Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.Plagen Gottes vorbotten werden: Welches hie auß D. Feselii anzug folgen will: Das were von den Astrologis selbst viel gesagt/ vnnd bedünckt mich eine hohe nachdenckliche Frage. Andere werden sich finden/ die da behaupten/ die Finsternüssen vnnd grosse coniunctiones haben dergleichen nichts zu bedeuten/ sondern sie treffen also vngefehr mit allgemeinen Landtplagen vbereyn: Darmit werden solche Gott den Schöpffer von dem Gestirn/ als seinem Geschöpff saluiren/ vnnd jhme mit außtheilung seiner Straffen/ seine Freyheit lassen wöllen. Jch hab mich in meinem Buch de stella serpentarii auff einen modum Philosophicum erkläret/ vnnd zu bedencken geben: Ob nicht die Natur dieser nidern Welt/ so wol auch in gemein aller Menschen Naturen/ durch solche Seltzamkeiten natürlich erschrecket/ gejrret/ vnd zu einer Vbermaß vervrsacht werden. Dann hiermit diese allgemeine Landtplagen Gott nicht auß den Händen genommen werden/ er kan sie deßhalben vngehindert gleich so wol wenden/ schärpffen oder mildern wie er wil. CVII. Mit was maaß der Eynfluß deß Gestirns in den Menschen zuzugeben oder zu läugnen/ ist droben von num. 65. biß 70. außgeführet: Dann es keines wegs ohne verkleinerung der Werck Gottes für Narrenwerck anzugeben ist/ daß der Mensch nach den configurationibus stellarum naturali necessitate geartet vnd genaturet werde/ welches doch viel eygentlicher möchte genennet werden ein Einfluß der Natur deß Menschens in das Gestirn (wie eines flüssigen Gips in ein Form) dann hingegen deß Gestirns in den Menschen. Vnd ist doch auch wahr/ daß es falsch vnd erdichtet/ daß der Mensch müsse so ein Leben führen/ eines solchen Todts sterben/ wie die Astrologi gemeiniglich in Hauffen hineyn rahten/ wie es einem jeglichen ergehen soll. CVIII. Wahr ist es/ die Sterne seynd nicht darvmb geschaffen/ daß sie Qijv
Plagen Gottes vorbotten werden: Welches hie auß D. Feselii anzug folgen will: Das were von den Astrologis selbst viel gesagt/ vnnd bedünckt mich eine hohe nachdenckliche Frage. Andere werden sich finden/ die da behaupten/ die Finsternüssen vnnd grosse coniunctiones haben dergleichen nichts zu bedeuten/ sondern sie treffen also vngefehr mit allgemeinen Landtplagen vbereyn: Darmit werden solche Gott den Schöpffer von dem Gestirn/ als seinem Geschöpff saluiren/ vnnd jhme mit außtheilung seiner Straffen/ seine Freyheit lassen wöllen. Jch hab mich in meinem Buch de stella serpentarii auff einen modum Philosophicum erkläret/ vnnd zu bedencken geben: Ob nicht die Natur dieser nidern Welt/ so wol auch in gemein aller Menschen Naturen/ durch solche Seltzamkeiten natürlich erschrecket/ gejrret/ vnd zu einer Vbermaß vervrsacht werden. Dann hiermit diese allgemeine Landtplagen Gott nicht auß den Händen genommen werden/ er kan sie deßhalben vngehindert gleich so wol wenden/ schärpffen oder mildern wie er wil. CVII. Mit was maaß der Eynfluß deß Gestirns in den Menschen zuzugeben oder zu läugnen/ ist droben von num. 65. biß 70. außgeführet: Dann es keines wegs ohne verkleinerung der Werck Gottes für Narrenwerck anzugeben ist/ daß der Mensch nach den configurationibus stellarum naturali necessitate geartet vnd genaturet werde/ welches doch viel eygentlicher möchte genennet werden ein Einfluß der Natur deß Menschens in das Gestirn (wie eines flüssigen Gips in ein Form) dann hingegen deß Gestirns in den Menschen. Vnd ist doch auch wahr/ daß es falsch vnd erdichtet/ daß der Mensch müsse so ein Leben führen/ eines solchen Todts sterben/ wie die Astrologi gemeiniglich in Hauffen hineyn rahten/ wie es einem jeglichen ergehen soll. CVIII. Wahr ist es/ die Sterne seynd nicht darvmb geschaffen/ daß sie Qijv
