Die Pferde, und auch alle wiederkäuende Thie- re trinken durch Einsaugen wie der Mensch. Weil sie aber ein viel tiefer eingeschlitztes Maul haben, so müßten sie es sehr tief in das Wasser einsenken, um zu vermeiden, daß nicht an den Seiten Luft mit hinein ziehe, und da würden sie gezwungen seyn auch die Nase mit unter Wasser zu bringen; wenn sie sodann den Athem an sich zögen, so füh- re Wasser zum Maul, und zur Nase zugleich hin- ein. Um dieses zu vermeiden benehmen sie sich auf folgende Art: Bey dem Pferde zum Beyspiel Tab. IX. Fig. 1. macht die untere Lefze bey b einen be- sonderen Bug, so, daß sich nur ihr äusserster Theil a. zurück begibt, und das Maul etwas weniges öffnet, wobey aber der übrige Theil des Einschnitts von b. bis c. geschlossen bleibt. Wenn es daher sei- ne Lefzen nur bis an die punktirte Linie d. e. die die Oberfläche des Wassers andeutet, eingetaucht hat, so kann es das Wasser an sich ziehen. Daß die Nasenlöcher ein gutes Stück weit über dieses Lippengelenk b. hinaufgeschlitzt sind, gereicht dem
Pfer-
III. Abtheilung.
§. 91.
Die Pferde, und auch alle wiederkaͤuende Thie- re trinken durch Einſaugen wie der Menſch. Weil ſie aber ein viel tiefer eingeſchlitztes Maul haben, ſo muͤßten ſie es ſehr tief in das Waſſer einſenken, um zu vermeiden, daß nicht an den Seiten Luft mit hinein ziehe, und da wuͤrden ſie gezwungen ſeyn auch die Naſe mit unter Waſſer zu bringen; wenn ſie ſodann den Athem an ſich zoͤgen, ſo fuͤh- re Waſſer zum Maul, und zur Naſe zugleich hin- ein. Um dieſes zu vermeiden benehmen ſie ſich auf folgende Art: Bey dem Pferde zum Beyſpiel Tab. IX. Fig. 1. macht die untere Lefze bey b einen be- ſonderen Bug, ſo, daß ſich nur ihr aͤuſſerſter Theil a. zuruͤck begibt, und das Maul etwas weniges oͤffnet, wobey aber der uͤbrige Theil des Einſchnitts von b. bis c. geſchloſſen bleibt. Wenn es daher ſei- ne Lefzen nur bis an die punktirte Linie d. e. die die Oberflaͤche des Waſſers andeutet, eingetaucht hat, ſo kann es das Waſſer an ſich ziehen. Daß die Naſenloͤcher ein gutes Stuͤck weit uͤber dieſes Lippengelenk b. hinaufgeſchlitzt ſind, gereicht dem
Pfer-
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III. Abtheilung.
§. 91.
Die Pferde, und auch alle wiederkaͤuende Thie-
re trinken durch Einſaugen wie der Menſch. Weil
ſie aber ein viel tiefer eingeſchlitztes Maul haben, ſo
muͤßten ſie es ſehr tief in das Waſſer einſenken,
um zu vermeiden, daß nicht an den Seiten Luft
mit hinein ziehe, und da wuͤrden ſie gezwungen
ſeyn auch die Naſe mit unter Waſſer zu bringen;
wenn ſie ſodann den Athem an ſich zoͤgen, ſo fuͤh-
re Waſſer zum Maul, und zur Naſe zugleich hin-
ein. Um dieſes zu vermeiden benehmen ſie ſich auf
folgende Art: Bey dem Pferde zum Beyſpiel Tab.
IX. Fig. 1. macht die untere Lefze bey b einen be-
ſonderen Bug, ſo, daß ſich nur ihr aͤuſſerſter Theil
a. zuruͤck begibt, und das Maul etwas weniges
oͤffnet, wobey aber der uͤbrige Theil des Einſchnitts
von b. bis c. geſchloſſen bleibt. Wenn es daher ſei-
ne Lefzen nur bis an die punktirte Linie d. e. die
die Oberflaͤche des Waſſers andeutet, eingetaucht
hat, ſo kann es das Waſſer an ſich ziehen. Daß
die Naſenloͤcher ein gutes Stuͤck weit uͤber dieſes
Lippengelenk b. hinaufgeſchlitzt ſind, gereicht dem
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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/208>, abgerufen am 23.11.2024.
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