Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

die Sterne hervmb führet/ confundirn/ daß sie nicht wuste/ wo sie drinnen steckte.

Sonderlich gibt es in Astronomia etliche nachdencken/ ob nicht die Planeten Straaß allgemach sich neyge gegen den Polis, vnd endtlich gar dardurch gehen möchte/ da jetzo die Poli stehen/ da dann solche Straaß auch jhre Merckzeichen vnd Marckstein/ so wol als jetzo/ haben müste: in vorbetrachtung dieser künfftigen veränderung/ der Himmel gantz rundt hervmb also besetzt seyn mag.

Da aber diese Ordnung der Sternen nicht eben einem solchen Beweger der Planeten zu Dienst vnd Behelff gemacht were: so könnte sie doch dem Erkündiger jhres Lauffs/ nemlich dem Menschen/ vnd so etwan sonst in einer Kugel andere mehr vernünfftige Creaturen weren/ vnd wie wann ich sagte/ den Engeln selbst/ zu einem Behelff vnd Grundt sideralis scientiae angestellt worden seyn.

Nichts desto weniger/ wann schon diese Anordnung am vierdten Tag also vorher gegangen/ so ist doch Gott dem Schöpffer bevor gestanden/ hernach am sechsten Tag den Menschen also zu formieren/ daß sein natürliche facultas animae dieses himmlischen Heerzugs der Sternen noch auff ein andere weise/ darvon die Astrologi reden/ in Form vnd maaß/ wie ich kurtz hiervor num. 43. et 18. abgehandelt empfinden/ vnd die bewegliche von den vnbeweglichen/ die grosse von den kleinen vnterscheiden möchte.

Vnd hiermit ist Feselii erstes Argument beantwortet/ da er durch Vnvollkommenheit der Astronomiae, die gantze Astrologiam vmbstossen wöllen.

XLV.

Jetzo wil ich sein ander Argument von Vnvollkommenheit der Astrologiae abfertigen/ welches zwar nicht eben eine Vnvollkommenheit/ deren ich gern geständig/ sondern gar ein Vnmüglichkeit erzwingen wil: Dann Feselius gibt für/ die Sterne leuchten alle zusammen/ darvmb köndte der Astrologus nit einem jeden Planeten besonder probieren/ was er für eine Krafft habe/ vnd fragt hiervmb/ wie jhme hie die Astrologi thuen?

Gv

die Sterne hervmb führet/ confundirn/ daß sie nicht wuste/ wo sie drinnen steckte.

Sonderlich gibt es in Astronomia etliche nachdencken/ ob nicht die Planeten Straaß allgemach sich neyge gegen den Polis, vnd endtlich gar dardurch gehen möchte/ da jetzo die Poli stehen/ da dann solche Straaß auch jhre Merckzeichen vnd Marckstein/ so wol als jetzo/ haben müste: in vorbetrachtung dieser künfftigen veränderung/ der Himmel gantz rundt hervmb also besetzt seyn mag.

Da aber diese Ordnung der Sternen nicht eben einem solchen Beweger der Planeten zu Dienst vnd Behelff gemacht were: so könnte sie doch dem Erkündiger jhres Lauffs/ nemlich dem Menschen/ vnd so etwan sonst in einer Kugel andere mehr vernünfftige Creaturen weren/ vnd wie wann ich sagte/ den Engeln selbst/ zu einem Behelff vnd Grundt sideralis scientiae angestellt worden seyn.

Nichts desto weniger/ wann schon diese Anordnung am vierdten Tag also vorher gegangen/ so ist doch Gott dem Schöpffer bevor gestanden/ hernach am sechsten Tag den Menschen also zu formieren/ daß sein natürliche facultas animae dieses himmlischen Heerzugs der Sternen noch auff ein andere weise/ darvon die Astrologi reden/ in Form vnd maaß/ wie ich kurtz hiervor num. 43. et 18. abgehandelt empfinden/ vnd die bewegliche von den vnbeweglichen/ die grosse von den kleinen vnterscheiden möchte.

Vnd hiermit ist Feselii erstes Argument beantwortet/ da er durch Vnvollkommenheit der Astronomiae, die gantze Astrologiam vmbstossen wöllen.

XLV.

Jetzo wil ich sein ander Argument von Vnvollkommenheit der Astrologiae abfertigen/ welches zwar nicht eben eine Vnvollkommenheit/ deren ich gern geständig/ sondern gar ein Vnmüglichkeit erzwingen wil: Dann Feselius gibt für/ die Sterne leuchten alle zusammen/ darvmb köndte der Astrologus nit einem jeden Planeten besonder probieren/ was er für eine Krafft habe/ vnd fragt hiervmb/ wie jhme hie die Astrologi thuen?