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0141" n="[Qijv]"/> Plagen Gottes vorbotten werden: Welches hie auß D. <hi rendition="#aq">Feselii </hi>anzug folgen will: Das were von den <hi rendition="#aq">Astrologis </hi>selbst viel gesagt/ vnnd bedünckt mich eine hohe nachdenckliche Frage. </p> <p> Andere werden sich finden/ die da behaupten/ die Finsternüssen vnnd grosse <hi rendition="#aq">coniunctiones </hi>haben dergleichen nichts zu bedeuten/ sondern sie treffen also vngefehr mit allgemeinen Landtplagen vbereyn: Darmit werden solche Gott den Schöpffer von dem Gestirn/ als seinem Geschöpff saluiren/ vnnd jhme mit außtheilung seiner Straffen/ seine Freyheit lassen wöllen. </p> <p> Jch hab mich in meinem Buch <hi rendition="#aq">de stella serpentarii </hi>auff einen <hi rendition="#aq">modum Philosophicum</hi> erkläret/ vnnd zu bedencken geben: Ob nicht die Natur dieser nidern Welt/ so wol auch in gemein aller Menschen Naturen/ durch solche Seltzamkeiten natürlich erschrecket/ gejrret/ vnd zu einer Vbermaß vervrsacht werden. </p> <p> Dann hiermit diese allgemeine Landtplagen Gott nicht auß den Händen genommen werden/ er kan sie deßhalben vngehindert gleich so wol wenden/ schärpffen oder mildern wie er wil. </p> </div><lb/> <div n="2"> <head>CVII. </head><lb/> <p> Mit was maaß der Eynfluß deß Gestirns in den Menschen zuzugeben oder zu läugnen/ ist droben von <hi rendition="#aq">num.</hi> 65. biß 70. außgeführet: Dann es keines wegs ohne verkleinerung der Werck Gottes für Narrenwerck anzugeben ist/ daß der Mensch nach den <hi rendition="#aq">configurationibus stellarum naturali necessitate</hi> geartet vnd genaturet werde/ welches doch viel eygentlicher möchte genennet werden ein Einfluß der Natur deß Menschens in das Gestirn (wie eines flüssigen Gips in ein Form) dann hingegen deß Gestirns in den Menschen. Vnd ist doch auch wahr/ daß es falsch vnd erdichtet/ daß der Mensch müsse so ein Leben führen/ eines solchen Todts sterben/ wie die <hi rendition="#aq">Astrologi</hi> gemeiniglich in Hauffen hineyn rahten/ wie es einem jeglichen ergehen soll. </p> </div><lb/> <div n="2"> <head>CVIII. </head><lb/> <p> Wahr ist es/ die Sterne seynd nicht darvmb geschaffen/ daß sie <fw type="sig" place="bottom">Qijv</fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Qijv]/0141]
Plagen Gottes vorbotten werden: Welches hie auß D. Feselii anzug folgen will: Das were von den Astrologis selbst viel gesagt/ vnnd bedünckt mich eine hohe nachdenckliche Frage.
Andere werden sich finden/ die da behaupten/ die Finsternüssen vnnd grosse coniunctiones haben dergleichen nichts zu bedeuten/ sondern sie treffen also vngefehr mit allgemeinen Landtplagen vbereyn: Darmit werden solche Gott den Schöpffer von dem Gestirn/ als seinem Geschöpff saluiren/ vnnd jhme mit außtheilung seiner Straffen/ seine Freyheit lassen wöllen.
Jch hab mich in meinem Buch de stella serpentarii auff einen modum Philosophicum erkläret/ vnnd zu bedencken geben: Ob nicht die Natur dieser nidern Welt/ so wol auch in gemein aller Menschen Naturen/ durch solche Seltzamkeiten natürlich erschrecket/ gejrret/ vnd zu einer Vbermaß vervrsacht werden.
Dann hiermit diese allgemeine Landtplagen Gott nicht auß den Händen genommen werden/ er kan sie deßhalben vngehindert gleich so wol wenden/ schärpffen oder mildern wie er wil.
CVII.
Mit was maaß der Eynfluß deß Gestirns in den Menschen zuzugeben oder zu läugnen/ ist droben von num. 65. biß 70. außgeführet: Dann es keines wegs ohne verkleinerung der Werck Gottes für Narrenwerck anzugeben ist/ daß der Mensch nach den configurationibus stellarum naturali necessitate geartet vnd genaturet werde/ welches doch viel eygentlicher möchte genennet werden ein Einfluß der Natur deß Menschens in das Gestirn (wie eines flüssigen Gips in ein Form) dann hingegen deß Gestirns in den Menschen. Vnd ist doch auch wahr/ daß es falsch vnd erdichtet/ daß der Mensch müsse so ein Leben führen/ eines solchen Todts sterben/ wie die Astrologi gemeiniglich in Hauffen hineyn rahten/ wie es einem jeglichen ergehen soll.
CVIII.
Wahr ist es/ die Sterne seynd nicht darvmb geschaffen/ daß sie
Qijv
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/141 |
Zitationshilfe: | Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Qijv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/141>, abgerufen am 22.07.2024. |