Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

also daß diese irrdische Creaturen deroselben empfinden: es sey nun/ daß solche Eygenschafften hierzu diesen einigen Postreutter oder vehiculum, nemlich das Liecht vnd die Farben brauchen/ oder daß sie auch neben dem Liecht vnd Farben an vnd für sich selbsten species immateriatas haben.

Dann ich habe in meinem Buch de Marte erwiesen/ daß species immateriatae motus auß der Sonnen in alle Planeten/ vnd in den Erdtboden/ vnd hinwidervmb die species immateriata deß Erdbodens biß in die Sonne vnd den Mondt/ auch deß Mondts biß in die Erde hin vnd wider passieren/ so wol als das Liecht vnnd der Widerschein: vnd nicht allein so weyt gereychen/ sondern auch kräfftig seynd/ die himmlische bewegungen beständiglich vnd vnauffhörlich zu verrichten vnd zu moderiren.

Derohalben mir es sehr gläublich ist/ daß der Planeten jnnerliche Leibsqualiteten/ durch solche stättigs außfliessende species immateriatas zu vns auff den Erdtboden reychen.

XXX.

Weil dann auß vielen Anzeigungen in meiner Optica, so auch in der Vorrede de Marte eyngeführet/ guter massen erwiesen werden mag/ daß deß Mondskugel der Erdenkugel allerdings gleich/ vnnd allein deß Wassers mehr dann der Inseln oder continentium haben möchte: Dahero wil mir fast gläublich werden/ daß deß Monds Liecht theils für sich selber/ theils durch eine sonderbare speciem immateriatam deß Wassers im Mondt sein Art vnd Eygenschafft zu befeuchtigen vberkommen habe: Vnd wie die Sonne nichts thut dann wärmen/ also der Mondt nichts thue dann befeuchtigen: Das ist/ die täugliche Materyen zu zubereytten/ zu einer Resolution vnnd Befeuchtigung.

Diese vim humectandi hab ich in meinen fundamentis Astrologiae, hypothesis loco dem Widerschein zugelegt/ wie hingegen die vim calfaciendi, dem eygnen jnnerlichen Liecht: Es wil mich aber jetzo ziemlicher seyn gedüncken/ daß vis humectandi auß der materia der Kugel hergeführet werde.


Dv

also daß diese irrdische Creaturen deroselben empfinden: es sey nun/ daß solche Eygenschafften hierzu diesen einigen Postreutter oder vehiculum, nemlich das Liecht vnd die Farben brauchen/ oder daß sie auch neben dem Liecht vnd Farben an vnd für sich selbsten species immateriatas haben.

Dann ich habe in meinem Buch de Marte erwiesen/ daß species immateriatae motus auß der Sonnen in alle Planeten/ vnd in den Erdtboden/ vnd hinwidervmb die species immateriata deß Erdbodens biß in die Sonne vnd den Mondt/ auch deß Mondts biß in die Erde hin vnd wider passieren/ so wol als das Liecht vnnd der Widerschein: vnd nicht allein so weyt gereychen/ sondern auch kräfftig seynd/ die himmlische bewegungen beständiglich vnd vnauffhörlich zu verrichten vnd zu moderiren.

Derohalben mir es sehr gläublich ist/ daß der Planeten jnnerliche Leibsqualiteten/ durch solche stättigs außfliessende species immateriatas zu vns auff den Erdtboden reychen.

XXX.

Weil dann auß vielen Anzeigungen in meiner Optica, so auch in der Vorrede de Marte eyngeführet/ guter massen erwiesen werden mag/ daß deß Mondskugel der Erdenkugel allerdings gleich/ vnnd allein deß Wassers mehr dann der Inseln oder continentium haben möchte: Dahero wil mir fast gläublich werden/ daß deß Monds Liecht theils für sich selber/ theils durch eine sonderbare speciem immateriatam deß Wassers im Mondt sein Art vnd Eygenschafft zu befeuchtigen vberkommen habe: Vnd wie die Sonne nichts thut dann wärmen/ also der Mondt nichts thue dann befeuchtigen: Das ist/ die täugliche Materyen zu zubereytten/ zu einer Resolution vnnd Befeuchtigung.

Diese vim humectandi hab ich in meinen fundamentis Astrologiae, hypothesis loco dem Widerschein zugelegt/ wie hingegen die vim calfaciendi, dem eygnen jnnerlichen Liecht: Es wil mich aber jetzo ziemlicher seyn gedüncken/ daß vis humectandi auß der materia der Kugel hergeführet werde.


