Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
Von den Lauten oder Buchstaben.
§. 128.

Gleich Anfangs kann ich nicht mit der Einthei-
lung der Buchstaben in starke und schwache ein-
verstanden seyn. Denn ich finde nicht, warum ein
P stärker als ein B seyn sollte. Hört man denn
das eine schwächer als das andere? doch das, was
unten von den Mitlautern folgen wird, soll meine
Gedanken hierüber weitläufiger erklären, und meine
diesfällige Abweichung rechtfertigen.

Beym zweyten Mitlauter hab' ich anzumer-
ken, daß T und D keine (Dentales) das ist, Zäh-
ne-Mitlauter sind. Die Zähne haben dabey nicht
den geringsten Antheil. Jch habe den Versuch mit
Leuten gemacht, denen die oberen Zähne ganz fehl-
ten, und die dennoch beyde Buchstaben vollkommen
gut aussprachen. Sie sind eigentlich Zungenmit-
lauter
, weil beyde vorzüglich mit der Zunge ge-
macht werden.

Bey dem Dritten: daß sich kein Grund fin-
den läßt, warum M schwächer als N seyn sollte.

Bey
P
Von den Lauten oder Buchſtaben.
§. 128.

Gleich Anfangs kann ich nicht mit der Einthei-
lung der Buchſtaben in ſtarke und ſchwache ein-
verſtanden ſeyn. Denn ich finde nicht, warum ein
P ſtaͤrker als ein B ſeyn ſollte. Hoͤrt man denn
das eine ſchwaͤcher als das andere? doch das, was
unten von den Mitlautern folgen wird, ſoll meine
Gedanken hieruͤber weitlaͤufiger erklaͤren, und meine
diesfaͤllige Abweichung rechtfertigen.

Beym zweyten Mitlauter hab' ich anzumer-
ken, daß T und D keine (Dentales) das iſt, Zaͤh-
ne-Mitlauter ſind. Die Zaͤhne haben dabey nicht
den geringſten Antheil. Jch habe den Verſuch mit
Leuten gemacht, denen die oberen Zaͤhne ganz fehl-
ten, und die dennoch beyde Buchſtaben vollkommen
gut ausſprachen. Sie ſind eigentlich Zungenmit-
lauter
, weil beyde vorzuͤglich mit der Zunge ge-
macht werden.

Bey dem Dritten: daß ſich kein Grund fin-
den laͤßt, warum M ſchwaͤcher als N ſeyn ſollte.

Bey
P
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0275" n="225"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Lauten oder Buch&#x017F;taben</hi>.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 128.</head><lb/>
            <p>Gleich Anfangs kann ich nicht mit der Einthei-<lb/>
lung der Buch&#x017F;taben in <hi rendition="#b">&#x017F;tarke</hi> und <hi rendition="#b">&#x017F;chwache</hi> ein-<lb/>
ver&#x017F;tanden &#x017F;eyn. Denn ich finde nicht, warum ein<lb/><hi rendition="#aq">P</hi> &#x017F;ta&#x0364;rker als ein <hi rendition="#aq">B</hi> &#x017F;eyn &#x017F;ollte. Ho&#x0364;rt man denn<lb/>
das eine &#x017F;chwa&#x0364;cher als das andere? doch das, was<lb/>
unten von den Mitlautern folgen wird, &#x017F;oll meine<lb/>
Gedanken hieru&#x0364;ber weitla&#x0364;ufiger erkla&#x0364;ren, und meine<lb/>
diesfa&#x0364;llige Abweichung rechtfertigen.</p><lb/>
            <p>Beym <hi rendition="#b">zweyten</hi> Mitlauter hab' ich anzumer-<lb/>
ken, daß <hi rendition="#aq">T</hi> und <hi rendition="#aq">D</hi> keine (<hi rendition="#aq">Dentales</hi>) das i&#x017F;t, Za&#x0364;h-<lb/>
ne-Mitlauter &#x017F;ind. Die Za&#x0364;hne haben dabey nicht<lb/>
den gering&#x017F;ten Antheil. Jch habe den Ver&#x017F;uch mit<lb/>
Leuten gemacht, denen die oberen Za&#x0364;hne ganz fehl-<lb/>
ten, und die dennoch beyde Buch&#x017F;taben vollkommen<lb/>
gut aus&#x017F;prachen. Sie &#x017F;ind eigentlich <hi rendition="#b">Zungenmit-<lb/>
lauter</hi>, weil beyde vorzu&#x0364;glich mit der Zunge ge-<lb/>
macht werden.</p><lb/>
            <p>Bey dem <hi rendition="#b">Dritten</hi>: daß &#x017F;ich kein Grund fin-<lb/>
den la&#x0364;ßt, warum <hi rendition="#aq">M</hi> &#x017F;chwa&#x0364;cher als <hi rendition="#aq">N</hi> &#x017F;eyn &#x017F;ollte.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">P</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Bey</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0275] Von den Lauten oder Buchſtaben. §. 128. Gleich Anfangs kann ich nicht mit der Einthei- lung der Buchſtaben in ſtarke und ſchwache ein- verſtanden ſeyn. Denn ich finde nicht, warum ein P ſtaͤrker als ein B ſeyn ſollte. Hoͤrt man denn das eine ſchwaͤcher als das andere? doch das, was unten von den Mitlautern folgen wird, ſoll meine Gedanken hieruͤber weitlaͤufiger erklaͤren, und meine diesfaͤllige Abweichung rechtfertigen. Beym zweyten Mitlauter hab' ich anzumer- ken, daß T und D keine (Dentales) das iſt, Zaͤh- ne-Mitlauter ſind. Die Zaͤhne haben dabey nicht den geringſten Antheil. Jch habe den Verſuch mit Leuten gemacht, denen die oberen Zaͤhne ganz fehl- ten, und die dennoch beyde Buchſtaben vollkommen gut ausſprachen. Sie ſind eigentlich Zungenmit- lauter, weil beyde vorzuͤglich mit der Zunge ge- macht werden. Bey dem Dritten: daß ſich kein Grund fin- den laͤßt, warum M ſchwaͤcher als N ſeyn ſollte. Bey P

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/275
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/275>, abgerufen am 30.12.2024.