Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abtheilung.
ropäischen Sprachen hat. z. B. vivo, verite, vog-
lio &c.
Nur im Deutschen wird er immer zu An-
fang der Wörter wie ein wahres F ausgesprochen.
Wenn er aber in einigen wenigen Wörtern zwischen
zwey Selbstlautern steht, so läßt man ihn doch zu-
weilen seinen gehörigen Laut, wie in Sclave.

§. 199.

Seine Lage ist der Lage des F ganz gleich, und
er unterscheidet sich von diesem Windmitlauter in sonst
gar nichts, als daß er die Stimme mittönen läßt,
wodurch er eben zu einem Wind- und Stimmit-
lauter zugleich
wird. Man mache hier nur wie-
der die Probe, und schicke sich an ferus zu sagen.
Man ziehe den Blaselaut F eine Weile aus, dann
lasse man die Stimme in die nämliche unveränderte
Lage mit hinein tönen, so wird sich das f sogleich
in v verwandeln, und wenn man sodann das erus
folgen läßt, so wird es verus heissen, und auf die-
se Art werden zwey Wörter, die nach der deutschen
Aussprache den nämlichen Sinn gehabt hätten, zwey
ganz verschiedene Begriffe andeuten, nämlich ferus
wild, und verus wahr.

§. 200.

IV. Abtheilung.
ropaͤiſchen Sprachen hat. z. B. vivo, verité, vog-
lio &c.
Nur im Deutſchen wird er immer zu An-
fang der Woͤrter wie ein wahres F ausgeſprochen.
Wenn er aber in einigen wenigen Woͤrtern zwiſchen
zwey Selbſtlautern ſteht, ſo laͤßt man ihn doch zu-
weilen ſeinen gehoͤrigen Laut, wie in Sclave.

§. 199.

Seine Lage iſt der Lage des F ganz gleich, und
er unterſcheidet ſich von dieſem Windmitlauter in ſonſt
gar nichts, als daß er die Stimme mittoͤnen laͤßt,
wodurch er eben zu einem Wind- und Stimmit-
lauter zugleich
wird. Man mache hier nur wie-
der die Probe, und ſchicke ſich an ferus zu ſagen.
Man ziehe den Blaſelaut F eine Weile aus, dann
laſſe man die Stimme in die naͤmliche unveraͤnderte
Lage mit hinein toͤnen, ſo wird ſich das f ſogleich
in v verwandeln, und wenn man ſodann das erus
folgen laͤßt, ſo wird es verus heiſſen, und auf die-
ſe Art werden zwey Woͤrter, die nach der deutſchen
Ausſprache den naͤmlichen Sinn gehabt haͤtten, zwey
ganz verſchiedene Begriffe andeuten, naͤmlich ferus
wild, und verus wahr.

§. 200.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0420" n="358"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV</hi>. Abtheilung.</hi></fw><lb/>
ropa&#x0364;i&#x017F;chen Sprachen hat. z. B. <hi rendition="#aq">vivo, verité, vog-<lb/>
lio &amp;c.</hi> Nur im Deut&#x017F;chen wird er immer zu An-<lb/>
fang der Wo&#x0364;rter wie ein wahres <hi rendition="#aq">F</hi> ausge&#x017F;prochen.<lb/>
Wenn er aber in einigen wenigen Wo&#x0364;rtern zwi&#x017F;chen<lb/>
zwey Selb&#x017F;tlautern &#x017F;teht, &#x017F;o la&#x0364;ßt man ihn doch zu-<lb/>
weilen &#x017F;einen geho&#x0364;rigen Laut, wie in <hi rendition="#b">Sclave</hi>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 199.</head><lb/>
              <p>Seine Lage i&#x017F;t der Lage des <hi rendition="#aq">F</hi> ganz gleich, und<lb/>
er unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich von die&#x017F;em Windmitlauter in &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
gar nichts, als daß er die Stimme mitto&#x0364;nen la&#x0364;ßt,<lb/>
wodurch er eben zu einem <hi rendition="#b">Wind- und Stimmit-<lb/>
lauter zugleich</hi> wird. Man mache hier nur wie-<lb/>
der die Probe, und &#x017F;chicke &#x017F;ich an <hi rendition="#aq">ferus</hi> zu &#x017F;agen.<lb/>
Man ziehe den Bla&#x017F;elaut <hi rendition="#aq">F</hi> eine Weile aus, dann<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e man die Stimme in die na&#x0364;mliche unvera&#x0364;nderte<lb/>
Lage mit hinein to&#x0364;nen, &#x017F;o wird &#x017F;ich das <hi rendition="#aq">f</hi> &#x017F;ogleich<lb/>
in <hi rendition="#aq">v</hi> verwandeln, und wenn man &#x017F;odann das <hi rendition="#aq">erus</hi><lb/>
folgen la&#x0364;ßt, &#x017F;o wird es <hi rendition="#aq">verus</hi> hei&#x017F;&#x017F;en, und auf die-<lb/>
&#x017F;e Art werden zwey Wo&#x0364;rter, die nach der deut&#x017F;chen<lb/>
Aus&#x017F;prache den na&#x0364;mlichen Sinn gehabt ha&#x0364;tten, zwey<lb/>
ganz ver&#x017F;chiedene Begriffe andeuten, na&#x0364;mlich <hi rendition="#aq">ferus</hi><lb/><hi rendition="#b">wild</hi>, und <hi rendition="#aq">verus</hi> <hi rendition="#b">wahr</hi>.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">§. 200.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0420] IV. Abtheilung. ropaͤiſchen Sprachen hat. z. B. vivo, verité, vog- lio &c. Nur im Deutſchen wird er immer zu An- fang der Woͤrter wie ein wahres F ausgeſprochen. Wenn er aber in einigen wenigen Woͤrtern zwiſchen zwey Selbſtlautern ſteht, ſo laͤßt man ihn doch zu- weilen ſeinen gehoͤrigen Laut, wie in Sclave. §. 199. Seine Lage iſt der Lage des F ganz gleich, und er unterſcheidet ſich von dieſem Windmitlauter in ſonſt gar nichts, als daß er die Stimme mittoͤnen laͤßt, wodurch er eben zu einem Wind- und Stimmit- lauter zugleich wird. Man mache hier nur wie- der die Probe, und ſchicke ſich an ferus zu ſagen. Man ziehe den Blaſelaut F eine Weile aus, dann laſſe man die Stimme in die naͤmliche unveraͤnderte Lage mit hinein toͤnen, ſo wird ſich das f ſogleich in v verwandeln, und wenn man ſodann das erus folgen laͤßt, ſo wird es verus heiſſen, und auf die- ſe Art werden zwey Woͤrter, die nach der deutſchen Ausſprache den naͤmlichen Sinn gehabt haͤtten, zwey ganz verſchiedene Begriffe andeuten, naͤmlich ferus wild, und verus wahr. §. 200.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/420
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/420>, abgerufen am 21.11.2024.