Dv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0043" n="[Dv]"/>
also daß
             diese irrdische Creaturen deroselben empfinden: es sey nun/ daß solche Eygenschafften
             hierzu diesen einigen Postreutter oder <hi rendition="#aq">vehiculum</hi>, nemlich das
             Liecht vnd die Farben brauchen/ oder daß sie auch neben dem Liecht vnd Farben an vnd für
             sich selbsten <hi rendition="#aq">species immateriatas </hi>haben. </p>
          <p> Dann ich habe in meinem Buch <hi rendition="#aq">de Marte</hi> erwiesen/ daß <hi rendition="#aq">species immateriatae motus </hi>auß der Sonnen in alle Planeten/ vnd in den Erdtboden/
             vnd hinwidervmb die <hi rendition="#aq">species immateriata </hi>deß Erdbodens biß in
             die Sonne vnd den Mondt/ auch deß Mondts biß in die Erde hin vnd wider passieren/ so wol
             als das Liecht vnnd der Widerschein: vnd nicht allein so weyt gereychen/ sondern auch
             kräfftig seynd/ die himmlische bewegungen beständiglich vnd vnauffhörlich zu verrichten
             vnd zu moderiren. </p>
          <p> Derohalben mir es sehr gläublich ist/ daß der Planeten jnnerliche Leibsqualiteten/
             durch solche stättigs außfliessende <hi rendition="#aq">species immateriatas </hi>zu vns
             auff den Erdtboden reychen. </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>XXX. </head><lb/>
          <p> Weil dann auß vielen Anzeigungen in meiner <hi rendition="#aq">Optica</hi>, so auch in
             der Vorrede <hi rendition="#aq">de Marte </hi>eyngeführet/ guter massen erwiesen werden mag/ daß deß
             Mondskugel der Erdenkugel allerdings gleich/ vnnd allein deß Wassers mehr dann der
             Inseln oder <hi rendition="#aq">continentium </hi>haben möchte: Dahero wil mir fast
             gläublich werden/ daß deß Monds Liecht theils für sich selber/ theils durch eine
             sonderbare <hi rendition="#aq">speciem immateriatam</hi> deß Wassers im Mondt sein Art
             vnd Eygenschafft zu befeuchtigen vberkommen habe: Vnd wie die Sonne nichts thut dann
             wärmen/ also der Mondt nichts thue dann befeuchtigen: Das ist/ die täugliche Materyen zu
             zubereytten/ zu einer <hi rendition="#aq">Resolution </hi>vnnd Befeuchtigung. </p>
          <p> Diese <hi rendition="#aq">vim humectandi</hi> hab ich in meinen <hi rendition="#aq">fundamentis Astrologiae, hypothesis loco</hi> dem Widerschein zugelegt/ wie hingegen die <hi rendition="#aq">vim calfaciendi</hi>, dem eygnen jnnerlichen Liecht: Es wil mich aber
             jetzo ziemlicher seyn gedüncken/ daß <hi rendition="#aq">vis humectandi</hi> auß der <hi rendition="#aq">materia </hi>der Kugel hergeführet werde.</p>
        </div><lb/>
        <fw type="sig" place="bottom">Dv</fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Dv]/0043] also daß diese irrdische Creaturen deroselben empfinden: es sey nun/ daß solche Eygenschafften hierzu diesen einigen Postreutter oder vehiculum, nemlich das Liecht vnd die Farben brauchen/ oder daß sie auch neben dem Liecht vnd Farben an vnd für sich selbsten species immateriatas haben. Dann ich habe in meinem Buch de Marte erwiesen/ daß species immateriatae motus auß der Sonnen in alle Planeten/ vnd in den Erdtboden/ vnd hinwidervmb die species immateriata deß Erdbodens biß in die Sonne vnd den Mondt/ auch deß Mondts biß in die Erde hin vnd wider passieren/ so wol als das Liecht vnnd der Widerschein: vnd nicht allein so weyt gereychen/ sondern auch kräfftig seynd/ die himmlische bewegungen beständiglich vnd vnauffhörlich zu verrichten vnd zu moderiren. Derohalben mir es sehr gläublich ist/ daß der Planeten jnnerliche Leibsqualiteten/ durch solche stättigs außfliessende species immateriatas zu vns auff den Erdtboden reychen. XXX. Weil dann auß vielen Anzeigungen in meiner Optica, so auch in der Vorrede de Marte eyngeführet/ guter massen erwiesen werden mag/ daß deß Mondskugel der Erdenkugel allerdings gleich/ vnnd allein deß Wassers mehr dann der Inseln oder continentium haben möchte: Dahero wil mir fast gläublich werden/ daß deß Monds Liecht theils für sich selber/ theils durch eine sonderbare speciem immateriatam deß Wassers im Mondt sein Art vnd Eygenschafft zu befeuchtigen vberkommen habe: Vnd wie die Sonne nichts thut dann wärmen/ also der Mondt nichts thue dann befeuchtigen: Das ist/ die täugliche Materyen zu zubereytten/ zu einer Resolution vnnd Befeuchtigung. Diese vim humectandi hab ich in meinen fundamentis Astrologiae, hypothesis loco dem Widerschein zugelegt/ wie hingegen die vim calfaciendi, dem eygnen jnnerlichen Liecht: Es wil mich aber jetzo ziemlicher seyn gedüncken/ daß vis humectandi auß der materia der Kugel hergeführet werde. Dv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/43
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Dv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/43>, abgerufen am 30.12.2024.