Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Lauten oder Buchstaben.
§. 200.

Manche sind der Meinung, das V wäre nur
ein verschräftes W, und in einiger Beziehung mögen
sie wohl auch recht haben. Denn in sofern zu dem
ersteren die obern Zähne gebraucht werden, muß der
Laut allerdings schärfer und brausender seyn, als bey
dem letzteren, das nur mit beyden stumpfen Lippen
gemacht wird. Allein die Sache nach der Strenge
genommen, muß V von W doch immer wesent-
lich unterschieden seyn, weil zu dem letzteren, wie
gleich folgen wird, ein anderer Werkzeug angewen-
det wird.

Man hat diesen Buchstaben in allen Registern
und Wörterbüchern sehr unrecht mit dem U vermen-
get, von dem er doch wesentlich unterschieden ist. (*)
Man nennet ihn zum Unterschied auch Bau oder
Fau, vermuthlich nach dem hebräischen vav.

Feh-
(*) Adelung hat mit allem Rechte diese zwey Buch-
staben in seinem kritischen Wörterbuche von einander ab-

Von den Lauten oder Buchſtaben.
§. 200.

Manche ſind der Meinung, das V waͤre nur
ein verſchraͤftes W, und in einiger Beziehung moͤgen
ſie wohl auch recht haben. Denn in ſofern zu dem
erſteren die obern Zaͤhne gebraucht werden, muß der
Laut allerdings ſchaͤrfer und brauſender ſeyn, als bey
dem letzteren, das nur mit beyden ſtumpfen Lippen
gemacht wird. Allein die Sache nach der Strenge
genommen, muß V von W doch immer weſent-
lich unterſchieden ſeyn, weil zu dem letzteren, wie
gleich folgen wird, ein anderer Werkzeug angewen-
det wird.

Man hat dieſen Buchſtaben in allen Regiſtern
und Woͤrterbuͤchern ſehr unrecht mit dem U vermen-
get, von dem er doch weſentlich unterſchieden iſt. (*)
Man nennet ihn zum Unterſchied auch Bau oder
Fau, vermuthlich nach dem hebraͤiſchen vav.

Feh-
(*) Adelung hat mit allem Rechte dieſe zwey Buch-
ſtaben in ſeinem kritiſchen Woͤrterbuche von einander ab-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0421" n="359"/><lb/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Lauten oder Buch&#x017F;taben</hi>.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 200.</head><lb/>
              <p>Manche &#x017F;ind der Meinung, das <hi rendition="#aq">V</hi> wa&#x0364;re nur<lb/>
ein ver&#x017F;chra&#x0364;ftes <hi rendition="#aq">W</hi>, und in einiger Beziehung mo&#x0364;gen<lb/>
&#x017F;ie wohl auch recht haben. Denn in &#x017F;ofern zu dem<lb/>
er&#x017F;teren die obern Za&#x0364;hne gebraucht werden, muß der<lb/>
Laut allerdings &#x017F;cha&#x0364;rfer und brau&#x017F;ender &#x017F;eyn, als bey<lb/>
dem letzteren, das nur mit beyden &#x017F;tumpfen Lippen<lb/>
gemacht wird. Allein die Sache nach der Strenge<lb/>
genommen, muß <hi rendition="#aq">V</hi> von <hi rendition="#aq">W</hi> doch immer we&#x017F;ent-<lb/>
lich unter&#x017F;chieden &#x017F;eyn, weil zu dem letzteren, wie<lb/>
gleich folgen wird, ein anderer Werkzeug angewen-<lb/>
det wird.</p><lb/>
              <p>Man hat die&#x017F;en Buch&#x017F;taben in allen Regi&#x017F;tern<lb/>
und Wo&#x0364;rterbu&#x0364;chern &#x017F;ehr unrecht mit dem <hi rendition="#aq">U</hi> vermen-<lb/>
get, von dem er doch we&#x017F;entlich unter&#x017F;chieden i&#x017F;t. <note xml:id="seg2pn_24_1" next="#seg2pn_24_2" place="foot" n="(*)">Adelung hat mit allem Rechte die&#x017F;e zwey Buch-<lb/>
&#x017F;taben in &#x017F;einem kriti&#x017F;chen Wo&#x0364;rterbuche von einander ab-</note><lb/>
Man nennet ihn zum Unter&#x017F;chied auch <hi rendition="#b">Bau</hi> oder<lb/><hi rendition="#b">Fau</hi>, vermuthlich nach dem hebra&#x0364;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">vav</hi>.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Feh-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0421] Von den Lauten oder Buchſtaben. §. 200. Manche ſind der Meinung, das V waͤre nur ein verſchraͤftes W, und in einiger Beziehung moͤgen ſie wohl auch recht haben. Denn in ſofern zu dem erſteren die obern Zaͤhne gebraucht werden, muß der Laut allerdings ſchaͤrfer und brauſender ſeyn, als bey dem letzteren, das nur mit beyden ſtumpfen Lippen gemacht wird. Allein die Sache nach der Strenge genommen, muß V von W doch immer weſent- lich unterſchieden ſeyn, weil zu dem letzteren, wie gleich folgen wird, ein anderer Werkzeug angewen- det wird. Man hat dieſen Buchſtaben in allen Regiſtern und Woͤrterbuͤchern ſehr unrecht mit dem U vermen- get, von dem er doch weſentlich unterſchieden iſt. (*) Man nennet ihn zum Unterſchied auch Bau oder Fau, vermuthlich nach dem hebraͤiſchen vav. Feh- (*) Adelung hat mit allem Rechte dieſe zwey Buch- ſtaben in ſeinem kritiſchen Woͤrterbuche von einander ab-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/421
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/421>, abgerufen am 21.12.2024.