Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.Es ist aber diese Vereinigung vnd Verknüpffung Himmels vnd der Erden noch lauter Kinderspiel/ vnnd ob es wol zugehet per speciem immateriatam, so ist doch sie materialisch/ dann die species hat dimensiones quantitatis. Vnd diese nidere Geschöpffe empfinden jhrer leiblicher greifflicher Weise. LIX. Es folget aber viel ein edlere wvnderbarlichere Vereinigung Himmels vnd der Erden/ die vermag nichts Materialisches/ sondern ist Formalisch/ gehet zu durch formas in dieser nideren Welt/ vnnd nicht schlecht durch die taube formas, wie sie gefvnden werden in Stein vnd Bein/ sondern durch Geistliche Kräfften/ durch Seel/ durch Vernunfft/ ja durch Begreiffung der allersubtilesten Sachen/ die in der gantzen Geometria seynd: Dann es seynd die jrrdische Creaturen darzu erschaffen/ daß sie deß Himmels auff solche weise fähig seyn möchten. Weil aber diese Art der Verwandtschafft zwischen Himmel vnd Erden vnterschiedlich vnnd mancherley/ wil ich von dem leichtesten anfahen. Jst jhm nicht also/ daß der Mensch/ vnnd theils auch etliche Thiere sich ob der schönen Gestalt deß Himmels/ Sonn vnd Mond/ auch sonderlich bey nächtlicher weil ob der grossen menge der Stern/ vnd jhrer ordnung erfreuwet? Allhie thut es das Liecht nicht allein/ dann es hat offt ein wülckliche Nacht mehr Liechts vom Mondt/ als sonst ein helle Nacht von den Sternen. Es thut es auch die Wärme nicht/ das wissen die Astronomi wol/ sie möchten offt vor Frewden wol erfrieren. Sondern es hat Gott den Menschen die Augen gegeben/ vnd facultatem sensitiuam, dadurch er vber das Liecht vnnd die Wärme auch die vnterschiedene Farben/ die Grösse/ die Klarheit/ das Zwitzern/ die Abwechselung vnterscheiden vnd begreiffen mag. Da gibt es nun vnterschiedliche Sorten der Menschen: Etliche seynd viehisch/ Cyclopisch vnd grob/ vnnd also zu reden nichts Jiiijr
Es ist aber diese Vereinigung vnd Verknüpffung Himmels vnd der Erden noch lauter Kinderspiel/ vnnd ob es wol zugehet per speciem immateriatam, so ist doch sie materialisch/ dann die species hat dimensiones quantitatis. Vnd diese nidere Geschöpffe empfinden jhrer leiblicher greifflicher Weise. LIX. Es folget aber viel ein edlere wvnderbarlichere Vereinigung Himmels vnd der Erden/ die vermag nichts Materialisches/ sondern ist Formalisch/ gehet zu durch formas in dieser nideren Welt/ vnnd nicht schlecht durch die taube formas, wie sie gefvnden werden in Stein vnd Bein/ sondern durch Geistliche Kräfften/ durch Seel/ durch Vernunfft/ ja durch Begreiffung der allersubtilesten Sachen/ die in der gantzen Geometria seynd: Dann es seynd die jrrdische Creaturen darzu erschaffen/ daß sie deß Himmels auff solche weise fähig seyn möchten. Weil aber diese Art der Verwandtschafft zwischen Himmel vnd Erden vnterschiedlich vnnd mancherley/ wil ich von dem leichtesten anfahen. Jst jhm nicht also/ daß der Mensch/ vnnd theils auch etliche Thiere sich ob der schönen Gestalt deß Himmels/ Sonn vnd Mond/ auch sonderlich bey nächtlicher weil ob der grossen menge der Stern/ vnd jhrer ordnung erfreuwet? Allhie thut es das Liecht nicht allein/ dann es hat offt ein wülckliche Nacht mehr Liechts vom Mondt/ als sonst ein helle Nacht von den Sternen. Es thut es auch die Wärme nicht/ das wissen die Astronomi wol/ sie möchten offt vor Frewden wol erfrieren. Sondern es hat Gott den Menschen die Augen gegeben/ vnd facultatem sensitiuam, dadurch er vber das Liecht vnnd die Wärme auch die vnterschiedene Farben/ die Grösse/ die Klarheit/ das Zwitzern/ die Abwechselung vnterscheiden vnd begreiffen mag. Da gibt es nun vnterschiedliche Sorten der Menschen: Etliche seynd viehisch/ Cyclopisch vnd grob/ vnnd also zu reden nichts Jiiijr
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Es ist aber diese Vereinigung vnd Verknüpffung Himmels vnd der Erden noch lauter Kinderspiel/ vnnd ob es wol zugehet per speciem immateriatam, so ist doch sie materialisch/ dann die species hat dimensiones quantitatis. Vnd diese nidere Geschöpffe empfinden jhrer leiblicher greifflicher Weise.
LIX.
Es folget aber viel ein edlere wvnderbarlichere Vereinigung Himmels vnd der Erden/ die vermag nichts Materialisches/ sondern ist Formalisch/ gehet zu durch formas in dieser nideren Welt/ vnnd nicht schlecht durch die taube formas, wie sie gefvnden werden in Stein vnd Bein/ sondern durch Geistliche Kräfften/ durch Seel/ durch Vernunfft/ ja durch Begreiffung der allersubtilesten Sachen/ die in der gantzen Geometria seynd: Dann es seynd die jrrdische Creaturen darzu erschaffen/ daß sie deß Himmels auff solche weise fähig seyn möchten.
Weil aber diese Art der Verwandtschafft zwischen Himmel vnd Erden vnterschiedlich vnnd mancherley/ wil ich von dem leichtesten anfahen.
Jst jhm nicht also/ daß der Mensch/ vnnd theils auch etliche Thiere sich ob der schönen Gestalt deß Himmels/ Sonn vnd Mond/ auch sonderlich bey nächtlicher weil ob der grossen menge der Stern/ vnd jhrer ordnung erfreuwet?
Allhie thut es das Liecht nicht allein/ dann es hat offt ein wülckliche Nacht mehr Liechts vom Mondt/ als sonst ein helle Nacht von den Sternen. Es thut es auch die Wärme nicht/ das wissen die Astronomi wol/ sie möchten offt vor Frewden wol erfrieren. Sondern es hat Gott den Menschen die Augen gegeben/ vnd facultatem sensitiuam, dadurch er vber das Liecht vnnd die Wärme auch die vnterschiedene Farben/ die Grösse/ die Klarheit/ das Zwitzern/ die Abwechselung vnterscheiden vnd begreiffen mag.
Da gibt es nun vnterschiedliche Sorten der Menschen: Etliche seynd viehisch/ Cyclopisch vnd grob/ vnnd also zu reden nichts
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Zitationshilfe: | Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Jiiijr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/90>, abgerufen am 22.07.2024. |