man reinigt sie innen von Rost durch vorheriges Einschmelzen eines Gemenges von Soda und Borax.
Die schmiedeeisernen Tiegel werden zuweilen durch billigere gusseiserne von gleicher Grösse ersetzt.
2) als Röhren und Retorten, z. B. bei Quecksilber-Röhren. proben.
3) als gusseiserne Muffeln (S. 44).Muffeln.
D. Probirgefässe aus Knochenmehl, Aescher etc. (Capellen).
§. 44. Allgemeines. Hierher gehören die Capellen (vonZweck der Capellen. coupes, flache Schalen), kleine Gefässe mit mehr oder weniger halbkugelförmiger Austiefung, in welchen man oxydirende Schmel- zungen (Abtreiben von Gold- und Silberlegirungen mit Blei, Gaarmachen) vornimmt, wobei die gebildeten Oxyde von der porösen Capellenmasse aufgesogen werden müssen, ohne sich chemisch damit zu verbinden. Aus diesem Grunde kommen Thongefässe nur selten in Anwendung.
Gute Capellen besitzen bei weisser Farbe neben hinreichen-Eigenschaften guter Capellen der Festigkeit die erforderliche Porosität (sie dürfen in der Zange nicht zerbröckeln, müssen sich aber mit den Fingern zer- drücken lassen), verändern sich in angehender Weissglühhitze nicht merklich, werden nicht rissig, entwickeln keine Gase und gehen mit den darin erzeugten Metalloxyden keine chemische Verbin- dungen ein. Alle Capellen saugen neben den Metalloxyden auch mehr oder weniger Silber und Gold ein (Metallverlust durch Capellenzug) und zwar um so mehr, je poröser die Capellen sind.1) Aber auch zu dichte Capellen sind unvortheilhaft, sie reissen leichter, wegen längerer Dauer des bei höherer Tem- peratur durchzuführenden Abtreibens wird die Silberverflüchtigung grösser und es bildet sich Bleiglas in der Spur. Eine zu grosse Porosität schadet indess mehr, als eine zu grosse Dichtigkeit.
Als Materialien für die Capellen haben sich brauchbar er-Material zu Capellen. wiesen:
1) Knochenmehl (Beinasche, Knochenasche). Kno- chen, am besten Schafs- und Pferdeknochen, werden in einem Flamm- ofen, Stubenofen, unter der Muffel etc. völlig weiss gebrannt, nachdem sie vorher zur Ausziehung der leimgebenden Bestand- theile mehrmals mit Wasser ausgekocht worden. Zeigen die Knochen nach dem ersten Brennen noch dunkle Partien, so
1)Klasek, in Oestr. Zeitschr. 1857. S. 379.
§. 43. Tiegel und Röhren.
man reinigt sie innen von Rost durch vorheriges Einschmelzen eines Gemenges von Soda und Borax.
Die schmiedeeisernen Tiegel werden zuweilen durch billigere gusseiserne von gleicher Grösse ersetzt.
2) als Röhren und Retorten, z. B. bei Quecksilber-Röhren. proben.
3) als gusseiserne Muffeln (S. 44).Muffeln.
D. Probirgefässe aus Knochenmehl, Aescher etc. (Capellen).
§. 44. Allgemeines. Hierher gehören die Capellen (vonZweck der Capellen. coupes, flache Schalen), kleine Gefässe mit mehr oder weniger halbkugelförmiger Austiefung, in welchen man oxydirende Schmel- zungen (Abtreiben von Gold- und Silberlegirungen mit Blei, Gaarmachen) vornimmt, wobei die gebildeten Oxyde von der porösen Capellenmasse aufgesogen werden müssen, ohne sich chemisch damit zu verbinden. Aus diesem Grunde kommen Thongefässe nur selten in Anwendung.
