Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Schlesisches Bauerngespräch zwischen Vetter Hanß und Muhm Ohrten, gehalten zu R .... bei Großglogau im November 1758. Muhm Ohrte. Ih, lange nicht gesahn, und doch noch gut gekannt, Willkommen Vetter Hans, mei Herz giebt dir die Hand, Bist du noch hübsch gesund? du scheinst mir nich recht munter; J worum schlägst du dann die Augen so herunter? Vetter Hans. Die Zeiten seyn darnach. Wer kann doch lustig seyn, Der Krieg ist noch nich gar; und nach dem prophezeyn Soll er sich eher nich als in fünf Jahren schlüßen. Wie vielmal wird man da noch Haber liefern müßen; Und Haber nich allein auch Stroh und Heu und Korn. Ohrte. Wer kann sich helfen, wanns der liebe Goot im Zorn Nu so beschlossen hat, so müßen wir es tragen. Doch jo fürwohr! du darfst dich übern Krieg beklagen; Schleſiſches Bauerngeſpraͤch zwiſchen Vetter Hanß und Muhm Ohrten, gehalten zu R .... bei Großglogau im November 1758. Muhm Ohrte. Ih, lange nicht geſahn, und doch noch gut gekannt, Willkommen Vetter Hans, mei Herz giebt dir die Hand, Biſt du noch huͤbſch geſund? du ſcheinſt mir nich recht munter; J worum ſchlaͤgſt du dann die Augen ſo herunter? Vetter Hans. Die Zeiten ſeyn darnach. Wer kann doch luſtig ſeyn, Der Krieg iſt noch nich gar; und nach dem prophezeyn Soll er ſich eher nich als in fuͤnf Jahren ſchluͤßen. Wie vielmal wird man da noch Haber liefern muͤßen; Und Haber nich allein auch Stroh und Heu und Korn. Ohrte. Wer kann ſich helfen, wanns der liebe Goot im Zorn Nu ſo beſchloſſen hat, ſo muͤßen wir es tragen. Doch jo fuͤrwohr! du darfſt dich uͤbern Krieg beklagen; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0536" n="376"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Schleſiſches Bauerngeſpraͤch</hi><lb/> zwiſchen<lb/><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vetter Hanß und Muhm Ohrten</hi>,</hi><lb/> gehalten zu R .... bei Großglogau<lb/> im November 1758.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <sp who="#OHR"> <speaker><hi rendition="#g">Muhm Ohrte</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#in">I</hi>h, lange nicht geſahn, und doch noch gut gekannt,<lb/> Willkommen Vetter Hans, mei Herz giebt dir die Hand,<lb/> Biſt du noch huͤbſch geſund? du ſcheinſt mir nich<lb/> recht munter;<lb/> J worum ſchlaͤgſt du dann die Augen ſo herunter?</p> </sp><lb/> <sp who="#HAN"> <speaker><hi rendition="#g">Vetter Hans</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Zeiten ſeyn darnach. Wer kann doch luſtig ſeyn,<lb/> Der Krieg iſt noch nich gar; und nach dem prophezeyn<lb/> Soll er ſich eher nich als in fuͤnf Jahren ſchluͤßen.<lb/> Wie vielmal wird man da noch Haber liefern muͤßen;<lb/> Und Haber nich allein auch Stroh und Heu und Korn.</p> </sp><lb/> <sp who="#OHR"> <speaker><hi rendition="#g">Ohrte</hi>.</speaker> <p> Wer kann ſich helfen, wanns der liebe<lb/> Goot im Zorn<lb/> Nu ſo beſchloſſen hat, ſo muͤßen wir es tragen.<lb/> Doch jo fuͤrwohr! du darfſt dich uͤbern Krieg beklagen;<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [376/0536]
Schleſiſches Bauerngeſpraͤch
zwiſchen
Vetter Hanß und Muhm Ohrten,
gehalten zu R .... bei Großglogau
im November 1758.
Muhm Ohrte.
Ih, lange nicht geſahn, und doch noch gut gekannt,
Willkommen Vetter Hans, mei Herz giebt dir die Hand,
Biſt du noch huͤbſch geſund? du ſcheinſt mir nich
recht munter;
J worum ſchlaͤgſt du dann die Augen ſo herunter?
Vetter Hans.
Die Zeiten ſeyn darnach. Wer kann doch luſtig ſeyn,
Der Krieg iſt noch nich gar; und nach dem prophezeyn
Soll er ſich eher nich als in fuͤnf Jahren ſchluͤßen.
Wie vielmal wird man da noch Haber liefern muͤßen;
Und Haber nich allein auch Stroh und Heu und Korn.
Ohrte. Wer kann ſich helfen, wanns der liebe
Goot im Zorn
Nu ſo beſchloſſen hat, ſo muͤßen wir es tragen.
Doch jo fuͤrwohr! du darfſt dich uͤbern Krieg beklagen;
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