Gv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0067" n="[Gv]"/>
die Sterne hervmb führet/ confundirn/
             daß sie nicht wuste/ wo sie drinnen steckte. </p>
          <p> Sonderlich gibt es in <hi rendition="#aq">Astronomia</hi> etliche nachdencken/ ob
             nicht die Planeten Straaß allgemach sich neyge gegen den <hi rendition="#aq">Polis,</hi> vnd endtlich gar dardurch gehen möchte/ da jetzo die <hi rendition="#aq">Poli
             </hi>stehen/ da dann solche Straaß auch jhre Merckzeichen vnd Marckstein/ so wol als
             jetzo/ haben müste: in vorbetrachtung dieser künfftigen veränderung/ der Himmel gantz
             rundt hervmb also besetzt seyn mag. </p>
          <p> Da aber diese Ordnung der Sternen nicht eben einem solchen Beweger der Planeten zu
             Dienst vnd Behelff gemacht were: so könnte sie doch dem Erkündiger jhres Lauffs/ nemlich
             dem Menschen/ vnd so etwan sonst in einer Kugel andere mehr vernünfftige Creaturen
             weren/ vnd wie wann ich sagte/ den Engeln selbst/ zu einem Behelff vnd Grundt <hi rendition="#aq">sideralis scientiae </hi>angestellt worden seyn. </p>
          <p> Nichts desto weniger/ wann schon diese Anordnung am vierdten Tag also vorher gegangen/
             so ist doch Gott dem Schöpffer bevor gestanden/ hernach am sechsten Tag den Menschen
             also zu formieren/ daß sein natürliche <hi rendition="#aq">facultas animae</hi> dieses
             himmlischen Heerzugs der Sternen noch auff ein andere weise/ darvon die <hi rendition="#aq">Astrologi</hi> reden/ in Form vnd maaß/ wie ich kurtz hiervor <hi rendition="#aq">num</hi>. 43. <hi rendition="#aq">et </hi>18. abgehandelt empfinden/
             vnd die bewegliche von den vnbeweglichen/ die grosse von den kleinen vnterscheiden
             möchte. </p>
          <p> Vnd hiermit ist Feselii erstes Argument beantwortet/ da er durch Vnvollkommenheit der <hi rendition="#aq">Astronomiae</hi>, die gantze <hi rendition="#aq">Astrologiam
             </hi>vmbstossen wöllen. </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>XLV. </head><lb/>
          <p> Jetzo wil ich sein ander Argument von Vnvollkommenheit der <hi rendition="#aq">Astrologiae </hi>abfertigen/ welches zwar nicht eben eine Vnvollkommenheit/ deren ich
             gern geständig/ sondern gar ein Vnmüglichkeit erzwingen wil: Dann <hi rendition="#aq">Feselius </hi>gibt für/ die Sterne leuchten alle zusammen/ darvmb köndte der <hi rendition="#aq">Astrologus </hi>nit einem jeden Planeten besonder probieren/ was er
             für eine Krafft habe/ vnd fragt hiervmb/ wie jhme hie die <hi rendition="#aq">Astrologi
             </hi>thuen?</p>
          <fw type="sig" place="bottom">Gv</fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Gv]/0067] die Sterne hervmb führet/ confundirn/ daß sie nicht wuste/ wo sie drinnen steckte. Sonderlich gibt es in Astronomia etliche nachdencken/ ob nicht die Planeten Straaß allgemach sich neyge gegen den Polis, vnd endtlich gar dardurch gehen möchte/ da jetzo die Poli stehen/ da dann solche Straaß auch jhre Merckzeichen vnd Marckstein/ so wol als jetzo/ haben müste: in vorbetrachtung dieser künfftigen veränderung/ der Himmel gantz rundt hervmb also besetzt seyn mag. Da aber diese Ordnung der Sternen nicht eben einem solchen Beweger der Planeten zu Dienst vnd Behelff gemacht were: so könnte sie doch dem Erkündiger jhres Lauffs/ nemlich dem Menschen/ vnd so etwan sonst in einer Kugel andere mehr vernünfftige Creaturen weren/ vnd wie wann ich sagte/ den Engeln selbst/ zu einem Behelff vnd Grundt sideralis scientiae angestellt worden seyn. Nichts desto weniger/ wann schon diese Anordnung am vierdten Tag also vorher gegangen/ so ist doch Gott dem Schöpffer bevor gestanden/ hernach am sechsten Tag den Menschen also zu formieren/ daß sein natürliche facultas animae dieses himmlischen Heerzugs der Sternen noch auff ein andere weise/ darvon die Astrologi reden/ in Form vnd maaß/ wie ich kurtz hiervor num. 43. et 18. abgehandelt empfinden/ vnd die bewegliche von den vnbeweglichen/ die grosse von den kleinen vnterscheiden möchte. Vnd hiermit ist Feselii erstes Argument beantwortet/ da er durch Vnvollkommenheit der Astronomiae, die gantze Astrologiam vmbstossen wöllen. XLV. Jetzo wil ich sein ander Argument von Vnvollkommenheit der Astrologiae abfertigen/ welches zwar nicht eben eine Vnvollkommenheit/ deren ich gern geständig/ sondern gar ein Vnmüglichkeit erzwingen wil: Dann Feselius gibt für/ die Sterne leuchten alle zusammen/ darvmb köndte der Astrologus nit einem jeden Planeten besonder probieren/ was er für eine Krafft habe/ vnd fragt hiervmb/ wie jhme hie die Astrologi thuen? Gv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/67
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Gv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/67>, abgerufen am 21.12.2024.