durch Rösten und ein passendes Verfahren beim Auflösen (S. 35) lassen sich die angeführten Stoffe theilweise beseitigen. Nickel und Kobalt, in Ammoniak resp. mit blauer und rother Farbe auflöslich, beeinträchtigen besonders das Re- sultat derjenigen Proben, bei welchen eine Reaction auf in Ammoniak mit blauer Farbe gelöstes Kupferoxyd ausgeübt wer- den soll (Cyankalium-, Pelouze'sche und colorimetrische Probe), in welchem Falle man das Kupfer aus der ursprünglichen sauren Lösung durch Ausfällen mit Eisen, Schwefelwasserstoffgas oder unterschwefligsaurem Natron von jenen Stoffen abscheidet und behuf der weitern Probe den kupferreichen Niederschlag in Säure wieder auflöst. Zink schadet nur bei der Cyankaliumprobe, sowie ein Ueberschuss von Eisen bei allen mit Ammoniak zu behandelnden Proben (Cyankalium-, Pelouze'sche und colori- metrische Proben), indem der voluminöse Niederschlag von Eisen- oxydhydrat leicht Kupfer zurückhält. Man trennt dann zuvor das Kupfer vom Zink und auch vom Eisen ähnlich wie vom Nickel und Kobalt oder durch wiederholtes Auflösen des volu- minösen Eisenniederschlages und Fällen mit Ammoniak. Auch
§. 95. Nasse Proben.
II. Abschnitt. Nasse Proben.
§. 95. Allgemeines. Von der vorhandenen grossen AnzahlPraktische Methoden. hierher gehöriger Proben empfehlen sich für dokimastische Zwecke wegen ihrer Einfachheit und Genauigkeit von den gewichts- analytischen Proben die modificirte schwedische und die Kupfersulphürprobe, von den volumetrischen die Cyankalium- und Pelouze’sche Probe und von den colo- rimetrischen die Heine’sche und Jacquelin’sche Probe.
Die Auswahl der einen oder andern Methode richtet sichAuswahl der Proben. theils nach dem Kupfergehalt des Probirgutes (Heine’sche Probe für die kupferärmsten Substanzen), theils nach den zur Dis- position stehenden Geräthschaften und Reagentien, theils und hauptsächlich nach der Anwesenheit gewisser Substanzen im Probirgut, welche mehr oder weniger auf die Genauigkeit des Resultates influiren. Ein Antimon- und Arsengehalt schadet z. B. nicht bei der Cyankalium-, Pelouze’schen und Heine’schen Probe, macht aber die schwedische und theilweise die Kupfer- sulphürprobe umständlicher, indem man diese Substanzen zuvor in geschwefelten Zustand versetzen und dann durch Schwefelalkalien extrahiren muss. Auch durch Rösten und ein passendes Verfahren beim Auflösen (S. 35) lassen sich die angeführten Stoffe theilweise beseitigen. Nickel und Kobalt, in Ammoniak resp. mit blauer und rother Farbe auflöslich, beeinträchtigen besonders das Re- sultat derjenigen Proben, bei welchen eine Reaction auf in Ammoniak mit blauer Farbe gelöstes Kupferoxyd ausgeübt wer- den soll (Cyankalium-, Pelouze’sche und colorimetrische Probe), in welchem Falle man das Kupfer aus der ursprünglichen sauren Lösung durch Ausfällen mit Eisen, Schwefelwasserstoffgas oder unterschwefligsaurem Natron von jenen Stoffen abscheidet und behuf der weitern Probe den kupferreichen Niederschlag in Säure wieder auflöst. Zink schadet nur bei der Cyankaliumprobe, sowie ein Ueberschuss von Eisen bei allen mit Ammoniak zu behandelnden Proben (Cyankalium-, Pelouze’sche und colori- metrische Proben), indem der voluminöse Niederschlag von Eisen- oxydhydrat leicht Kupfer zurückhält. Man trennt dann zuvor das Kupfer vom Zink und auch vom Eisen ähnlich wie vom Nickel und Kobalt oder durch wiederholtes Auflösen des volu- minösen Eisenniederschlages und Fällen mit Ammoniak. Auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0235"n="197"/><fwplace="top"type="header">§. 95. Nasse Proben.</fw><lb/><divn="3"><head>II. Abschnitt.<lb/><hirendition="#b"><hirendition="#g">Nasse Proben</hi>.</hi></head><lb/><p><hirendition="#b">§. 95. Allgemeines</hi>. Von der vorhandenen grossen Anzahl<noteplace="right">Praktische<lb/>
Methoden.</note><lb/>
hierher gehöriger Proben empfehlen sich für dokimastische Zwecke<lb/>
wegen ihrer Einfachheit und Genauigkeit von den <hirendition="#g">gewichts-<lb/>
analytischen</hi> Proben die <hirendition="#g">modificirte schwedische</hi> und<lb/>
die <hirendition="#g">Kupfersulphürprobe</hi>, von den <hirendition="#g">volumetrischen</hi> die<lb/><hirendition="#g">Cyankalium</hi>- und <hirendition="#g"><hirendition="#k">Pelouze</hi>’sche Probe</hi> und von den <hirendition="#g">colo-<lb/>
rimetrischen</hi> die <hirendition="#g"><hirendition="#k">Heine</hi>’sche</hi> und <hirendition="#g"><hirendition="#k">Jacquelin</hi>’sche Probe</hi>.</p><lb/><p>Die Auswahl der einen oder andern Methode richtet sich<noteplace="right">Auswahl der<lb/>
Proben.</note><lb/>