Gute Capellen besitzen bei weisser Farbe neben hinreichen-Eigenschaften guter Capellen der Festigkeit die erforderliche Porosität (sie dürfen in der Zange nicht zerbröckeln, müssen sich aber mit den Fingern zer- drücken lassen), verändern sich in angehender Weissglühhitze nicht merklich, werden nicht rissig, entwickeln keine Gase und gehen mit den darin erzeugten Metalloxyden keine chemische Verbin- dungen ein. Alle Capellen saugen neben den Metalloxyden auch mehr oder weniger Silber und Gold ein (Metallverlust durch Capellenzug) und zwar um so mehr, je poröser die Capellen sind.1) Aber auch zu dichte Capellen sind unvortheilhaft, sie reissen leichter, wegen längerer Dauer des bei höherer Tem- peratur durchzuführenden Abtreibens wird die Silberverflüchtigung grösser und es bildet sich Bleiglas in der Spur. Eine zu grosse Porosität schadet indess mehr, als eine zu grosse Dichtigkeit.
Als Materialien für die Capellen haben sich brauchbar er-Material zu Capellen. wiesen:
1) Knochenmehl (Beinasche, Knochenasche). Kno- chen, am besten Schafs- und Pferdeknochen, werden in einem Flamm- ofen, Stubenofen, unter der Muffel etc. völlig weiss gebrannt, nachdem sie vorher zur Ausziehung der leimgebenden Bestand- theile mehrmals mit Wasser ausgekocht worden. Zeigen die Knochen nach dem ersten Brennen noch dunkle Partien, so
1)Klasek, in Oestr. Zeitschr. 1857. S. 379.
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man reinigt sie innen von Rost durch vorheriges Einschmelzen
eines Gemenges von Soda und Borax.
Die schmiedeeisernen Tiegel werden zuweilen durch billigere
gusseiserne von gleicher Grösse ersetzt.
2) als Röhren und Retorten, z. B. bei Quecksilber-
proben.
Röhren.
3) als gusseiserne Muffeln (S. 44).
Muffeln.
D. Probirgefässe aus Knochenmehl, Aescher etc. (Capellen).
§. 44. Allgemeines. Hierher gehören die Capellen (von
coupes, flache Schalen), kleine Gefässe mit mehr oder weniger
halbkugelförmiger Austiefung, in welchen man oxydirende Schmel-
zungen (Abtreiben von Gold- und Silberlegirungen mit Blei,
Gaarmachen) vornimmt, wobei die gebildeten Oxyde von der
porösen Capellenmasse aufgesogen werden müssen, ohne sich
chemisch damit zu verbinden. Aus diesem Grunde kommen
Thongefässe nur selten in Anwendung.
Zweck der
Capellen.
Gute Capellen besitzen bei weisser Farbe neben hinreichen-
der Festigkeit die erforderliche Porosität (sie dürfen in der
Zange nicht zerbröckeln, müssen sich aber mit den Fingern zer-
drücken lassen), verändern sich in angehender Weissglühhitze nicht
merklich, werden nicht rissig, entwickeln keine Gase und gehen
mit den darin erzeugten Metalloxyden keine chemische Verbin-
dungen ein. Alle Capellen saugen neben den Metalloxyden auch
mehr oder weniger Silber und Gold ein (Metallverlust durch
Capellenzug) und zwar um so mehr, je poröser die Capellen
sind. 1) Aber auch zu dichte Capellen sind unvortheilhaft, sie
reissen leichter, wegen längerer Dauer des bei höherer Tem-
peratur durchzuführenden Abtreibens wird die Silberverflüchtigung
grösser und es bildet sich Bleiglas in der Spur. Eine zu grosse
Porosität schadet indess mehr, als eine zu grosse Dichtigkeit.
Eigenschaften
guter Capellen
Als Materialien für die Capellen haben sich brauchbar er-
wiesen:
Material zu
Capellen.
1) Knochenmehl (Beinasche, Knochenasche). Kno-
chen, am besten Schafs- und Pferdeknochen, werden in einem Flamm-
ofen, Stubenofen, unter der Muffel etc. völlig weiss gebrannt,
nachdem sie vorher zur Ausziehung der leimgebenden Bestand-
theile mehrmals mit Wasser ausgekocht worden. Zeigen die
Knochen nach dem ersten Brennen noch dunkle Partien, so
1) Klasek, in Oestr. Zeitschr. 1857. S. 379.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/127>, abgerufen am 21.11.2024.
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