Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Lauten oder Buchstaben.


Fehler bey dem N.
§. 179.

Die meisten Fehler bey dem N bestehen in der
Verwechslung der beschriebenen viererley Gattungen,
deren eine dort gebraucht wird, wo eine andere
hingehörte; allein dieses geschieht sehr selten in der
Muttersprache des Sprechenden, sondern meist wenn er
eine fremde Sprache lernt. So wird z. B. ein
Jtaliäner dasjenige n, das er in den Wörtern bon-
ta vendere pensare
gebrauchet, in das französische
bonte vendre und penser übertragen, und dadurch
sogleich verrathen, daß er kein Franzose ist. So
nimmt ein deutscher Lehrling zu dem französischen
Sonder das nämliche n, das er in seinem deutschen
sonder hat. Der Franzose macht es umgekehrt.

Ein anderer sehr auffallender Fehler rühret aus
einem natürlichen Gebrechen, oder einer Krankheit
der Werkzeuge her. Leute die in der Nase ganz
verstopft sind, nehmen meist statt N ein L; wenn

sie

Von den Lauten oder Buchſtaben.


Fehler bey dem N.
§. 179.

Die meiſten Fehler bey dem N beſtehen in der
Verwechslung der beſchriebenen viererley Gattungen,
deren eine dort gebraucht wird, wo eine andere
hingehoͤrte; allein dieſes geſchieht ſehr ſelten in der
Mutterſprache des Sprechenden, ſondern meiſt wenn er
eine fremde Sprache lernt. So wird z. B. ein
Jtaliaͤner dasjenige n, das er in den Woͤrtern bon-
tà vendere penſare
gebrauchet, in das franzoͤſiſche
bontè vendre und penſer uͤbertragen, und dadurch
ſogleich verrathen, daß er kein Franzoſe iſt. So
nimmt ein deutſcher Lehrling zu dem franzoͤſiſchen
Sonder das naͤmliche n, das er in ſeinem deutſchen
ſonder hat. Der Franzoſe macht es umgekehrt.

Ein anderer ſehr auffallender Fehler ruͤhret aus
einem natuͤrlichen Gebrechen, oder einer Krankheit
der Werkzeuge her. Leute die in der Naſe ganz
verſtopft ſind, nehmen meiſt ſtatt N ein L; wenn

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0381" n="319"/><lb/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Lauten oder Buch&#x017F;taben</hi>.</fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Fehler bey dem <hi rendition="#aq">N</hi></hi>.</head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 179.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>ie mei&#x017F;ten Fehler bey dem <hi rendition="#aq">N</hi> be&#x017F;tehen in der<lb/>
Verwechslung der be&#x017F;chriebenen viererley Gattungen,<lb/>
deren eine dort gebraucht wird, wo eine andere<lb/>
hingeho&#x0364;rte; allein die&#x017F;es ge&#x017F;chieht &#x017F;ehr &#x017F;elten in der<lb/>
Mutter&#x017F;prache des Sprechenden, &#x017F;ondern mei&#x017F;t wenn er<lb/>
eine fremde Sprache lernt. So wird z. B. ein<lb/>
Jtalia&#x0364;ner dasjenige <hi rendition="#aq">n</hi>, das er in den Wo&#x0364;rtern <hi rendition="#aq">bon-<lb/>
tà vendere pen&#x017F;are</hi> gebrauchet, in das franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">bontè vendre</hi> und <hi rendition="#aq">pen&#x017F;er</hi> u&#x0364;bertragen, und dadurch<lb/>
&#x017F;ogleich verrathen, daß er kein Franzo&#x017F;e i&#x017F;t. So<lb/>
nimmt ein deut&#x017F;cher Lehrling zu dem franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Sonder</hi> das na&#x0364;mliche <hi rendition="#aq">n</hi>, das er in &#x017F;einem deut&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#b">&#x017F;onder</hi> hat. Der Franzo&#x017F;e macht es umgekehrt.</p><lb/>
              <p>Ein anderer &#x017F;ehr auffallender Fehler ru&#x0364;hret aus<lb/>
einem natu&#x0364;rlichen Gebrechen, oder einer Krankheit<lb/>
der Werkzeuge her. Leute die in der Na&#x017F;e ganz<lb/>
ver&#x017F;topft &#x017F;ind, nehmen mei&#x017F;t &#x017F;tatt <hi rendition="#aq">N</hi> ein <hi rendition="#aq">L</hi>; wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0381] Von den Lauten oder Buchſtaben. Fehler bey dem N. §. 179. Die meiſten Fehler bey dem N beſtehen in der Verwechslung der beſchriebenen viererley Gattungen, deren eine dort gebraucht wird, wo eine andere hingehoͤrte; allein dieſes geſchieht ſehr ſelten in der Mutterſprache des Sprechenden, ſondern meiſt wenn er eine fremde Sprache lernt. So wird z. B. ein Jtaliaͤner dasjenige n, das er in den Woͤrtern bon- tà vendere penſare gebrauchet, in das franzoͤſiſche bontè vendre und penſer uͤbertragen, und dadurch ſogleich verrathen, daß er kein Franzoſe iſt. So nimmt ein deutſcher Lehrling zu dem franzoͤſiſchen Sonder das naͤmliche n, das er in ſeinem deutſchen ſonder hat. Der Franzoſe macht es umgekehrt. Ein anderer ſehr auffallender Fehler ruͤhret aus einem natuͤrlichen Gebrechen, oder einer Krankheit der Werkzeuge her. Leute die in der Naſe ganz verſtopft ſind, nehmen meiſt ſtatt N ein L; wenn ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/381
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/381>, abgerufen am 21.12.2024.