theils nach dem Kupfergehalt des Probirgutes (<hirendition="#k">Heine</hi>’sche Probe<lb/>
für die kupferärmsten Substanzen), theils nach den zur Dis-<lb/>
position stehenden Geräthschaften und Reagentien, theils und<lb/>
hauptsächlich nach der Anwesenheit gewisser Substanzen im<lb/>
Probirgut, welche mehr oder weniger auf die Genauigkeit des<lb/>
Resultates influiren. Ein <hirendition="#g">Antimon</hi>- und <hirendition="#g">Arsengehalt</hi> schadet<lb/>
z. B. nicht bei der Cyankalium-, <hirendition="#k">Pelouze</hi>’schen und <hirendition="#k">Heine</hi>’schen<lb/>
Probe, macht aber die schwedische und theilweise die Kupfer-<lb/>
sulphürprobe umständlicher, indem man diese Substanzen zuvor in<lb/>
geschwefelten Zustand versetzen und dann durch Schwefelalkalien<lb/>
extrahiren muss. Auch durch Rösten und ein passendes Verfahren<lb/>
beim Auflösen (S. 35) lassen sich die angeführten Stoffe theilweise<lb/>
beseitigen. <hirendition="#g">Nickel</hi> und <hirendition="#g">Kobalt</hi>, in Ammoniak resp. mit blauer<lb/>
und rother Farbe auflöslich, beeinträchtigen besonders das Re-<lb/>
sultat derjenigen Proben, bei welchen eine Reaction auf in<lb/>
Ammoniak mit blauer Farbe gelöstes Kupferoxyd ausgeübt wer-<lb/>
den soll (Cyankalium-, <hirendition="#k">Pelouze</hi>’sche und colorimetrische Probe),<lb/>
in welchem Falle man das Kupfer aus der ursprünglichen sauren<lb/>
Lösung durch Ausfällen mit Eisen, Schwefelwasserstoffgas oder<lb/>
unterschwefligsaurem Natron von jenen Stoffen abscheidet und<lb/>
behuf der weitern Probe den kupferreichen Niederschlag in Säure<lb/>
wieder auflöst. <hirendition="#g">Zink</hi> schadet nur bei der Cyankaliumprobe,<lb/>
sowie ein Ueberschuss von <hirendition="#g">Eisen</hi> bei allen mit Ammoniak zu<lb/>
behandelnden Proben (Cyankalium-, <hirendition="#k">Pelouze</hi>’sche und colori-<lb/>
metrische Proben), indem der voluminöse Niederschlag von Eisen-<lb/>
oxydhydrat leicht Kupfer zurückhält. Man trennt dann zuvor<lb/>
das Kupfer vom Zink und auch vom Eisen ähnlich wie vom<lb/>
Nickel und Kobalt oder durch wiederholtes Auflösen des volu-<lb/>
minösen Eisenniederschlages und Fällen mit Ammoniak. Auch<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[197/0235]
§. 95. Nasse Proben.
II. Abschnitt.
Nasse Proben.
§. 95. Allgemeines. Von der vorhandenen grossen Anzahl
hierher gehöriger Proben empfehlen sich für dokimastische Zwecke
wegen ihrer Einfachheit und Genauigkeit von den gewichts-
analytischen Proben die modificirte schwedische und
die Kupfersulphürprobe, von den volumetrischen die
Cyankalium- und Pelouze’sche Probe und von den colo-
rimetrischen die Heine’sche und Jacquelin’sche Probe.
Praktische
Methoden.
Die Auswahl der einen oder andern Methode richtet sich
theils nach dem Kupfergehalt des Probirgutes (Heine’sche Probe
für die kupferärmsten Substanzen), theils nach den zur Dis-
position stehenden Geräthschaften und Reagentien, theils und
hauptsächlich nach der Anwesenheit gewisser Substanzen im
Probirgut, welche mehr oder weniger auf die Genauigkeit des
Resultates influiren. Ein Antimon- und Arsengehalt schadet
z. B. nicht bei der Cyankalium-, Pelouze’schen und Heine’schen
Probe, macht aber die schwedische und theilweise die Kupfer-
sulphürprobe umständlicher, indem man diese Substanzen zuvor in
geschwefelten Zustand versetzen und dann durch Schwefelalkalien
extrahiren muss. Auch durch Rösten und ein passendes Verfahren
beim Auflösen (S. 35) lassen sich die angeführten Stoffe theilweise
beseitigen. Nickel und Kobalt, in Ammoniak resp. mit blauer
und rother Farbe auflöslich, beeinträchtigen besonders das Re-
sultat derjenigen Proben, bei welchen eine Reaction auf in
Ammoniak mit blauer Farbe gelöstes Kupferoxyd ausgeübt wer-
den soll (Cyankalium-, Pelouze’sche und colorimetrische Probe),
in welchem Falle man das Kupfer aus der ursprünglichen sauren
Lösung durch Ausfällen mit Eisen, Schwefelwasserstoffgas oder
unterschwefligsaurem Natron von jenen Stoffen abscheidet und
behuf der weitern Probe den kupferreichen Niederschlag in Säure
wieder auflöst. Zink schadet nur bei der Cyankaliumprobe,
sowie ein Ueberschuss von Eisen bei allen mit Ammoniak zu
behandelnden Proben (Cyankalium-, Pelouze’sche und colori-
metrische Proben), indem der voluminöse Niederschlag von Eisen-
oxydhydrat leicht Kupfer zurückhält. Man trennt dann zuvor
das Kupfer vom Zink und auch vom Eisen ähnlich wie vom
Nickel und Kobalt oder durch wiederholtes Auflösen des volu-
minösen Eisenniederschlages und Fällen mit Ammoniak. Auch
Auswahl der
Proben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/235>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.