Da war eine beschädigte Stelle in dem Bewurf, welche wie ein Land aussah mit Seen und Städten, und ein Häufchen von groben Sandkörnern stellte eine glückselige Inselgruppe vor; weiterhin er¬ streckte sich eine lange Schweinsborste, welche aus dem Pinsel gefallen und in der blauen Tünche stecken geblieben war; denn Jobst hatte im letzten Herbst einmal ein kleines Restchen solcher Tünche gefunden und damit es nicht umkommen sollte, eine Viertelswandseite damit angestrichen, so weit es reichen wollte, und zwar hatte er die Stelle bemalt, wo er zunächst im Bette lag. Jenseits der Schweinsborste aber ragte eine ganz geringe Erhöhung, wie ein kleines blaues Gebirge, wel¬ ches einen zarten Schlagschatten über die Borste weg nach den glückseligen Inseln hinüber warf. Über dies Gebirge hatte er schon den ganzen Winter gegrübelt, da es ihm dünkte, als ob es früher nicht dagewesen wäre. Wie er nun mit seinem traurigen, duselnden Auge dasselbe suchte und plötzlich vermißte, traute er seinen Sinnen kaum, als er statt desselben einen kleinen kahlen Fleck an der Mauer fand, dagegen sah, wie der winzige blaue Berg nicht weit davon
Da war eine beſchädigte Stelle in dem Bewurf, welche wie ein Land ausſah mit Seen und Städten, und ein Häufchen von groben Sandkörnern ſtellte eine glückſelige Inſelgruppe vor; weiterhin er¬ ſtreckte ſich eine lange Schweinsborſte, welche aus dem Pinſel gefallen und in der blauen Tünche ſtecken geblieben war; denn Jobſt hatte im letzten Herbſt einmal ein kleines Reſtchen ſolcher Tünche gefunden und damit es nicht umkommen ſollte, eine Viertelswandſeite damit angeſtrichen, ſo weit es reichen wollte, und zwar hatte er die Stelle bemalt, wo er zunächſt im Bette lag. Jenſeits der Schweinsborſte aber ragte eine ganz geringe Erhöhung, wie ein kleines blaues Gebirge, wel¬ ches einen zarten Schlagſchatten über die Borſte weg nach den glückſeligen Inſeln hinüber warf. Über dies Gebirge hatte er ſchon den ganzen Winter gegrübelt, da es ihm dünkte, als ob es früher nicht dageweſen wäre. Wie er nun mit ſeinem traurigen, duſelnden Auge daſſelbe ſuchte und plötzlich vermißte, traute er ſeinen Sinnen kaum, als er ſtatt deſſelben einen kleinen kahlen Fleck an der Mauer fand, dagegen ſah, wie der winzige blaue Berg nicht weit davon
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Da war eine beſchädigte Stelle in dem Bewurf,
welche wie ein Land ausſah mit Seen und Städten,
und ein Häufchen von groben Sandkörnern ſtellte
eine glückſelige Inſelgruppe vor; weiterhin er¬
ſtreckte ſich eine lange Schweinsborſte, welche aus
dem Pinſel gefallen und in der blauen Tünche
ſtecken geblieben war; denn Jobſt hatte im letzten
Herbſt einmal ein kleines Reſtchen ſolcher Tünche
gefunden und damit es nicht umkommen ſollte,
eine Viertelswandſeite damit angeſtrichen, ſo weit
es reichen wollte, und zwar hatte er die Stelle
bemalt, wo er zunächſt im Bette lag. Jenſeits
der Schweinsborſte aber ragte eine ganz geringe
Erhöhung, wie ein kleines blaues Gebirge, wel¬
ches einen zarten Schlagſchatten über die Borſte
weg nach den glückſeligen Inſeln hinüber warf.
Über dies Gebirge hatte er ſchon den ganzen
Winter gegrübelt, da es ihm dünkte, als ob
es früher nicht dageweſen wäre. Wie er nun
mit ſeinem traurigen, duſelnden Auge daſſelbe
ſuchte und plötzlich vermißte, traute er ſeinen
Sinnen kaum, als er ſtatt deſſelben einen kleinen
kahlen Fleck an der Mauer fand, dagegen ſah,
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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/423>, abgerufen am 26.12.2024.
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