Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite
XXXVI.

Zum andern/ sagt D. Feselius, sey auch diß die Frage/ ob der Sternen Wirckungen auch ergrieffen/ vnd zu vorsagung künfftiger Ding gebraucht werden können?

Daß man sie nicht vollkommen ergreiffen könne/ ist leichtlich zu erachten/ weil jhrer gar zu viel seynd/ vnd alle auff dem Erdtboden zusammen leuchten. Es macht aber das stillstehen vnnd das vmbgehen vnter jhnen einen grossen Vnterscheidt: Dann weil der meinste Hauff an einem Ort stillsteht/ so bleibt es auch mit jhrer Wirckung an vnd für sie selbst jmmer nur in einem: vnd gibt keinen mercklichen Vnterscheidt. Was gehet aber diß die fünff vmblauffende Planeten an? deren seynd wenig/ vnd geben sich schon zu einer Prob vnd Erfahrung/ was sie vermögen.

Derowegen so antworte ich D. Feselio rundt/ vnd sage ja: Alle natürliche der fünff Planeten/ zum theil auch der fürnembsten vnbeweglichen Sternen Eygenschafften/ durch welche sie bey vns auff Erden etwas wircken/ die können durch menschlichen verstandt wiewol nicht vollkommen/ doch gleich so wol ergrieffen/ auch in ein gewisse scientiam vnd Wissenschafft eyngeschlossen/ vnd bey den Prognosticationibus künfftiger Dinge nützlich betrachtet werden/ so wol vnd so vollkommen dieses in der Medicina mit den viel vnd mancherley Kräuttern geschehen kan.

Dann gleicher weiß/ wie man bey den Kräuttern vnnd andern Simplicibus noch täglich etwas erfähret vnd erlernet/ das man zuvor nit gewust: also kan diß auch mit den Eygenschafften der Sternen noch fürauß geschehen/ vnd also was man jetzo noch nicht weiß/ künfftig erlernet werden/ vnnd vmb so viel desto mehr/ weil bißhero deren Astrologorum, welche nach der gründlichen Warheit gestrebet haben/ viel weniger gewest/ als bey der Medicina, die hat so viel hochgelehrter Männer zu allen zeiten gehabt/ daß ein Wunder ist/ daß sie diese Kunst nicht vor längst gantz vnd gar erschöpffet/ vnd wie man sagt/ in den Schuhen zertretten haben.

Feselius sagt nein zur Sach/ man köndte der Planeten Eygenschafften

Ev
XXXVI.

Zum andern/ sagt D. Feselius, sey auch diß die Frage/ ob der Sternen Wirckungen auch ergrieffen/ vnd zu vorsagung künfftiger Ding gebraucht werden können?

Daß man sie nicht vollkommen ergreiffen könne/ ist leichtlich zu erachten/ weil jhrer gar zu viel seynd/ vnd alle auff dem Erdtboden zusammen leuchten. Es macht aber das stillstehen vnnd das vmbgehen vnter jhnen einen grossen Vnterscheidt: Dann weil der meinste Hauff an einem Ort stillsteht/ so bleibt es auch mit jhrer Wirckung an vnd für sie selbst jmmer nur in einem: vnd gibt keinen mercklichen Vnterscheidt. Was gehet aber diß die fünff vmblauffende Planeten an? deren seynd wenig/ vnd geben sich schon zu einer Prob vnd Erfahrung/ was sie vermögen.

Derowegen so antworte ich D. Feselio rundt/ vnd sage ja: Alle natürliche der fünff Planeten/ zum theil auch der fürnembsten vnbeweglichen Sternen Eygenschafften/ durch welche sie bey vns auff Erden etwas wircken/ die können durch menschlichen verstandt wiewol nicht vollkommen/ doch gleich so wol ergrieffen/ auch in ein gewisse scientiam vnd Wissenschafft eyngeschlossen/ vnd bey den Prognosticationibus künfftiger Dinge nützlich betrachtet werden/ so wol vnd so vollkommen dieses in der Medicina mit den viel vnd mancherley Kräuttern geschehen kan.

Dann gleicher weiß/ wie man bey den Kräuttern vnnd andern Simplicibus noch täglich etwas erfähret vnd erlernet/ das man zuvor nit gewust: also kan diß auch mit den Eygenschafften der Sternen noch fürauß geschehen/ vnd also was man jetzo noch nicht weiß/ künfftig erlernet werden/ vnnd vmb so viel desto mehr/ weil bißhero deren Astrologorum, welche nach der gründlichen Warheit gestrebet haben/ viel weniger gewest/ als bey der Medicina, die hat so viel hochgelehrter Männer zu allen zeiten gehabt/ daß ein Wunder ist/ daß sie diese Kunst nicht vor längst gantz vnd gar erschöpffet/ vnd wie man sagt/ in den Schuhen zertretten haben.

