Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Abtheilung.
§. 84.

Die zweyte Bemerkung betrifft die vorderen,
das ist, die Schneidezähne. Hier kömmt wieder eine
andere, aber auch horizontale Bewegung des unteren
Kiefers vor, die von hinten vorwärts, und von vorne
rückwärts geschieht, aber höchstens nur einen halben
Zoll beträgt. Man kann nämlich den unteren Kiefer so
hervorrücken, daß die zwey Reihen der vorderen Zähne
mit ihren Schneiden auf einander zu stehen kommen,
ja daß sogar die unteren noch etwas vorgehen; allein
die Bestimmung derselben ist nicht mit ihren Schneiden
aufeinander zu passen, sondern die untern müßen
immer etwas zurückbleiben, und sich hinter die

obern
teren Kiefers sieht man am besten bey Pferden, Ochsen,
und allen wiederkäuenden Thieren, weil ihre Kinnlade
nach Verhältniß viel länger ist, als die unsrige,
und daher das Abweichen der unteren Lefze von dem
Mittelpunkte der oberen sehr beträchtlich ist. Bey dem
Menschen sind die Kiefer zu kurz, und mit den fleischi-
gen Wangen zu dick überzogen, als daß ihre kleine Sei-
tenbewegung viel auffallen sollte.
III. Abtheilung.
§. 84.

Die zweyte Bemerkung betrifft die vorderen,
das iſt, die Schneidezaͤhne. Hier koͤmmt wieder eine
andere, aber auch horizontale Bewegung des unteren
Kiefers vor, die von hinten vorwaͤrts, und von vorne
ruͤckwaͤrts geſchieht, aber hoͤchſtens nur einen halben
Zoll betraͤgt. Man kann naͤmlich den unteren Kiefer ſo
hervorruͤcken, daß die zwey Reihen der vorderen Zaͤhne
mit ihren Schneiden auf einander zu ſtehen kommen,
ja daß ſogar die unteren noch etwas vorgehen; allein
die Beſtimmung derſelben iſt nicht mit ihren Schneiden
aufeinander zu paſſen, ſondern die untern muͤßen
immer etwas zuruͤckbleiben, und ſich hinter die

obern
teren Kiefers ſieht man am beſten bey Pferden, Ochſen,
und allen wiederkaͤuenden Thieren, weil ihre Kinnlade
nach Verhaͤltniß viel laͤnger iſt, als die unſrige,
und daher das Abweichen der unteren Lefze von dem
Mittelpunkte der oberen ſehr betraͤchtlich iſt. Bey dem
Menſchen ſind die Kiefer zu kurz, und mit den fleiſchi-
gen Wangen zu dick uͤberzogen, als daß ihre kleine Sei-
tenbewegung viel auffallen ſollte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0198" n="154"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III</hi>. Abtheilung.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 84.</head><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#b">zweyte</hi> Bemerkung betrifft die vorderen,<lb/>
das i&#x017F;t, die Schneideza&#x0364;hne. Hier ko&#x0364;mmt wieder eine<lb/>
andere, aber auch horizontale Bewegung des unteren<lb/>
Kiefers vor, die von hinten vorwa&#x0364;rts, und von vorne<lb/>
ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts ge&#x017F;chieht, aber ho&#x0364;ch&#x017F;tens nur einen halben<lb/>
Zoll betra&#x0364;gt. Man kann na&#x0364;mlich den unteren Kiefer &#x017F;o<lb/>
hervorru&#x0364;cken, daß die zwey Reihen der vorderen Za&#x0364;hne<lb/>
mit ihren Schneiden auf einander zu &#x017F;tehen kommen,<lb/>
ja daß &#x017F;ogar die unteren noch etwas vorgehen; allein<lb/>
die Be&#x017F;timmung der&#x017F;elben i&#x017F;t nicht mit ihren Schneiden<lb/>
aufeinander zu pa&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ondern die untern mu&#x0364;ßen<lb/>
immer etwas zuru&#x0364;ckbleiben, und &#x017F;ich hinter die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">obern</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_12_2" prev="#seg2pn_12_1" place="foot" n="(*)">teren Kiefers &#x017F;ieht man am be&#x017F;ten bey Pferden, Och&#x017F;en,<lb/>
und allen wiederka&#x0364;uenden Thieren, weil ihre Kinnlade<lb/>
nach Verha&#x0364;ltniß viel la&#x0364;nger i&#x017F;t, als die un&#x017F;rige,<lb/>
und daher das Abweichen der unteren Lefze von dem<lb/>
Mittelpunkte der oberen &#x017F;ehr betra&#x0364;chtlich i&#x017F;t. Bey dem<lb/>
Men&#x017F;chen &#x017F;ind die Kiefer zu kurz, und mit den flei&#x017F;chi-<lb/>
gen Wangen zu dick u&#x0364;berzogen, als daß ihre kleine Sei-<lb/>
tenbewegung viel auffallen &#x017F;ollte.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0198] III. Abtheilung. §. 84. Die zweyte Bemerkung betrifft die vorderen, das iſt, die Schneidezaͤhne. Hier koͤmmt wieder eine andere, aber auch horizontale Bewegung des unteren Kiefers vor, die von hinten vorwaͤrts, und von vorne ruͤckwaͤrts geſchieht, aber hoͤchſtens nur einen halben Zoll betraͤgt. Man kann naͤmlich den unteren Kiefer ſo hervorruͤcken, daß die zwey Reihen der vorderen Zaͤhne mit ihren Schneiden auf einander zu ſtehen kommen, ja daß ſogar die unteren noch etwas vorgehen; allein die Beſtimmung derſelben iſt nicht mit ihren Schneiden aufeinander zu paſſen, ſondern die untern muͤßen immer etwas zuruͤckbleiben, und ſich hinter die obern (*) (*) teren Kiefers ſieht man am beſten bey Pferden, Ochſen, und allen wiederkaͤuenden Thieren, weil ihre Kinnlade nach Verhaͤltniß viel laͤnger iſt, als die unſrige, und daher das Abweichen der unteren Lefze von dem Mittelpunkte der oberen ſehr betraͤchtlich iſt. Bey dem Menſchen ſind die Kiefer zu kurz, und mit den fleiſchi- gen Wangen zu dick uͤberzogen, als daß ihre kleine Sei- tenbewegung viel auffallen ſollte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/198
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/198>, abgerufen am 21.12.2024.