Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

vier Beine des Pferdes, wie der Blumenstaub,
welcher die Höschen der Bienen bildet, so daß
es bald nicht mehr gehen konnte. Da es aber
immer mehr Gold regnete, so bildete dieses noch
zwei große Flügel an dem Thiere und dieses glich
nun wirklich mehr einer ungeheuren beladenen
Biene als einem Pferde, und flog mit Heinrich
lustig von der Brücke auf, welche jetzt endlich zu
Ende war.

Heinrich ritt oder flog jetzt durch die sonnigen
Straßen der Stadt, welche herrlich und fabelhaft
aussahen und ihm doch ganz bekannt waren, bis
er unter die himmelhohen Linden kam, zwischen
welchen in der Höhe die zwei goldenen Münster¬
kronen glänzten mit lebendigen Mädchen ange¬
füllt. Das goldene Bienenpferd schwang sich
mit ihm höher und höher und setzte sich endlich
auf einen grünen Lindenast, welcher gerade zwi¬
schen beiden Kronen mitteninne schwebte.

"Das sind," sagte das lustige Vogelthier, "die
heirathslustigen Jungfernmädchen dieses Landes,
unter denen Du Dir als wohlbestellter Mann
füglich eine Frau aussuchen kannst." Heinrich

vier Beine des Pferdes, wie der Blumenſtaub,
welcher die Hoͤschen der Bienen bildet, ſo daß
es bald nicht mehr gehen konnte. Da es aber
immer mehr Gold regnete, ſo bildete dieſes noch
zwei große Fluͤgel an dem Thiere und dieſes glich
nun wirklich mehr einer ungeheuren beladenen
Biene als einem Pferde, und flog mit Heinrich
luſtig von der Bruͤcke auf, welche jetzt endlich zu
Ende war.

Heinrich ritt oder flog jetzt durch die ſonnigen
Straßen der Stadt, welche herrlich und fabelhaft
ausſahen und ihm doch ganz bekannt waren, bis
er unter die himmelhohen Linden kam, zwiſchen
welchen in der Hoͤhe die zwei goldenen Muͤnſter¬
kronen glaͤnzten mit lebendigen Maͤdchen ange¬
fuͤllt. Das goldene Bienenpferd ſchwang ſich
mit ihm hoͤher und hoͤher und ſetzte ſich endlich
auf einen gruͤnen Lindenaſt, welcher gerade zwi¬
ſchen beiden Kronen mitteninne ſchwebte.

»Das ſind,« ſagte das luſtige Vogelthier, »die
heirathsluſtigen Jungfernmaͤdchen dieſes Landes,
unter denen Du Dir als wohlbeſtellter Mann
fuͤglich eine Frau ausſuchen kannſt.« Heinrich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0264" n="254"/>
vier Beine des Pferdes, wie der Blumen&#x017F;taub,<lb/>
welcher die Ho&#x0364;schen der Bienen bildet, &#x017F;o daß<lb/>
es bald nicht mehr gehen konnte. Da es aber<lb/>
immer mehr Gold regnete, &#x017F;o bildete die&#x017F;es noch<lb/>
zwei große Flu&#x0364;gel an dem Thiere und die&#x017F;es glich<lb/>
nun wirklich mehr einer ungeheuren beladenen<lb/>
Biene als einem Pferde, und flog mit Heinrich<lb/>
lu&#x017F;tig von der Bru&#x0364;cke auf, welche jetzt endlich zu<lb/>
Ende war.</p><lb/>
        <p>Heinrich ritt oder flog jetzt durch die &#x017F;onnigen<lb/>
Straßen der Stadt, welche herrlich und fabelhaft<lb/>
aus&#x017F;ahen und ihm doch ganz bekannt waren, bis<lb/>
er unter die himmelhohen Linden kam, zwi&#x017F;chen<lb/>
welchen in der Ho&#x0364;he die zwei goldenen Mu&#x0364;n&#x017F;ter¬<lb/>
kronen gla&#x0364;nzten mit lebendigen Ma&#x0364;dchen ange¬<lb/>
fu&#x0364;llt. Das goldene Bienenpferd &#x017F;chwang &#x017F;ich<lb/>
mit ihm ho&#x0364;her und ho&#x0364;her und &#x017F;etzte &#x017F;ich endlich<lb/>
auf einen gru&#x0364;nen Lindena&#x017F;t, welcher gerade zwi¬<lb/>
&#x017F;chen beiden Kronen mitteninne &#x017F;chwebte.</p><lb/>
        <p>»Das &#x017F;ind,« &#x017F;agte das lu&#x017F;tige Vogelthier, »die<lb/>
heirathslu&#x017F;tigen Jungfernma&#x0364;dchen die&#x017F;es Landes,<lb/>
unter denen Du Dir als wohlbe&#x017F;tellter Mann<lb/>
fu&#x0364;glich eine Frau aus&#x017F;uchen kann&#x017F;t.« Heinrich<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0264] vier Beine des Pferdes, wie der Blumenſtaub, welcher die Hoͤschen der Bienen bildet, ſo daß es bald nicht mehr gehen konnte. Da es aber immer mehr Gold regnete, ſo bildete dieſes noch zwei große Fluͤgel an dem Thiere und dieſes glich nun wirklich mehr einer ungeheuren beladenen Biene als einem Pferde, und flog mit Heinrich luſtig von der Bruͤcke auf, welche jetzt endlich zu Ende war. Heinrich ritt oder flog jetzt durch die ſonnigen Straßen der Stadt, welche herrlich und fabelhaft ausſahen und ihm doch ganz bekannt waren, bis er unter die himmelhohen Linden kam, zwiſchen welchen in der Hoͤhe die zwei goldenen Muͤnſter¬ kronen glaͤnzten mit lebendigen Maͤdchen ange¬ fuͤllt. Das goldene Bienenpferd ſchwang ſich mit ihm hoͤher und hoͤher und ſetzte ſich endlich auf einen gruͤnen Lindenaſt, welcher gerade zwi¬ ſchen beiden Kronen mitteninne ſchwebte. »Das ſind,« ſagte das luſtige Vogelthier, »die heirathsluſtigen Jungfernmaͤdchen dieſes Landes, unter denen Du Dir als wohlbeſtellter Mann fuͤglich eine Frau ausſuchen kannſt.« Heinrich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/264
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/264>, abgerufen am 26.04.2024.