Feselius sagt nein zur Sach/ man köndte der Planeten Eygenschafften

Ev
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0051" n="[Ev]"/>
        <div n="2">
          <head>XXXVI. </head><lb/>
          <p> Zum andern/ sagt <hi rendition="#aq">D. Feselius</hi>, sey auch diß die Frage/ ob der
             Sternen Wirckungen auch ergrieffen/ vnd zu vorsagung künfftiger Ding gebraucht werden
             können? </p>
          <p> Daß man sie nicht vollkommen ergreiffen könne/ ist leichtlich zu erachten/ weil jhrer
             gar zu viel seynd/ vnd alle auff dem Erdtboden zusammen leuchten. Es macht aber das
             stillstehen vnnd das vmbgehen vnter jhnen einen grossen Vnterscheidt: Dann weil der
             meinste Hauff an einem Ort stillsteht/ so bleibt es auch mit jhrer Wirckung an vnd für
             sie selbst jmmer nur in einem: vnd gibt keinen mercklichen Vnterscheidt. Was gehet aber
             diß die fünff vmblauffende Planeten an? deren seynd wenig/ vnd geben sich schon zu einer
             Prob vnd Erfahrung/ was sie vermögen. </p>
          <p> Derowegen so antworte ich <hi rendition="#aq">D. Feselio </hi>rundt/ vnd sage ja: Alle
             natürliche der fünff Planeten/ zum theil auch der fürnembsten vnbeweglichen Sternen
             Eygenschafften/ durch welche sie bey vns auff Erden etwas wircken/ die können durch
             menschlichen verstandt wiewol nicht vollkommen/ doch gleich so wol ergrieffen/ auch in
             ein gewisse <hi rendition="#aq">scientiam</hi> vnd Wissenschafft eyngeschlossen/ vnd bey
             den <hi rendition="#aq">Prognosticationibus</hi> künfftiger Dinge nützlich betrachtet
             werden/ so wol vnd so vollkommen dieses in der <hi rendition="#aq">Medicina</hi> mit den
             viel vnd mancherley Kräuttern geschehen kan. </p>
          <p> Dann gleicher weiß/ wie man bey den Kräuttern vnnd andern <hi rendition="#aq">Simplicibus</hi> noch täglich etwas erfähret vnd erlernet/ das man zuvor nit gewust:
             also kan diß auch mit den Eygenschafften der Sternen noch fürauß geschehen/ vnd also was
             man jetzo noch nicht weiß/ künfftig erlernet werden/ vnnd vmb so viel desto mehr/ weil
             bißhero deren <hi rendition="#aq">Astrologorum</hi>, welche nach der gründlichen Warheit
             gestrebet haben/ viel weniger gewest/ als bey der <hi rendition="#aq">Medicina</hi>, die
             hat so viel hochgelehrter Männer zu allen zeiten gehabt/ daß ein Wunder ist/ daß sie
             diese Kunst nicht vor längst gantz vnd gar erschöpffet/ vnd wie man sagt/ in den Schuhen
             zertretten haben. </p>
          <p><hi rendition="#aq">Feselius</hi> sagt nein zur Sach/ man köndte der Planeten
             Eygenschafften
             <fw type="sig" place="bottom">Ev</fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Ev]/0051] XXXVI. Zum andern/ sagt D. Feselius, sey auch diß die Frage/ ob der Sternen Wirckungen auch ergrieffen/ vnd zu vorsagung künfftiger Ding gebraucht werden können? Daß man sie nicht vollkommen ergreiffen könne/ ist leichtlich zu erachten/ weil jhrer gar zu viel seynd/ vnd alle auff dem Erdtboden zusammen leuchten. Es macht aber das stillstehen vnnd das vmbgehen vnter jhnen einen grossen Vnterscheidt: Dann weil der meinste Hauff an einem Ort stillsteht/ so bleibt es auch mit jhrer Wirckung an vnd für sie selbst jmmer nur in einem: vnd gibt keinen mercklichen Vnterscheidt. Was gehet aber diß die fünff vmblauffende Planeten an? deren seynd wenig/ vnd geben sich schon zu einer Prob vnd Erfahrung/ was sie vermögen. Derowegen so antworte ich D. Feselio rundt/ vnd sage ja: Alle natürliche der fünff Planeten/ zum theil auch der fürnembsten vnbeweglichen Sternen Eygenschafften/ durch welche sie bey vns auff Erden etwas wircken/ die können durch menschlichen verstandt wiewol nicht vollkommen/ doch gleich so wol ergrieffen/ auch in ein gewisse scientiam vnd Wissenschafft eyngeschlossen/ vnd bey den Prognosticationibus künfftiger Dinge nützlich betrachtet werden/ so wol vnd so vollkommen dieses in der Medicina mit den viel vnd mancherley Kräuttern geschehen kan. Dann gleicher weiß/ wie man bey den Kräuttern vnnd andern Simplicibus noch täglich etwas erfähret vnd erlernet/ das man zuvor nit gewust: also kan diß auch mit den Eygenschafften der Sternen noch fürauß geschehen/ vnd also was man jetzo noch nicht weiß/ künfftig erlernet werden/ vnnd vmb so viel desto mehr/ weil bißhero deren Astrologorum, welche nach der gründlichen Warheit gestrebet haben/ viel weniger gewest/ als bey der Medicina, die hat so viel hochgelehrter Männer zu allen zeiten gehabt/ daß ein Wunder ist/ daß sie diese Kunst nicht vor längst gantz vnd gar erschöpffet/ vnd wie man sagt/ in den Schuhen zertretten haben. Feselius sagt nein zur Sach/ man köndte der Planeten Eygenschafften Ev

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/51
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Ev]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/51>, abgerufen am 03.12.2024.