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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Werkzeugen der Sprache.
Pferde hierbey auch zum Vortheil, weil in dieser
Lage kein Wasser in dieselbe eindringen kann. Man-
che dieser Thiere tauchen aus Furcht dennoch Was-
ser in die Nase zu bekommen, die Lefzen nicht tief
genug ein, und da schlürfen sie immer etwas Luft
mit ein, so, daß man bey einem jeden Zuge ein
Luftbrausen hört.

§. 92.

Die fleischfressenden Thiere, die einen anderen
Bau haben, trinken nicht durch Saugen. Jhr Maul
ist in Vergleich mit den Grasfressenden nach Ver-
hältniß viel weiter hinauf gespalten, ihre untere
Lefze kann sich nicht wie oben bey dem Pferde zur
Hälfte öffnen, und zur Hälfte geschlossen bleiben,
und die Nasenlöcher sind so gestellt, daß sie ihre
Lefzen gar nicht eintauchen können, ohne zugleich
jene unter Wasser zu bringen. Wenn z. B. der
Hund Tab. IX. Fig. 2. seine Schnauze nur bis an
die Linie a. b. eingetaucht hätte, so wäre die Na-
se schon unter Wasser. Die Natur hat ihm daher
ein anderes Mittel gewährt den Durst zu löschen.

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L 3


Von den Werkzeugen der Sprache.
Pferde hierbey auch zum Vortheil, weil in dieſer
Lage kein Waſſer in dieſelbe eindringen kann. Man-
che dieſer Thiere tauchen aus Furcht dennoch Waſ-
ſer in die Naſe zu bekommen, die Lefzen nicht tief
genug ein, und da ſchluͤrfen ſie immer etwas Luft
mit ein, ſo, daß man bey einem jeden Zuge ein
Luftbrauſen hoͤrt.

§. 92.

Die fleiſchfreſſenden Thiere, die einen anderen
Bau haben, trinken nicht durch Saugen. Jhr Maul
iſt in Vergleich mit den Grasfreſſenden nach Ver-
haͤltniß viel weiter hinauf geſpalten, ihre untere
Lefze kann ſich nicht wie oben bey dem Pferde zur
Haͤlfte oͤffnen, und zur Haͤlfte geſchloſſen bleiben,
und die Naſenloͤcher ſind ſo geſtellt, daß ſie ihre
Lefzen gar nicht eintauchen koͤnnen, ohne zugleich
jene unter Waſſer zu bringen. Wenn z. B. der
Hund Tab. IX. Fig. 2. ſeine Schnauze nur bis an
die Linie a. b. eingetaucht haͤtte, ſo waͤre die Na-
ſe ſchon unter Waſſer. Die Natur hat ihm daher
ein anderes Mittel gewaͤhrt den Durſt zu loͤſchen.

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[165/0211] Von den Werkzeugen der Sprache. Pferde hierbey auch zum Vortheil, weil in dieſer Lage kein Waſſer in dieſelbe eindringen kann. Man- che dieſer Thiere tauchen aus Furcht dennoch Waſ- ſer in die Naſe zu bekommen, die Lefzen nicht tief genug ein, und da ſchluͤrfen ſie immer etwas Luft mit ein, ſo, daß man bey einem jeden Zuge ein Luftbrauſen hoͤrt. §. 92. Die fleiſchfreſſenden Thiere, die einen anderen Bau haben, trinken nicht durch Saugen. Jhr Maul iſt in Vergleich mit den Grasfreſſenden nach Ver- haͤltniß viel weiter hinauf geſpalten, ihre untere Lefze kann ſich nicht wie oben bey dem Pferde zur Haͤlfte oͤffnen, und zur Haͤlfte geſchloſſen bleiben, und die Naſenloͤcher ſind ſo geſtellt, daß ſie ihre Lefzen gar nicht eintauchen koͤnnen, ohne zugleich jene unter Waſſer zu bringen. Wenn z. B. der Hund Tab. IX. Fig. 2. ſeine Schnauze nur bis an die Linie a. b. eingetaucht haͤtte, ſo waͤre die Na- ſe ſchon unter Waſſer. Die Natur hat ihm daher ein anderes Mittel gewaͤhrt den Durſt zu loͤſchen. Sie L 3

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/211>, abgerufen am 21.11.2024.